8. September 2022 Kategorie: Blogartikel
Zu fünft auf 80 qm
Ich weiß, viele von euch wünschen sich eigentlich einen leicht anderen Artikel. Ich werde häufiger gefragt, ob ich nicht mal einen Text über das neue Leben zu fünft schreiben kann. Und ja, ich würde so gerne. Allerdings würde so ein Text voller Gefühle – auch ambivalenter Art – stecken. Und dazu fehlt mir aktuell sowohl die Zeit als auch die Stimmung. Dafür picke ich mir jetzt gewissermaßen ein Unterthema raus, das auch mit dem Leben zu fünft zusammenhängt: die Frage nämlich, wie wir das eigentlich machen, zu fünft auf 80 qm leben.
Ich muss zugeben, dass einer meiner ersten Gedanken nach dem positiven Schwangerschaftstest war: Scheiße, wir müssen umziehen. Ich wollte nicht umziehen, zumindest noch nicht. Unsere Wohnung ist richtig schön, wir haben vor drei Jahren sogar in einen wunderschönen Holzboden investiert und es uns, so gut es in einer Mietwohnung eben geht, gemütlich gemacht. Hinzu kommt: die Bude ist echt günstig. Wir sind vor knapp fünf Jahren quasi kurz vor Mietpreis-Exodus hier eingezogen. Schon kurze Zeit später merkte man, wie die Preise beachtlich anzogen. Außerdem waren wir damals froh, mit zwei Kindern überhaupt etwas Neues gefunden zu haben (mehr dazu lest ihr hier).
Gerade frisch schwanger kam es mir aber absurd vor, mit dann demnächst drei Kindern in 3 Zimmern auf 80 qm wohnen zu bleiben. Aber ich spoiler schon mal: dieses Gefühl hat sich mittlerweile etwas geändert. Der Hauptgrund ist natürlich nach wie vor das liebe Geld. Für eine identische Wohnung würden wir bei unserer privaten Wohnungsgesellschaft mittlerweile mindestens 200 € mehr zahlen – für eine größere Wohnung mit ein bis zwei Zimmern mehr wären wir locker 500 bis 600 € mehr los, wenn nicht noch mehr.
Und dann gibt es da noch einen anderen Grund, warum wir in den nächsten Jahren nicht umziehen wollen: wir haben den losen Plan, ein Sabbatical im Ausland zu machen, sobald das Baby zu einem halbwegs großen Kind herangewachsen ist. Eine günstige Wohnung kann man in dieser Zeit evtl. noch mitfinanzieren. Ein große Bude, die einen monatlich 1.500 € oder mehr kostet, müsste man sicherlich aufgeben oder zwischenvermieten (was legal fast unmöglich ist).
Zusätzlich belasten uns alle natürlich gerade die steigenden Preise für Energie und Wärme. Wir beziehen in unserer Wohnung zwar Fernwärme, aber auch die wird deutlich teurer werden und wir sind gerade sehr froh, kommenden Winter nur unsere bescheidenen 80 qm warm kriegen zu müssen – und nicht beispielsweise ein ganzes Haus.
Wir machen es uns schön auf 80 qm
So, jetzt haben wir aber genug über Geld geredet. Bestimmt hat die/der eine oder andere von euch sich in diesen Gedanken aber wiedergefunden. Die Kosten steigen und steigen ja für uns alle – und gerade mit Kindern guckt man da echt in die Röhre und fragt sich, wer das eigentlich alles noch finanzieren soll und wovon. Aber egal, kommen wir zu den schönen Gedanken zurück: da wäre nämlich der Gedanke, dass man es sich auch zu fünft auf 80 qm durchaus schön machen kann. Das ist nun nämlich unser Plan für die kommende kalte Jahreszeit!
Ich bin ganz ehrlich: wir sind hier schon seit Monaten am rödeln und tun. Aber so richtig sieht man die gewünschten Ergebnisse noch nicht. Umbauen und schöner machen ist ein Prozess. Und der dauert. Sich von einst geliebten Dingen zu trennen, dauert. Zu verstehen, was man eigentlich will und braucht, dauert. Und oft bedeutet das einige Irrwege.
Bei uns hieß das, dass wir zunächst die Wohnung zu zwei Kinderzimmern, einem Wohn/Schlafzimmer und einer Küche mit Büroecke umgebaut haben um dann zu merken, dass wir uns so nicht wohl fühlen. Vor allem ich hatte das Gefühl, nun gar keinen Raum mehr für mich in der Wohnung zu haben. Plötzlich war alles entweder Kinderbereich oder Gemeinschaftsbereich. Ich allein fand in dieser Wohnung irgendwie gar nicht mehr statt. Kein schönes Gefühl. Also planen wir jetzt neu.
Und wieder alles umplanen
Das Wohn/Schlafzimmer soll wieder mehr zu einem Elternzimmer werden, inklusive kleinem Sofa und Büroecke. Uns schwebt ein richtig gemütliches Zimmer vor (übrigens auch das einzige mit Teppichboden und zudem das, in das abends immer ganz wunderschön die Sonne scheint, selbst im Winter), in dem wir Eltern wieder ein bisschen mehr Rückzugsmöglichkeiten haben.
Dafür wollen wir dann auch die Küche umbauen. Die ist bei uns eh der größte Raum der ganzen Wohnung und sollte daher noch Platz für ein größeres Sofa haben, auf dem man dann auch gemütlich sitzen kann. Dadurch kann die Küche der Hauptaufenthaltsraum für die gesamte Familie werden. Warum auch nicht? Am schönsten ist ja eh da, wo der Kühlschrank nicht weit ist. Als erstes steht jetzt aber an, den Flur neu zu organisieren und dort mehr Staufläche für alles zu schaffen, was in den anderen Räumen keinen Ort mehr hat, was aber auch nicht in den Keller soll, weil man es häufiger braucht (wichtige Ordner, Briefumschläge und so was).
Wichtig ist vor allem: wir brauchen viel mehr geschlossene Schränke. Eigentlich waren wir immer Fans von offenen Regalen und fühlten uns im kreativen Chaos sehr wohl. Drei Kinder später, die alle noch ihr eigenes Chaos mitbringen, sieht das dann doch etwas anders aus. Ich denke auch oft: mit jedem Kind habe ich mehr Chaos im Kopf. Da brauche ich einfach mehr Ruhe um mich rum. Also ist unser Ziel jetzt, die Wohnung weiter zu entschlacken und zumindest fürs Auge cleaner und aufgeräumter zu machen. Aussortiert haben wir schon sehr gut. Jetzt müssen wir mehr geeigneten Stauraum schaffen, bzw. die offenen Lösungen gegen geschlossene austauschen.
In den letzten Wochen ging es mir gar nicht gut, weil ich mich mit dem aktuellem Zwischenzustand nicht wohl gefühlt hatte, aber auch Angst vor noch mehr Veränderung hatte. Nun, da wir die weiteren Veränderungen besprochen haben und nach und nach angehen wollen, freue ich mich drauf. Wir machen es uns jetzt hier noch mal richtig schön auf unseren 80 qm.
So sieht es also gerade aus. Das Leben zu fünft auf 80 qm ist vielleicht ein bisschen komplizierter, aber dafür eben auch deutlich günstiger und mit weniger Verantwortung verbunden. Klar träumen wir manchmal von fünf Zimmern mit Garten – welche Familie würde das nicht? Aber in der Stadt (bzw. in den von uns bevorzugten Vierteln der Stadt) ist das für uns derzeit einfach unerschwinglich. Dafür haben wir ja immerhin noch unseren Schrebergarten – und der fühlt sich in der warmen Jahreszeit wirklich immer wie ein Sechser im Lotto an.
Und jetzt der Serviceteil
War’s das jetzt mit Erzählen? Nein, noch nicht ganz. Vielleicht schaffe ich zum Schluss noch einen kleinen Serviceteil. Also los, hier kommen meine Tipps zum Co-existieren als Familie auf kleinem Raum:
- Den Kindern mehr Platz verschaffen: ab einem gewisse Alter sind die Geschwisterstreits kaum aushaltbar. Getrennte Zimmer oder eigene Bereiche innerhalb eines Zimmers helfen.
- Kreativ denken: oft ist man so verhaftet in den klassischen Strukturen Wohnzimmer/Schlafzimmer/Küche. Aber vielleicht geht es auch anders? Welche Bereiche lassen sich womöglich gut zusammenlegen?
- Großzügig aussortieren: immer an Marie Kondo denken! Was dich nicht glücklich macht (oder was du einfach nie oder super selten brauchst), kommt weg.
- Trennung mit schwerem Herzen: auch Dinge, die im Moment keinen Platz haben, müssen raus. Gilt leider auch für Lieblingsmöbelstücke, die einfach zu raumgreifend sind.
- Geschlossene Fronten vor: kreatives Chaos gut und schön, aber je kleiner der Raum, desto cleaner sollte er sein. Sorgt für Ruhe in Wohnung und Kopf.
- Sich selbst nicht vergessen: nicht nur Kinder brauchen Rückzugsorte, sondern auch die Eltern. Dafür sollte selbst in der kleinsten Hütte Platz eingeplant werden.
Wichtiger Abbinder: glaubt bloß nicht, dass mir das Umsetzen dieser Tipps besonders leicht fallen würde! Ich sag euch, es ist oft ein schmerzhafter und langwieriger Prozess, sich von Dingen zu trennen. Oder auch das Brett vorm Kopp wegzukriegen und einfach mal ein bisschen um die Ecke zu denken. Was ist wirklich wichtig? Worauf kommt es wirklich an? Diese Fragen muss man sich manchmal tausendmal stellen, bis man irgendwann endlich bereit ist, die richtigen Veränderungen anzugehen. Hier wird sich in den nächsten Monaten sicherlich noch eine Menge tun – langsam und nacheinander. Und vielleicht werden sich die Pläne auch immer wieder ändern. Aber am Ende wird es bestimmt sehr viel besser und schöner!
Wie lebt ihr mit euren Kindern?
Und jetzt kommt ihr: wohnt ihr auch auf gefühlt zu kleinem Raum? Welche Lösungen findet ihr dafür? Und was hält euch vom Umziehen auf mehr Fläche ab? Ich freu mich auf eure Kommentare und gerne auch auf Tipps, wie wir uns hier noch besser organisieren können – zu fünft auf 80 qm.
Hallo Sophie,
ich freu mich riesig, dass du nach einer etwas längeren Pause auch wieder hier geblogt hast. Danke dafür.
Ich verstehe deine Gedanken zum Thema „Bezahlbarkeit/ nicht Bezahlbarkeit einer größeren Wohnung“ so gut.
Wir haben uns vor knapp 2 Jahren nach langer Suche nach DEM perfekten Haus geschlagen gegeben und haben einen Blumenstrauß an Kompromissen gekauft.
Es ist immer eine Gradwanderung und wenn ich meinen Job irgendwann nicht mehr machen will, werde ich mich fragen, was uns getrieben hat, dass wir gerade da gekauft haben.
Aber ich hatte auch keine Lust mehr den Stress mit Vermietern/nervigen Hausgemeinschaften und nicht durch mich zu heilenden Baumängeln zu leben.
Jetzt fühle ich mich wie ein unfreiwilliger Protagonist in einer Hornbachwerbung – Jabbajajajippijippi Yaeh…
In diesem Sinne danke ich dir sehr für deine Anregungen, wie „wohnen“ zu optimieren ist – manchmal bewirken Blogartikel mehr, als irgenwelche schlauen Ratgeber…
Ich geh dann mal (wieder) sortieren und inserieren.
Danke!
Sophie
Haha OK, dann wünsche ich weiterhin viel Spaß auf der Baustelle! 😀 Früher mochte im häufiges Umziehen sogar, weil das „alles auf neu“ immer so schön inspirierend war. Naja, drei Kinder später sehe ich das irgendwie anders. Für uns ist auch die Lage unserer Wohnung echt wichtig: nah an der besten Grundschule der Stadt (subjektive Meinung 😉 ) und wir fühlen uns so städtisch echt wohl.
Aus deiner Antwort lese ich raus, dass ihr mit der Lage des Hauses eher hadert? Wird es sich denn gut verkaufen lassen, wenn ihr doch wieder woanders hin wollt?
Schön, mal wieder was von dir zu lesen 🙂
Wir sind ja auch zu fünft, allerdings auf 115m². Aus eurer Sicht wahrscheinlich paradiesisch, aus unserer immer noch knapp 😉 Das größte Problem ist dabei echt, das mit jedem Kind auch Unmengen von Kram Einzug halten. Erst die wirklich großen, sperrigen Sachen, von Babytrapez bis Bobby Car, aber auch der ganze „Kleinkram“ größerer Kinder will ja organisiert und verstaut werden. Alleine Lego so unterzubringen, dass es keine drei Regale einnimmt, aber das Kind trotzdem seine Sets ohne stundenlanges Kleinteilsuchen aufbauen kann, dazu so robust, dass man das auch wieder zusammensortiert kriegt, wenn das kleine Geschwist sich mal drei der aufgebauten Sets geschnappt hat und kreativ geworden ist… Argh.
Ich stimme dir zu, dass großzügiges Aussortieren der einzige Weg ist, das Chaos zumindest etwas zu bannen. Leider sind unsere Großen bei Spielzeug überhaupt nicht bereit, loszulassen (wir hatten schon Schreikrämpfe wegen Babyrasseln, die laut dem Siebenjährigen noch sehr wichtig sind). Und für „unseren“ Kram, der sich so im Laufe der Zeit gesammelt hat, bräuchte ich einfach Zeit und Ruhe. Blöderweise arbeite ich, wenn die Kinder aus dem Haus sind, und „mal ne Stunde“ hier und da bringt uns nicht nach vorne. Sag Bescheid, wenn du da den Heiligen Gral findest 🙂
Was uns sehr geholfen hat, war, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und manche Spielwelten einfach auszulassen (egal, was die schenkwillige Verwandtschaft davon hält). Dafür sind wir bei Dingen, an denen die Kinder unserer Meinung nach nachhaltig Spaß haben, in die Vollen gegangen – so hat zb eines der eigentlich ziemlich kleinen Kinderzimmer jetzt an der einzigen Wand ohne Schräge halt keinen Kleiderschrank, sondern eine Sprossenwand. Ach ja, und wenn man den Platz in die Höhe hat, helfen mehrere Ebenen – ob es jetzt die Stapelkisten unter dem Hochbett sind, oder wie bei Freunden eine in den Altbau eingezogene Spielplattform (da bin ich immer neidisch!).
Ich bin gespannt, wie es bei euch weitergeht. Im Laufe der Zeit steigt ja der Drang der Kinder nach Rückzugsorten und „was eigenem“, und euer Zwerg ist ja aktuell wirklich noch ziemlich klein… Ich wünsche euch alles Gute und freue mich, wenn du gute Lösungen teilst 🙂
Ey, wir haben auch eine Sprossenwand – trotz mickrigen 80 qm! 😀 Wir haben Glück, dass unsere Wohnung ganz gut geschnitten ist. Und eine Plattform haben wir dank höherer Decken auch, im Kinderzimmer für den Schreibtisch. Da kommt dann auch kein Baby hoch und stört. 😉
Was das Aussortieren angeht, kann ich aber echt sagen: jede Stunde hilft! Nur dranbleiben muss man natürlich. Als wir den Keller entrümpelt haben, sind mein Mann und ich eine Woche lang fast jeden Abend nachdem die Kinder im Bett waren, in den Keller gestiefelt und haben sortiert. War nervig, aber irgendwie auch sehr befriedigend. Man sieht ja, was man schafft. Und das wichtigste: nicht mehrere Baustellen gleichzeitig aufmachen, sondern eine Sache aussuchen (z.B. Flur entrümpeln und neu einrichten) und das dann einfach täglich machen.
Wir haben auch einfach super wenig Zeit, aktuell ja nicht mal Kinderbetreuung für den Kleinsten. Aber irgendwie geht es dann doch. Soll jetzt aber keine Rede werden, die euch in den Burnout treibt. 😉 Manchmal ist Ausruhen auch wichtiger!
So ein toller, lebendiger Beitrag! Wir leben zu viert auf 100qm aber mit nur drei Zimmern und nach einem Jahr haben wir uns endlich so zurecht sortiert, dass es erstmal so bleiben kann…glaub ich. 😀