Das Ich-will-alles-Prinzip

Im April 2013 war ich fast im fünften Monat schwanger und sorgte mich vor allem darum, als junge Mutter nicht mehr „alles“ haben zu können – vor allem was meine mögliche berufliche Karriere beträfe. Nun, gut 1 ½ Jahre später, weiß ich: Nicht meine Arbeitgeber stellen mir Beinchen, sondern die mangelhafte Kinderbetreuung. Und damit nicht genug: Selbst mein eigenes Kind torpediert mitunter mein Ich-will-alles-Prinzip – aber das ist natürlich vergleichsweise weniger dramatisch.

Rückblick-Post: April 2013

(und ich im 4. Monat schwanger)

Ein Einstieg in die Problematik, jung und gebildet zu sein, alle Karrierevoraussetzungen mitzubringen und sich dennoch nicht ins Karriereweibchenschema pressen lassen zu wollen. Mit 26 einfach mal ein Kind kriegen. Dann macht das Klagen auf hohem Niveau noch mehr Spaß! Der Start zu einem kritischen Blog:

Es ist ganz herrlich, den ersten Beitrag zu meinem zukünftigen Blog zu schreiben, kurz nachdem die CDU-Frauen im Bundestag endgültig in Sachen Frauenquote eingeknickt sind. WDR5-Politikum-Moderator Philipp Engel verglich die Bemühungen der Bundestagsfrauen gestern mit verzweifelten „Leibesübungen“ („Im-Prinzip-dafür-aber-trotzdem-dagegen-Pirouetten“, allgemeines „Schlammcatchen“) und das ist wohl metaphorisch treffend und noch halbwegs nett ausgedrückt. Feste Quoten sind nun erst mal auf 2020 verschoben, parteiübergreifender Kampf der Politikerinnen wird wohl genauso illusorisch bleiben wie er es doch zumeist ist. Loyalität unter Frauen ist ein ganz anderes Thema, da bleibt noch Zeit und Papier, sich mal genauer damit zu befassen.

Für mich bleibt zunächst ein dankbarer Einstieg ins Thema: Ich mache mir Sorgen. Und das bereits jetzt, über ein Jahr vor meinem finalen Hochschulabschluss. An sich entspreche ich durchaus dem Prototyp einer recht zielstrebigen und durchschnittlich ehrgeizigen Studentin: Mit Bachelor und bald auch mit Masterabschluss im Gepäck, mit Auslandserfahrung, Fremdsprachenkenntnissen, zahlreichen Praktika und Nebenjobs, begebe ich mich nun schon bald auf Jobsuche. Meine Qualifikationen sollten da eigentlich ausreichend sein. Warum ich mir trotzdem Sorgen mache?

Kind und Karriere – kann ich das schaffen?

Der Grund für meine Sorgen sollte eigentlich ein Grund zur Freude sein: Ich bin nun bald im 5. Monat schwanger. Ich möchte keine reine Karrierelady werden, sondern auch eine Familie mit Kindern haben dürfen. Das Paradoxe: ich habe mir den Zeitpunkt durchaus bewusst ausgesucht, auch damit ich meine zukünftige Karriere nicht aufgrund von Mutterschutz und Elternzeit zu schnell unterbrechen muss. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich ohne große Probleme mein Studium um ein Jahr verlängern und ein Kind kriegen, bevor ich ins Berufsleben einsteige. Und natürlich habe ich auch Lust, genau jetzt ein Kind zu bekommen! Der Mann und ich sind jetzt bereit dazu und wir wollen nicht auf den noch perfekteren Zeitpunkt warten. Jetzt ist es perfekt – das bestimmen wir allein und nicht die äußeren Umstände. Und trotzdem mache ich mir Sorgen, ob das alles so klappt.

Es ist durchaus nicht so, dass ich nun überaus ängstlich wäre. Ich freue mich unglaublich auf die Veränderungen in den nächsten Monaten und im nächsten Jahr und ich traue mir zu, einige Monate nach der Geburt mein Abschlusspraktikum zu absolvieren und meine Masterarbeit zu schreiben. Ich stelle mir das alles großartig vor und natürlich wird mein Kind in meiner Vorstellung überaus problemlos, fröhlich, ruhig und vor allem natürlich bildschön!

„Karrieremenschen“ vs. „Familienmenschen“

Die Sorge aber bleibt. Zwar kann ich meinem zukünftigen Arbeitgeber versichern, dass ich so bald nicht wegen Mutterschutz und Elternzeit ausfallen werde – das habe ich ja dann alles erst mal hinter mir. Doch ich sorge mich immer noch ob der Vorurteile, die berufstätigen Müttern entgegengebracht werden. Es ist doch so viel einfacher für Unternehmen, Männer einzustellen, die weder schwanger werden können und von denen auch nicht verlangt wird, zu Hause zu bleiben, wenn das Kind erkrankt.

Wäre nun endlich eine Frauenquote durchgesetzt worden, wären auch immer wieder Dinge angesprochen worden, die damit zusammenhängen: mehr Akzeptanz für Angestellte mit Familie, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mehr Betriebskindertagesstätten und vielleicht sogar ein Appell an die Väter: Bleibt doch auch mal Zuhause, wenn euer Kind krank ist und lasst nicht eure Frau das Aufsichtsratsmeeting absagen! Ohne feste Quote kann aber weiterhin so getan werden, als gäbe es nur „Karrieremenschen“ (überwiegend Männer, die die Familie eben ihren Frauen überlassen) und „Familienmenschen“ (überwiegend Frauen, die ihren Beruf bereitwillig den Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen „opfern“).

Ich will beides!

Ich habe nicht vor, mich für eins von beidem zu entscheiden. Ich will beides. Ich will alles. Und um die Herausforderungen, die dieses Ich-will-alles-Prinzip mit sich bringt, wird es in diesem Blog gehen. Welche Hürden stellen sich mir als junger Mutter und Akademikerin? Wo werde ich unterstützt? Wie viel Kraft, Ehrgeiz oder sogar Kampfgeist muss ich aufbringen? Ich werde es bald sehen.

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