Warum isst denn hier keiner?

Leute, wir haben eine handfeste Nahrungskrise. Also, die Kinder nicht so, die sind zufrieden mit kiloweise trockenen Nudeln (der eine) und literweise Muttermilch (die andere). Nur ich, die Mutter dieser beiden Nährstoffverweigerer, möchte an manchen Tagen nur noch in meine Linsensuppe weinen. Warum zur Hölle isst denn hier keiner?!

Das Räupchen würde sich aktuell am liebsten nur von zwei Sachen ernähren: Muttermilch und Käse. Wobei ich vermute, dass sie den Käse wohl noch lieber hätte, wenn auch er aus Muttermilch hergestellt wäre. Aber bei aller Liebe: Dafür stehe ich nicht zur Verfügung! Der Liebste und ich, wir sitzen derzeit regelmäßig fassunglos am Esstisch und sehen dem Räupchen bei ihren Eskapaden zu.

Oder eher: Wir hören ihr zu. Denn das Kind motzt und brüllt, sobald wir sie in ihren Hochstuhl gesetzt haben. Was sie will? Das weiß sie vermutlich selber nicht so genau. Allein das Essen, das will sie nicht. Vor allem jenes nicht, das wir ihr liebevoll auf dem Teller drapiert haben. Wenn zufällig Käse auf dem Tisch steht, ich erwähnte es, dann will sie den. Ansonsten will sie brüllen.

Das dankbarere Erstkind

„Aber das Hübchen war doch nicht so?“, frage ich den Mann und forsche gleichzeitig in mich selbst hinein. Kann es sein, dass ich diese Phase einfach vergessen, verdrängt habe? War das Hübchen nicht vielleicht auch mal so anstrengend beim Essen?

Als die Kinder im Bett sind stöbere ich in alten Videos und bin beruhigt: Zumindest in diesem Fall neige ich doch nicht dazu, die Vergangenheit zu verklären. Auf etlichen Videos sehe ich ein Hübchen, in etwa im selben Alter wie das Räupchen jetzt, das voller Wonne gabelweise Nudeln und löffelweise Erbsen in sich hineinschöppt. Und meine Erinnerung verrät mir noch mehr: Was waren das herrliche Zeiten, als der Sohn sich für Spargel begeistern konnte, Artischocken und Oliven verspeiste und ganze Eintopfgerichte verschlang, ohne ein einziges Stück Sellerie auszusortieren!

Vorbei die einfachen Zeiten

Mamma mia. Aktuell stelle ich mich täglich in die Küche und zaubere quietschgesunde Vollwertkost aus Bio-Lebensmitteln, bloß damit eines meiner Kinder die formvollendeten Gerichte mäkelnderweise in ihre Einzelteile zerlegt und danach eine Schüssel Haferflocken einfordert, während das andere in derselben Zeit fünfmal den Plastikteller samt Inhalt auf dem Boden entleert und nebenbei ein ohrenbetäubendes Gebrüll anstimmt.

Nachdem das Hübchen zum Mäkel-Esser geworden war, hatte ich mich eigentlich auf die unproblematische Zeit mit dem Räupchen gefreut. Kleine Kinder essen schließlich erst mal alles – das weiß doch jeder und das hatten wir mit dem Hübchen ja auch genau so erlebt! Dummerweise interessiert sich das Räupchen rein gar nicht für Verallgemeinerungen dieser Art. Das Baby will nicht. Und wenn es will, dann ist es nach drei Gabeln satt.

Wenn Dienstags der Lieferant mit der Bio-Kiste kommt, möchte ich mich ihm manchmal einfach nur weinend um den Hals werfen. Aber ich weiß nicht, ob er auch Kinder hat und möchte ihn nicht verwirren. Diese Verzweiflung kann wirklich nur verstehen, wer sie selbst erlebt hat.

Einfach abstillen?

„Still doch einfach ab!“, sagt der Liebste, der der festen Überzeugung ist, dass die Raupe schon essen wird, sobald ihr Lieblingsnahrungsmittel nicht mehr verfügbar ist. Meine Angst ist derweil, dass das Räupchen dann gar keine Nährstoffe mehr zugeführt bekäme. In Käse sind jetzt schließlich nicht so wahnsinnig viele Vitamine. Und über die Muttermilch ist sie wenigstens gut mit allem wichtigen versorgt.

Ich glaube einfach fest an eine Phase. Weil mit Kindern doch immer alles Phase ist. Und weil das Räupchen ja irgendwann schon mal ganz gut gegessen hat, also für ihre Verhältnisse jetzt. Diese bessere Phase kommt mir jetzt zwar ewig lang her vor. Kann aber tatsächlich gar nicht sein, schließlich hat das Räupchen erst vor wenigen Monaten überhaupt angefangen, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Zeitgefühl ist echt ein spezielles Thema, sobald man Kinder hat.

Aber grundsätzlich ist Zeit ja ein gutes Stichwort: Denn groß werden sie alle. Und mit Sicherheit wird auch das Räupchen sich nicht bis zum 18. Lebensjahr von Muttermilch ernähren. Also, gehe ich jetzt mal von aus. Und wenn doch, dann werden wir halt RTL2-Stars. Auch die miesen Jobs müssen ja von irgendwem gemacht werden. 😉

12 Kommentare zu „Warum isst denn hier keiner?

  1. Trista

    Hmmm. Vielleicht stören wachsende Zähne? Wie anstrengend das ist, kann ich sehr gut nachvollziehen. Meine Große hatte auch immer solche Phasen. Gestillt haben wir schließlich bis 3 1/2. (-; Und das langzeitstillen war nicht geplant, sondern einfach praktisch. Abgesehen von den Nährstoffen, hätte ich Sorge, dass sie dann im selben Ausmaß Milch aus der Flasche einfordert. Ich würde mir wohl, wie so oft, denken, dass sie schon weiß was gut für sie ist. Viel Kraft wünsche ich dir für den täglichen Essens Frust!

    • Ja, da sagst du was. Zähne kriegt sie ja auch gerade. Hat ja erst vier Stück. ? Dass sie so wenige Zähne hat, macht es auch nicht gerade leichter. Wir müssen halt nach wie vor schauen, was sie überhaupt gekaut kriegt. Und grundsätzlich verschluckt sie sich auch noch oft und hat es nicht so drauf, die Menge an Essen zu händeln, die sie sich in den Mund stopft. ? Ich glaube, sie ist einfach ein kleiner Spätzünder, was das Essen angeht.

      Ich denke auch, dass ich noch eine Weile weiter stillen werde. Vielleicht stille ich irgendwann nachts ab. Aber grundsätzlich ist das Stillen mit dem Räupchen so entspannt, dass ich da zumindest im Moment keinen Grund sehe, das zu lassen. 🙂

  2. MoneBohne

    Es ist ganz bestimmt nur eine Phase, nur kann die ganz schön lang dauern. 😉
    Ich muss zugeben, ich musste bei diesem Artikel etwas grinsen, weil ich mich zu gut an einen anderen Artikel von dir erinnere, in dem Du Tipps gabst, wie man mäklige Esser vermeidet. So von wegen Eintöpfe, dann kann nicht aussortiert werden und so. Joah, hat bei uns nie geklappt. 🙂
    Hier war K1 schon von der Räubchen-Sorte. Ich erinnere mich gut, wie ich dem 15 Monate alten Kinde, dass mich mit seinem Mund voller Zähne angrinste, erklärte, dass es ab jetzt sofort keine Milch mehr gibt. Und siehe da, ab dann aß das Kind (wieder). Denn ich wusste, dass sie es konnte. Der Unterschied war, ich war jetzt auch wirklich bereit, abzustillen mit meinen zerbissenen Brüsten und dem Kinde, das plötzlich nachts wieder alle 2 Std. Milch forderte. Ich hatte solche Angst vor der ersten Nacht ohne Stillen. Aber sie schlief zum ersten mal durch.
    Halt die Ohren steif, ihr werdet euren Weg zur gemeinsamen Familienmahlzeit auch noch finden – früher oder später. 🙂

    • Haha, ja! Ich hatte ja damals schon befürchtet, dass das nicht immer so bleiben wird. Letztlich bin ich selbst überrascht, wie lange das gut ging. ? Wobei ich vieles immer noch so handhabe, weil das Hübchen oft einfach aus Prinzip motzt und dann eben doch isst. Aber beim Räupchen werde ich vermutlich andere Strategien finden müssen. ?

      Nachts abstillen kann ich mir auch gut vorstellen, vielleicht so gegen Ende des Jahres. Das Stillen mit dem Räupchen ist zum Glück total problemlos, sie hat mich bisher noch nie gebissen und es ist einfach echt entspannt. Ich würde mir trotzdem wünschen, dass sie tagsüber ein bisschen besser isst. Ich hoffe, da tut sich was, wenn ihr dann endlich mal mehr Zähne wachsen!

  3. Tine

    Also erstmal vorneweg: auch aus Muttermilch kann man Käse machen 😉 Google hat bestimmt das Rezept.
    Ich hab meine Große entgegen aller Planung etwas mehr als ein Jahr voll gestillt, mit ein paar Unterbrechungen (wie kommt das Kind auf die Idee auf einmal beim Döner neben dem Drogeriemarkt eine Pide haben zu wollen????). Pingelig beim Essen bis heute (aber Pide, Döner und Pommes gehen fast immer). Jetzt mit 4 Jahren hat sie im Sommer nur Lyoner, Erdnussbutter sowie Cornflakes mit Milch gegessen. Also ich koche nicht mehr für die Kinder sondern was ich will. Wenn ich denn dazu komme. Denn Baby (6 Monate) lässt sich seit einiger Zeit nicht ablegen und da wird alles ein wenig schwierig. Also wird da mangels Zubereitungszeit einfach hauptsächlich weiter gestillt und wie bei der Großen nebenher mit unserem Essen gespielt. Bin gespannt wie sich das weiter entwickelt…

    • Oh ja, das ist eh die wichtigste Regel: Beim Kochen bloß nicht von den Kindern aus dem Konzept bringen lassen! 😀 Ich ziehe auch nach wie vor mein Ding durch. Und zukünftig wollen wir auch häufiger mal zu zweit kochen und essen, wenn die Kinder im Bett sind. Jetzt im Winter gehen die ja zum Glück auch mal wieder etwas eher ins Bett.

  4. Ich habe irgendwann aufgehört „für die Kinder“ zu kochen. Jetzt gibt es zu essen, was mir gut schmeckt und wenn es niemand essen will – dann bleibt halt mehr für mich. Das ist weniger frustrierend – für alle.^^

  5. 2xMama

    Unser aktuelles Thema…ich kann keine trockenen Nudeln, nackten Reis, Bratwürste oder Maultaschen mehr sehen.
    Die Große isst schon immer gerne Fleisch und wird jetzt mit 6 ! etwas flexibler und testet auch mal ausnahmsweise neue Lebensmittel.
    Der Kleine mit 2,5 fängt in der Kita an zu essen, aber bei mir nicht!
    Zum Glück geht bei beiden verschiedenes Obst und Gurke, manchmal Karotte. Meine Trennköstler haben vor kurzem plötzlich Salatblätter ohne Sauce und danach Brot mit der Sauce gegessen, vielleicht schwimmt ja da auch dann noch ein Vitamin herum.
    Ich fürchte, da müssen wir durch, bisher kenne ich keine Kinder mit akutem Nährstoffmangel, seltsamerweise und glücklichrweise wachsen sie trotzdem und sind gesund.Nur Mama wird von zuvielen Nudeln irgendwann zu dick.

    Viele Grüße von einer essengefrusteten Mama;) es wird irgendwann besser, bestimmt (ommmm)

    • Zum Glück gibt es bei uns kein Fleisch! Ich kenne nämlich folgendes: Bei den Großeltern gibt es in der Suppe immer eine Wursteinlage. Da isst das Hübchen dann die Wurst – und will danach noch eine haben. Bei uns gibt es halt keine Wurst, da schmeckt dann irgendwann plötzlich auch die Suppe. ?

  6. Gis

    Hach, wieder einmal schön zu lesen, dass eigentlich alle Eltern sehr ähnliche Situationen erleben 🙂 Auch nach7 Jahren Mutterschaft doch immer wieder Balsam auf der gestressten Mutterseele.
    Hier ist/war das bei drei Kindern dreimal anders. Der Große ein perfektes Brei-und Allesesserkind bis der kleiner Bruder, Typ „Ich-finde-alles-grundsätzlich-und-aus-Prinzip-nicht-essenswürdig“ mit seinen ‚Esskapaden‘ begann… Im Team ist das natürlich vieeeeeeeeel eindrucksvoller 🙂 Am besten, ohne das Essen auch nur gesehen zu haben, erstmal behaupten, dass das nicht schmeckt. Mittlerweile läuft das wieder besser und sie probieren zumindest die Dinge, die ihnen nicht so vertrauenswürdig erscheinen. Ich habe mich von meinen Essensplänen aber auch nicht abbringen lassen; wer partout nicht mitessen wollte, durfte sich ein Butterbrot machen, d.h. wirklich nur Brot und Butter.
    Der Jüngste nun ist bekennender Trennköstler – Wurst oder Käse vom Brot und letzteres dann vehement verweigern. Obst und Gemüse geht hingegen gut. Und sonst eben Muttermilch, auch mit Kiga und fast 2 hier heiß begehrt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich bei diesem Kind einfach auch viel entspannter bin, was alles angeht. Die beiden Großen waren gute Lehrmeister 🙂
    Also, liebe Sophie, weiter tief durchatmen und darauf vertrauen, dass das schon wird. Und das Essen trotzdem genießen – daran arbeite ich allerdings immer noch – manchmal kommt der Ärger doch durch und es will nicht gelingen.

  7. Das ist nur eine Phase bei den Babys und das ist normal. Durch die Zeit wird sie anfangen weitere Sachen zu essen. Bei meinen Kindern war das auch so. Aber es ist auch normal, dass sich die Eltern darüber sorgen.

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