Wohn(t)räume mit Stadt Land Mama | Wo ist es schöner: Stadt oder Land?

Wer wäre als Interviewpartnerinnen prädestinierter für meine Reihe „Wohn(t)räume“ als Lisa und Katharina vom Blog Stadt Land Mama? Ganz genau, das habe ich mir auch gedacht und den beiden gleich ein paar Fragen geschickt. Im Interview erzählen sie uns, ob ihre Wohnsituation – die eine in der Stadt, die andere auf dem Land – sich für sie nach wie vor nach der richtigen anfühlt, was sie jeweils vermissen und wie sie wohnen würden, wenn Geld und andere Umstände keine Rolle spielen würden. Viel Spaß beim Lesen!  

Liebe Lisa, liebe Katharina, bei euch ist die Wohnsituation ja quasi Blog-Konzept. Ihr bloggt unter „Stadt Land Mama“ und eine von euch wohnt in der Stadt, eine auf dem Land. Erzählt doch mal: Wer wohnt wo und warum?

Lisa: Die Idee zu Stadt Land Mama ist tatsächlich entstanden, als ich mit meiner Familie 2012 aus Berlin weg und in die Nähe von Köln ins Bergische Land zog. Seither wohnen wir hier auf einem Hof in der Großfamilie mit Oma und Opa und weiteren Verwandten mit Garten und Tieren und allem, was das Landherz so begehrt. Katharina wohnt mit ihrer Familie in Berlin. Wir haben beide mal in Prenzlauer Berg gewohnt, heute lebt aber auch Katharina am Stadtrand mit mehr Platz und Grün.

Was denkt ihr, sind die größten Unterschiede zwischen dem Leben in der Stadt und auf dem Land: Welche Vorzüge, Nachteile oder Schwierigkeiten gibt es?

Lisa: Bei mir pochen tatsächlich zwei Herzen in der Brust. Es ist großartig, dass die Kinder hier einfach raus in den Garten und Fußball spielen können. Wir erleben die Jahreszeiten viel intensiver, müssen bei Schnee auch schon mal die Schule ausfallen lassen, weil wir relativ einsam auf einem Berg wohnen. Es stören sich hier auch keine Nachbarn über laute Musik oder Kindergeschrei, wir haben viel Platz und durch das Großfamilienleben ist eigentlich immer jemand im Haus, so dass ich auch mal schnell ohne Kinder einkaufen fahren kann.

Schade ist natürlich, dass wir hier für alles ein Auto brauchen, in Berlin hatte ich nicht mal eines. Für jedes Hobby der Kinder, für jeden Einkauf, für alles braucht es hier einen fahrbaren Untersatz. Bei mir kommt dazu, dass ich ganz gern essen oder tanzen gehe, das ist natürlich hier auch alles nicht fußläufig zu erreichen, das fand ich in der Stadt schon praktischer. Und ich bin froh, dass ich in Berlin wohnte, als die Kinder noch im Sandkasten-Alter waren, denn in dieser Zeit verbrachte ich meine Nachmittage auf Spielplätzen mit anderen tollen Eltern zusammen. Das entspricht meinem Naturell sehr. Auf dem Land hingegen hat jede Familie ihren eigenen Spielplatz im Garten, da ist es viel schwieriger in Gesellschaft zu kommen.

Katharina, wie ist es für dich, wenn du dich mit Lisa austauschst? Sehnst du dich dann manchmal auch nach einem Leben auf dem Land oder bist du in der Stadt rundum glücklich?

Katharina: Ich vermisse die Stille oder dass man einfach mal drei Kilometer geradeaus laufen kann, ohne dass man jemanden sieht. Vor zwei Jahren sind wir aus dem Zentrum Berlins an den Stadtrand gezogen – ich bin in 20 Minuten auf dem Kudamm und habe es doch etwas ruhiger nun. Das ist für mich perfekt so.

Und wie ist es für dich Lisa? Vermisst du die Stadt und beneidest Katharina manchmal ein bisschen?

Lisa: Oh ja, ich sehne mich auch nach sieben Jahren auf dem Land noch so manches Mal in die Stadt zurück. Die vielen unterschiedlichen Menschen und Cafés und kulturellen Möglichkeiten fehlen mir hier schon. Aber wir wohnen zum Glück nur 25 Kilometer von Köln entfernt, so dass ich, jetzt, wo die Kinder etwas größer sind, auch wieder öfter in der Stadt unterwegs bin. Mir tut dieser bunte und laute und abwechslungsreiche Input total gut. Andererseits gibt es im Sommer natürlich nichts Schöneres, als mit Freunden im Garten zu grillen, mit Musik und spektakulärem Ausblick über Wiesen und Wälder und Täler. Ich brauch schon beides im Leben irgendwie.

Welche Rolle spielten die Finanzen bzw. die Nähe zu Arbeitgebern bei euren Entscheidungen, aufs Land zu ziehen bzw. in der Stadt wohnen zu bleiben?

Lisa: Der Umzug hatte bei uns schon damit zu tun, dass ich von Berlin aus in Köln studierte und sich die Pendelei mit der bevorstehenden Einschulung unserer Großen nicht mehr so richtig vereinbaren ließ. Das Studium ist aber längst abgeschlossen und ich kann als Selbständige derzeit von überall aus arbeiten. Das gibt mir eine sehr befriedigende Freiheit und freut mich sehr.

Katharina: Ich bin mit meinem Arbeitgeber vor 10 Jahren aus Hamburg nach Berlin gezogen. Weil ich festangestellt war, war das nur ein logischer Schritt. Heute bin ich selbstständig, die räumliche Nähe zu einigen Kunden ist jedoch absoluter Vorteil.

Wenn Geld gar keine Rolle spielen würde – welchen Wohnort/Wohnraum würdet ihr euch dann für euch und eure Familie wünschen?

Lisa: Ooooh, dann hätte ich gern eine Wohnung in der Stadt und ein kleines Häuschen auf dem Land und ich könnte je nach Laune entscheiden, wo ich den Tag oder die Nacht verbringen möchte. Und ein kleines Ferienhäuschen im warmen Süden hätt ich dann gern auch noch – zum Überwintern… Da das absolut unrealistisch ist: Ein freistehendes, nicht zu großes Häuschen am Stadtrand mit Bahnanbindung und sehr netten Nachbarn wäre schon nah dran an der Ideallösung für mich.

Katharina: Dann würde ich einen alten Bauernhof im Chiemgau kaufen und den renovieren. Ich bin in Bayern groß geworden und vermisse die Berge manchmal ganz schön. Ach ja, und ein Ferienhaus auf Sardinien wäre auch nicht schlecht…

Wenn ihr einen Wunsch frei hättet, wie sich die Wohnsituation in Deutschland entwickeln sollte, was wäre das?

Lisa: Dass Wohnraum auch für Familien bezahlbar bleibt. Es kann nicht sein, dass wir uns als Familie mit drei Kindern keine normale Miete mehr im Stadtkern leisten können. Auch sollten Alleinerziehende viel mehr gefördert werden – nicht nur in Sachen Wohnraum übrigens.

Danke ihr beiden für eure Antworten! Ich bin schon sehr gespannt, wie es bei euch weitergeht, wenn eure Kinder älter werden. Vielleicht zieht es Lisa doch zurück in die Stadt? Vielleicht wandert Katharina nach Bayern aus? Auf jeden Fall hoffe ich, dass uns Stadt Land Mama noch lange erhalten bleibt! 🙂

3 Kommentare zu „Wohn(t)räume mit Stadt Land Mama | Wo ist es schöner: Stadt oder Land?

  1. Danke für das interessante Interview! Ich wohne inzwischen seit 12 Jahren in Städten (Bergisch Gladbach, Köln, Bonn, Dresden) und davor bis zum Abitur in einem recht beschaulichen Dort. Ich habe immer gesagt, ich möchte in die Stadt und so geht es mir noch immer. Wir haben alleine in unserem Haus 14 Kinder wohnen (das älteste 12 Jahre alt) und hier ist immer was los – Spielkameraden für die Kinder gibt´s ebenso wie Erwachsene zum Quatschen. Das ist einfach sehr bequem. Nach der Arbeit hab ich oft keine Lust, noch irgendwas zu unternehmen – aber raus in den Garten und dort andere treffen, das geht immer. 🙂

    Wo wohnst du denn?

    • Ha, ich könnte ja mal ein Interview mit mir selbst führen zu dieser Reihe. 😉

      Ich bin auch ein Stadtkind und will auch eins bleiben. 🙂 Für Kinder empfinde ich es auch angenehmer, weil es hier einfach mehr potentielle Spielkameraden gibt. Es ist zumindest mein Vorurteil, dass auf dem Land dann alle in ihren eigenen Gärten bleiben und man sich weniger begegnet. Vermutlich kommt es aber sehr auf die Nachbarschaft an.

      Für mich ist aber vor allem wichtig, dass meine Kinder schnell selbstständig werden. Das ist in der Stadt einfach besser möglich wegen kürzerer Wege und mehr Möglichkeiten zur eigenen Freizeitgestaltung. Und wenn sie erst Teenager sind, bietet die Stadt eben auch so viel mehr Möglichkeiten! Nicht nur den Kindern, sondern auch uns, wenn wir dann endlich mal wieder ohne Babysitter ausgehen können. 😉

  2. Hallo Lisa und Katharina,

    danke für den tollen Artikel. Ich bin zufällig darauf gestoßen. Ich bin selbst ein Landkind und im tiefsten Allgäu aufgewachsen. Als Teenager wollte ich nur noch weg von dort. Keine Disco weit und breit. Busverbindungen – sagen wir mal besch … eiden! Es hat mich genervt ohne Ende. Dann kam mein Studium, es ging raus in die Welt und ich lebte in China (Peking). Eine 100% Wendung. Mittlerweile lebe ich nahe Ulm wieder in länglicher Gegend. Berufsbedingt kann ich von dort nicht weg und ich sehne mich zurück nach meiner „Heimat“ auf dem Land. Liebe Lisa und Katharina, auch wenn man es als Kind vielleicht nicht so sehen kann, so ist es doch das Größte, wenn man den Asphalt-Dschungel durch Wiesen und Wälder tauschen kann. Anstelle auf einem Spielplatz in der Stadt mit den Nachbarn bis kurz vor Sonnenuntergang draußen in der Natur spielt. Sicherlich mag man in der Stadt schneller „reifer“ werden und vorbereiteter auf das wirkliche Leben. Aber ich frage mich, ob am Ende des Tages das Kind in ländlicher Umgebung nicht mehr lernt? Lg und nochmals danke für den interessanten Artikel, Stephan (von http://www.baby-greifspielzeug.de)

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