Halbes Jahr Käferchen

Jetzt gerade liegt es neben mir, mein süßes drittes Baby und schnorchelt selig. Vielleicht schaffe ich es ja, die Zeit zu nutzen, um endlich endlich einen Text zu schreiben. Einen Text über dieses Baby, das nicht geplant, aber dann doch so richtig für uns war. Einen Text für unser Käferchen!

Fast sechs Monate sind jetzt schon rum seit seiner Geburt. Was schon an sich völlig verrückt ist, selbst wenn man die komische Zeitverzerrung ignoriert, die immer zuschlägt, sobald man ein neues Baby hat. Die ersten Wochen oder Monate ziiiieeehen sich meistens wie Kaugummi – und danach klimpert man zweimal mit den Wimpern und schwupps, ist das Kind fast volljährig. Oder immerhin sechs Monate alt.

Diesmal, bei unserem dritten Baby, waren die ersten Monate extra krass. Infektion kurz nach der Geburt, Krankenhaus, Sorgen, dann die blöden Stillprobleme, Brustentzündung, noch mehr Stillprobleme. Ich bin immer noch traurig über diese erste Zeit mit meinem doch definitiv (!!!) letzten Baby. Mit genießen war da nix. Dabei hätte es so schön sein können. Und ja, zwischendurch war es auch sehr schön, wenn ich mal kurz Schmerzen und Sorgen vergessen konnte. Denn unser Käferchen war so so so süß! Ist es immer noch. Aber ich erzähle euch mal kurz, wie die ersten Monate waren.

So ein kleines Geschöpf!

Also, erst mal war mein drittes Baby tatsächlich das kleinste und zarteste von allen. Mit für meine Verhältnisse geradezu anorektischem Gewicht von 3400 Gramm geboren, war mein zweiter kleiner Junge so winzig und leicht! Nur die platte Nase und diese ganz besondere Augenform, die der Papa hier scheinbar dominant vererbt (und von der keiner so genau weiß, woher er sie eigentlich hat, huch!!) waren von Geburt an ganz genau wie die der Geschwister.

Die übersichtlichen Maßen hat der kleine Mann jedenfalls auch nicht lange behalten. Einmal gesund und munter, kam Kilo auf Kilo auf Kilo. Jetzt mit knapp sechs Monaten tritt der kleine in die Fußstapfen des großen Bruders und ist mit Siebenmeilenstiefeln auf dem Weg, die Zehnkilomarke zu knacken. Und auch sonst gleicht der Kleine dem Großen enorm – zumindest was das Aussehen angeht. Ich bin jetzt schon sicher, dass ich in zwanzig, oder vielleicht auch schon in zehn Jahren, völlig durcheinander kommen werde beim Babyfotos anschauen. Die beiden Jungs sehen sich unglaublich ähnlich!

Ein ausgeglichenes Gemüt

Vom Temperament her sehe ich unseren Kleinsten hingehen näher an seiner Schwester. Ich sage ja immer (natürlich nicht ganz ernst gemeint): Man kriegt immer das Kind, das man gerade noch so ertragen kann. Und wenn das stimmt, dann hat das bei uns wieder perfektico geklappt, wie meine Tochter sagen würde.

Das Käferchen ist nämlich quasi seit seinen ersten Atemzügen ein entspanntes Kind. Rückblickend ist es geradezu verrückt, aber als ich mein drittes Baby frisch geboren im Arm hielt und es weder Schrei noch Quäken von sich gab, war ich überhaupt nicht nervös. Der kleine Junge atmete ganz ruhig, hielt aber die Augen geschlossen und ruhte völlig in sich. In dieser Hinsicht war er wirklich völlig anders als sein großer Bruder, der vor acht Jahren schon aus vollem Halse schrie, als er noch nicht mal vollständig geboren war.

Ein stets gut gelauntes Baby

Das entspannte Gemüt hat unser Käferchen auf jeden Fall bis zum heutigen Tag behalten – und ich hoffe sehr, dass das so bleibt. Überhaupt sagen wir oft, dass der Kleinste unser fröhlichstes Kind ist. Wir erfreuen uns wirklich täglich an seiner guten Laune. Am schönsten ist es, wenn der Kleine aus einem Schläfchen aufwacht. Sobald er die Augen aufschlägt, strahlt er uns an. Sogar dann, wenn er eigentlich sofort Hunger hat und deswegen im Grunde eher schlecht gelaunt aufwacht. Erst wird übers ganze Gesicht gegrinst, wie so ein merkwürdiger Gute-Laune-Reflex – dann erst geht die Hungersirene an.

Motzphasen kennen wir aber natürlich trotzdem. Die letzte war, kurz bevor das Baby gelernt hat, gezielt nach Dingen zu greifen. Aktuell machen wir eine weitere Meckerphase durch, weil das kleine Dickerchen sich noch nicht zuverlässig gut zu drehen schafft. Unser fröhlichstes ist nämlich zugleich auch ein bisschen unser faulstes Kind. Die anderen beiden haben sich in seinem Alter schon munter durch die ganze Bude gekugelt. Das Käferchen lässt es offenbar ein bisschen gemütlicher angehen. Er hat es zwar schon ein paar Mal geschafft, sich vom Rücken auf den Bauch zu drehen, sieht aber wohl den Zweck dahinter nicht so recht.

Geschwister sind das beste

Als drittes Kind wird er aber natürlich auch überdurchschnittlich viel bespaßt und beschäkert. Irgendein Geschwisterchen findet sich immer, das einem ein Spielzeug anreicht oder Grimmassen für einen schneidet. Die beiden Großen lieben ihn jedenfalls aus vollstem Herzen, was uns schon das ein oder andere Mal dicke große Freudentränen in die Augen getrieben hat.

Die drei sind jetzt schon ein Superteam und ich liebe auch den Altersabstand von jeweils rund vier Jahren. Klar ist es oft anstrengend mit drei Kindern. Aber es ist sehr erleichternd, dass die beiden Großen beide schon sehr selbstständig sind und sich auch mal zurück nehmen können (der Große tatsächlich sehr viel besser als das Räupchen, die doch noch in eine recht anstrengende Trotzphase gekommen ist, die bisher auch nicht so richtig wieder aufhören will, uff).

Entspannte Nächte

Gerade ist es nachts sehr entspannt. Ich stille einfach im Liegen und schlafe deswegen schnell wieder ein. Das Käferchen übrigens ebenso. Überhaupt hatte er super schnell einen tollen Tag-Nacht-Rhythmus. In seinen ersten Lebensmonaten hat er nachts sogar oft fünf oder sechs Stunden am Stück geschlafen – damals fanden meine Brüste das gar nicht so toll. Jetzt, wo ich mich über eine längere Pause freuen würde, hat er seinen Schlaf aber natürlich umgestellt und wacht mindestens alle drei Stunden auf. Naja, so ist es halt. Und ich kann mich echt nicht beschweren, weil es immerhin keine langen Wachphasen gibt, sondern das Baby nur nachtankt und dann zufrieden weiterschnorchelt.

Natürlich gibt es trotzdem oft Momente, in denen ich meine alten Freiheiten betrauere. Es fühlt sich tatsächlich häufiger mal so an, als wäre ich unfreiwillig in der Zeit zurück katapultiert worden. Schon wieder Schlafmangel, schon wieder dieses Gefühl aus ständig gefordert und gleichzeitig unterfordert zu sein. Und ich habe ganz ehrlich so rein gar keine Lust auf die anstrengende Kleinkindzeit, in der man dem krabbelnden oder ungeschickt tapsenden Kind ständig auf den Fersen sein muss, damit es sich nicht vor das nächste fahrende Auto stürzt oder das nächste gefährliche Klettergerüst erklimmt.

Unser easy Drittkind

Aber ich bin optimistisch, dass die anstrengenden Momente sich mit den zauberhaften ausgleichen werden. Und dann hab ich ja noch zwei kleine Helfer, die mir sicher auch mal helfen werden, den Allerkleinsten im Auge zu behalten. Drei Kinder zu haben fühlt sich für mich mittlerweile richtig natürlich und gleichzeitig komplett abwegig an. So viel Verantwortung für drei kleine Menschen, die ich sogar alle noch selbst produziert habe! An manchen Tagen macht mich das völlig fertig. Aber dann ist es halt auch einfach wieder mein Leben, das schon halbwegs easy weitergehen wird.

Ich bin jedenfalls sehr dankbar für dieses easy Drittkind, das es uns sehr leicht macht, im Leben als Fast-schon-Großfamilie anzukommen. Wie immer fühlt es sich an, als hätte uns genau dieses Kind noch gefehlt. Am Ende wird also doch mal wieder alles gut. Glück gehabt! 😉

2 Kommentare zu „Halbes Jahr Käferchen

  1. Antonia

    Das klingt echt nach einem zuversichtlichen ‚happy end‘ oder vielleicht eher ‚happy new beginning‘ nach der Achterbahnfahrt in Schwangerschaft und Wochenbett. Ich freue mich immer über deine Offenheit. Als Mutter bzw. Eltern erlebt man eben einfach diesen Zwiespalt zwischen ganz großer Freude und Liebe und dem Gedanken ‚wie konnten wir nur so wahnsinnig sein, uns das (erneut) anzutun‘. Wir haben auch den Eindruck, dass unser Kind eher zu der herausfordernden Sorte gehört, weshalb wir uns auch bisher nicht an Nr. 2 getraut haben. Die Erinnerung an den an Folter grenzenden Schlafmangel ist wohl noch zu präsent. Er braucht zb neben der normalen Einschlaf- praktisch immer auch eine Aufwachbegleitung, ein Kind, das mit einem Grinsen aufwacht kann ich mir gar nicht vorstellen :-). Wie das eventuelle nächste Kind wird, weiß man ja leider (oder zum Glück) vorher nicht. Von daher ist so ein ‚Unfall‘ des Schicksals vielleicht manchmal das beste :-). Ich wünsche euch, dass ihr das Käferchen jetzt noch so richtig genießen könnt.

    • Ohweia, du erinnerst mich da an eine sehr anstrengende Zeit! Mein großer Sohn war als älteres Baby und dann die ganze Kleinkindzeit auch genau so. Da war sein Mittagsschlaf zwar eine Pause, die ich unbedingt brauchte. Ich konnte mich aber währenddessen schon darauf vorbereiten, dass seine schlechte Laune mich im Anschluss sehr lange auf Trab halten würde. Das kam mir echt immer sehr undankbar vor und hatte sich dann auch erst erledigt, als er irgendwann keinen Mittagsschlaf mehr brauchte. Zum Glück war die kleine Schwester dann sehr viel fröhlicher nach ihren Schläfchen. Also Mut zum Zweitkind! Oder Mut zum Unfall. 😉

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