Raus aus der Ohnmacht!

Nicht so viel los hier, hm? Mir war nicht so nach Blogposts schreiben, weil ich in den letzten Wochen erst mal mit mir selbst kämpfen musste. In solchen Phasen liebe ich meinen Blog besonders, denn: Er zwingt mich zu nichts. Ich habe hier keine finanzstarken Kooperationspartner, die mir mit einem geschlossenen Werbevertrag im Nacken hängen und baldiges Abliefern von mir verlangen. Nö, hier hab ich das Sagen! Und ein kleines bisschen natürlich auch ihr, aber ich tue ja meistens so, als wär mir das egal. 😉  Jedenfalls war mir nicht so nach Schreiben, wegen einem alten Problem, das in diesem Blog schon häufig Thema war: Ich bin mal wieder die Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Dummerweise fühle ich mich seit einer Weile wie in einem falschen Film. Ist das hier eigentlich noch mein Leben? Und warum zum Teufel muss ich dieses Scheiß-Leben eigentlich führen? Ja, das klingt hart. Oder eher, das klingt nicht nur hart, das ist verdammt hart. Aber es ist eben leider auch verdammt wahr.

Die letzten Wochen wachte ich morgens auf und hatte kurz einen guten Moment: Schön warm im Bett, ein süßes kleines Baby nebenan. Einen attraktiven jungen Mann (ja, mein Herz, ich höre dich räuspern) zur anderen Seite. Nach diesem kurzen warmen Moment kam leider sofort die Realität zurück: Vor mir lag ja doch wieder nur ein Tag mit blanker Überforderung. Ein Tag, an dem ich wieder gefühlte tausend Mal nicht in der Lage sein würde, meine eigenen Emotionen zu kontrollieren. Ein Tag mit Geschrei. Mit Wut und Trauer und noch mehr Wut.

Endgegner muss man doch bezwingen können!

Der Endgegner Autonomiephase hat sich in den letzten Monaten zu etwas noch Bedrohlicherem entwickelt. Endgegner kann man bezwingen, soll man sogar, denn Videospiele machen keinen Spaß, wenn man niemals zum Ziel gelangt. Nun bin ich entweder die untalentierteste Spielerin der Welt oder der Endgegner ist einfach übermächtig. Und am wahrscheinlichsten ist wohl ersteres, denn auch wenn es durchaus „einfachere“ Kinder gibt: Mit dem Kind an sich ist ganz grundsätzlich erst mal nichts falsch. Es muss also an mir liegen. Deswegen hab ich mir jetzt Hilfe gesucht.

Zum Glück kommt der Mann mit zur Beratungsstelle. So muss ich wenigstens nicht selbst schlecht über mich reden, sondern kann ihm das überlassen. Er macht das sehr respektvoll, liebevoll, wie er eben ist. Ohne zu schwindeln oder zu beschönigen. Er erzählt, wie oft er in letzter Zeit den Puffer zwischen Mutter und Sohn spielen muss. Wie er oft das Gefühl hat, mich beschützen zu müssen, weil meine dünnen Nerven so wenig ertragen. Und auch, wie er manchmal den Sohn beschützen muss, weil die Mutter jede Nerven verliert, ungerecht wird, gemein.

Kein schönes Familienleben

Für den Mann ist das auch beschissen, auch wenn seine Nerven härter sind, wie aus Stahl, Edelstahl, Titan. Ein schönes Familienleben ist das ja trotzdem nicht, das denke ich ja auch täglich: So hab ich mir das aber nicht vorgestellt! So wollte ich das nie! Will mich irgendwer mit diesem Kind bestrafen? Warum muss ich dieses Leben führen?

Weil es schlecht ist, solche Gedanken zu haben, muss sich jetzt was tun. Weil ich dieses Leben, dieses Kind doch eigentlich so sehr liebe. Weil es neben den tausend schlimmen Momenten auch tausend gute gibt, die aber völlig untergehen.

Beratung als Chance

Die Frau in der Beratung finde ich gut. Sie hört erst mal ganz viel zu, stellt zwischendurch die richtigen Fragen. Ob ich den Begriff der Hochsensibilität kenne, fragt sie. Und sie sagt, dass wir schauen müssen, was mich da so triggert und warum. Ich bekomme eine Ahnung davon, dass mein Sohn mir in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich ist – und wir an genauso vielen Stellen völlig gegensätzlich sind. Und dass da einiges reibt und quietscht und dass unsere Charaktere es nicht leicht miteinander haben.

Und ich bekomme die Vermutung, dass das ganz große Chancen bietet, wenn man das so sagen will. Oder dass jedenfalls irgendwie schon wieder alles gut werden wird.

Aus der Ohnmacht entkommen

Auf jeden Fall kann ich nicht mehr einfach abwarten, bis „diese Phase“ vorbei ist. Mit so einem blöden Satz wie „Kinder zwischen 3 und 6 sind zum Kotzen, das wusste ich auch vorher schon“ kann ich mich langsam auch nicht mehr rausreden. Klar, Kinder in dem Alter sind nicht unbedingt meine Leidenschaft. Aber jetzt hab ich eben eins von der Sorte und ich kann es ja schlecht ins Heim geben, bis „diese Phase“ vorbei ist. Und außerdem ist ja eh klar ist, dass auf diese Phase die nächste folgt, ich dann aber immer noch genauso blöd bin wie davor. Da hilft auch Abwarten nicht, das hab ich ja quasi die letzten 30 Jahre versucht.

Morgens nach dem Aufwachen geht es mir jetzt schon etwas besser, weil ich das Gefühl habe, aus der Ohnmacht entkommen zu sein. Ich verharre nicht mehr, ich tue etwas. Und das liegt mir schon immer mehr als das Aushalten. In der Beratung habe ich ein paar Tipps bekommen, was ich sofort versuchen soll. Ich werde mein Bestes geben. Und mich im Laufe der weiteren Beratung dann mal in die Untiefen meines verworrenen Selbst begeben. Vielleicht. Vielleicht ist es ja auch gar nicht so tief. Wir werden sehen.

17 Kommentare zu „Raus aus der Ohnmacht!

  1. Kathrin

    Ein wenig schmunzeln musste ich ja schon als ich deinen Text gelesen habe.
    Manchmal denke ich so, wenn andere Eltern sich über ihre Kinder beschweren – einen Tag unser Söhnchen und ihr würdet betteln, euer Kind wieder zu bekommen ? und dann lese ich deinen Text und freue mich ein wenig, dass ich nicht allein bin.

    Ich gebe schon seit Jahren offen zu, dass ich Kinder in dem Alter nicht leiden kann ?, aber wie du schon so schön schreibst, wir können sie ja nicht einfach so ins Heim geben, bis die Phase vorbei ist…

    Ich habe wahrscheinlich das große Glück, regelmäßiger Fortbildungen, die mir die Möglichkeit zur Reflektion geben. Die mir aufzeigen, dass es völlig normal ist, wenn ein Kind so ist, wie es unsere sind. Und dann bin ich wieder stolz auf ihn. Stolz darauf, dass er es schafft, seine Mama die locker mit 5 Fremden klar kommt und alles souverän händelt, ohne die gute Laune zu verlieren oder die Geduld, so auf die Palme zu bringen, dass ich manchmal mit dem Gedanken spiele einfach das Haus zu verlassen. Auf unbestimmte Zeit.

    Wenn er dann abends endlich schlafend neben mir liegt, möchte ich am liebsten gar nicht von seiner Seite weichen. Er ist so friedlich, so ruhig, so liebenswert. Das unbeherrschte, wütende kleine Menschlein, scheint ganz weit weg zu sein und mir quillt das Herz über vor Liebe zu ihm ?

    Ich möchte dir eigentlich immer wieder nur eins sagen – du bist nicht allein und dein Sohn ist toll! Er ist ein normaler 4 jähriger Junge, der dich über alles liebt und dir niemals schaden möchte, auch wenn er manchmal sagt, dass du blöd bist ?

    • Ja, du hast so recht! Es ist auch so viel Verbindung zwischen uns, nur wird alles Schöne so arg durch die miesen Situationen überlagert. Und das muss sich echt ändern! In der ersten Beratungsstunde haben wir auch erzählt, was alles toll am Hübchen ist und die Beraterin war ganz beeindruckt von seinem Sozialleben und davon, was er sich mit seinen gerade mal vier Jahren alles schon selbst beigebracht hat (zählen bis 40, ein kleines bisschen rechnen, einige Buchstaben). Aber diese unfassbare Wut, diese ständige Unzufriedenheit steht immer über allem.

      Ich bin echt gespannt, was die Beratung bringt. Die erste Stunde fand ich sehr angenehm und ich bin vor allem froh, dass der Mann mitkommen kann und will. Dann muss nicht nur ich mich selbst reflektieren, sondern hab auch immer noch seine Sicht dabei. 🙂

      • Kathrin

        Aber wahrscheinlich ist es auch dieses „was sie schon alles so können“. Purzel hier schreibt seit Monaten das Alphabet, zählt bis 100, rechnet, etc.
        Vielleicht entspringt das Verhalten auch ihrem großen Wissensdurst und der Unfähigkeit, die Dinge so schnell und so gut aufzunehmen, wie sie es gern würden. ? Fazit ist und bleibt, wir haben tolle Kinder und müssen halt nur lernen, mit ihnen zu leben. Sie hatten ja noch nicht so viel Lebenszeit, um zu wissen, was es heißt, wie man sich „angemessen“ verhält ?

  2. Iris

    Ich hatte vor kurzem den verrückten Gedanken, dass unser Familienleben eben nicht perfekt ist und auch nie sein wird. Das heißt auch für mich, dass ich dieses harmonische Familienglück-Dings gar nicht anzustreben brauche. Ich kann jetzt einfach damit zufrieden beeindruckt, wie es eben manchmal ist. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich mich nicht mehr hinterfrage. Aber ich tue es nicht mehr so abwertend mir und uns gegenüber.

    • Diese Einstellung ist sicher gesund! Ich habe noch nie versucht, perfekt zu sein und finde diese (scheinbar) perfekten Familien auch ehrlich gesagt immer eher etwas spooky. 😉

      Aber auch wenn ich nicht perfekt sein muss, will ich eben auch nicht unglücklich sein. Und so wie es gerade läuft, kann es nicht bleiben, weil es mich schier fertig macht. Die totale Harmonie strebe ich nicht an, aber ich darf halt auch nicht den ganzen Tag unter absoluter Spannung stehen.

  3. liebelise

    Danke liebe Sophie. Danke, dass du mal wieder so ehrliche Worte findest und uns anderen Müttern das Gefühl gibst, unsere Gedanken seien normal.
    Vor einem halben Jahr hatte ich dieses übermächtige Gefühl auch. „Ich hasse mein Leben. Es ist eigentlich alles genau wie ich es wollte, aber jetzt hasse ich es.“ Mein Mann und ich haben dann nach einer ziemlich harten Phase auch endlich unsere Stellschraube gefunden. Meine Grundzufriedenheit ist zurückgekehrt und die Hassmomente selten geworden.
    Ich drücke dir fest die Daumen, dass die Beratung weiter hilft.

    • Danke für deinen lieben Kommentar! Ein bisschen ist es mit diesem Blog echt mein Ziel geworden, immer wieder dahin zu gehen, wo es weh tut und gewissermaßen ein Gegengewicht zu diesen ganzen „perfekten“ Mamablogs zu bilden. Ich freue mich, wenn das gelingt. 🙂

      Bei mir war der Punkt erreicht, dass ich mir dringend Hilfe suchen wollte, als ich ungelogen dachte: Das Kind macht mein Leben kaputt! Ganz allgemein kommt aber gerade auch wieder viel zusammen: Ich arbeite zu wenig, habe zu wenig geistigen Input, verdiene zu wenig Geld. Ich bin halt einfach nicht der Typ Vollzeit-Mutti… Das macht mich alles unzufrieden und dann kommt noch ein unleidliches Hübchen obendrauf. Ich denke, es ist immer wichtig, gemeinsam an den Stellschrauben zu drehen. Und als Notiz an mich selbst: Immer positiv in die Zukunft zu schauen. Denn nur weil es gerade nur so geht (ich Zuhause mit Baby), heißt es ja nicht, dass es für immer so bleibt. 😉

  4. Esperanza

    Hallo!

    Herzlichen Dank für deine erfrischende Ehrlichkeit!!!!!
    Ich kann dich so gut Verstehen! „Lustig“ find ich, dass ich auch seit ein paar Wochen ein ziemliches tief habe und auch entschieden hab, dass ich zur Beratung geh. Ich hätt auch sehr gern, dass mein Freund mit geht, aber das lässt sich leider mit den Kindern momentan nicht vereinbaren.
    Unsere Männer könnten Brüder sein. Er hat auch so starken nerven und ihn bringt kaum was aus der Ruhe!!! Das macht mich leider auch oft sehr fertig. Irgendwie fühl ich mich dann neben ihm noch schlechter.
    Aber natürlich tut so ein Fels in der Brandung schon sehr gut.
    Unsere Kinder sind 1 u 3 Jahre und ich find mich so oft wieder in deinen Texten.

    Mein mantra aus der zweiten therapiestunde “ ich bin eine liebevolle Mutter „.
    Bin ich auch sehr oft…. leider gibt’s auch ganz andere Tage… an denen ich mir auch morgens schon denke, wie soll ich bloß den Tag überstehen…. und manchmal lass ich auch meine wut an den kleinen aus. (Musste lachen als du mal auf das Video von den 2 Bloggerinnen verwiesen hast die so „hilfreiche“ Tipps gaben. Das hatte ich auch ein paar Tage zuvor gesehn und mir ähnliches gedacht. )

    Dazu kommt bei mir dass ich kein so gutes verhältnis zu meinen Eltern habe…. innerlich ist sehr oft diese anspannung “ bloß nicht so werden“
    Darf ich fragen wie dein Verhältnis zu den Eltern ist? Falls das zu weit geht… Frage einfach ignorieren.

    Danke für deine Beiträge!!!

    Ich wünsch euch dass sich die Lage bei euch „beruhigt“ und es euch als Familie gut geht.

    Lg

    • Bitte, immer gerne! 😉 Schön, dass dir meine Texte helfen!

      Ich finde, ich bin auch eine sehr liebevolle Mutter. Eigentlich. Aber dann kommt eben diese Wut und dann kehre ich mich ins Gegenteil um und das finde ich besonders schlimm, weil so ein kleines Kind wie das Hübchen das ja gar nicht verstehen kann. Wieso ist die Mama im einen Moment so lieb und im nächsten so böse? Ich bin gespannt, wie ich in der Beratung an meiner Wut arbeiten werde.

      Dass wir auch über meine Kindheit sprechen werden, hat die Beraterin schon verraten. Ich hatte eine sehr schöne Kindheit und habe auch heute ein tolles Verhältnis zu meinen Eltern. Und die Beraterin sagte auch, dass es niemals um Schuld geht oder dass meine Eltern irgendwas falsch gemacht hätten. Trotzdem ist es interessant, zu schauen, ob manche Mechanismen sich vielleicht schon früh entwickelt haben. Ich finde ja z.B. dass ich als Kind ein bisschen zu sehr verwöhnt worden bin. 😉 Und meine latent cholerische Ader kann ich leider auch nicht leugnen – und die trage ich schon sehr lange mit mir rum. 😀

      Gestern war ich nach der ersten Beratung das erste Mal mit beiden Kindern ab mittags allein und es war ein sehr guter Tag. 🙂 Ich hoffe, ich kann die positive Stimmung noch in die restliche Woche mitnehmen.

  5. Sabrina

    Oh es tut wirklich gut zu lesen was du schreibst. Und gerade bin ich sehr froh drüben Blog gefunden zu haben. Es klingt an vielen Stellen wie bei uns zuhause. Ich habe eine ganz ähnliche Kombination hier zuhause wie du. Einen Sohn vom Sommer 2013 und eine Tochter vom Sommer 2017. und während der Große die Aufnerksamkeit, Geduld, Nerven und Zeit von drei Kindern beansprucht, ist das Baby (noch) sehr pflegeleicht.
    Tatsächlich bin ich auf deinen Blog gestoßen, weil ich wissen wollte ob das hier zuhause noch normal ist und wie andere damit umgehen.
    Es ist schön nicht allein zu sein…

    • Hihi, ja scheint alles ganz normal. 😀 Ich glaube, wenn Kinder in der Autonomiephase auch noch Geschwister kriegen, ist das Chaos vorprogrammiert. Aber nutzt ja nüscht, irgendwie müssen wir alle das überstehen. Viel Erfolg wünsche ich auch euch! Und freut mich, dass dir meine Texte helfen! 🙂

  6. mamabrauchtnepause

    Dein Text erzählt ein bisschen auch meine „Geschichte“, nur ohne Beratung, ich trau mich nämlich nicht.
    Aber, weil bei mir noch Mobbing am Arbeitsplatz dazu kommt (oder kam, ich bin gerade in Elternzeit) und ich nichtmehr weiß, was ich kann oder will und wie ich jemals wieder „normal“ arbeiten gehen kann und einfach platt bin, darf ich zur Mutter-Kind-Kur und hoffe, dort ein paar Ideen und Start-Schubser zu bekommen.

    Toll, dass Du Hilfe suchst und Dein Mann mitmacht, neue Ideen und die richtigen Fragen einer „neutralen“ Person können bestimmt einiges in Gang bringen und verändern.
    Viel Glück damit!

    • Danke dir! Und ich wünsche dir viel Erholung in der Kur! Vielleicht nutzt du das auch als Start, danach noch weiter zu arbeiten. Bestimmt findest du bald wieder deinen Weg. Man muss ja zum Glück auch nicht ewig im selben Job bleiben. 😉 Alles Gute!

  7. Veronika

    Vielen Dank für diesen ehrlichen Einblick!! Darf ich fragen, wie Du die Beratungsstelle gefunden hast? Ich spiele auch immer mal wieder mit dem Gedanken, mir Unterstützung zu holen in unserer Familiensituation. Aber dann schrecke ich wieder davor zurück, weil ich nicht an eine Beraterin „vom alten Schlag“ geraten will, die den bindungsorientierten Umgang mit dem Kind nicht gut heißt und vielleicht so Dinge wie Konsequenzen, den Stillen Stuhl oder ähnliches propagiert. Und für das Ausprobieren mehrerer Beratungsstellen, bis die passende dabei ist, habe ich glaub ich nicht den Nerv.

    • Bei uns in der Stadt gibt es einen tollen Verein, der sich über Stiftung und Spenden finanziert. Eine Freundin hatte ihn mir empfohlen. Die Berater*innen bieten Hilfe in allen Lebenslagen an und es gibt wohl für jeden Bereich „Spezialisten“ (besonders gefragt ist anscheinend die Beratung nach Scheidung, da gibt es sogar eine längere Warteliste). Vielleicht fragst du mal beim Jugendamt deiner Stadt nach Anlaufstellen? Dort könntest du sicher auch direkt anmerken, dass dir ein bindungsorientierter Ansatz wichtig ist. Vielleicht gerätst du an jemanden, der dich da versteht. Viel Erfolg!

  8. Staubwolke

    Hi.

    Wow, endlich jemand, der schreibt, wie es mir derzeit geht.

    Meine Kleine ist derzeit 17 Monate alt, legt jetzt richtig mit der Trotzphase los und ich als vollzeitarbeitende Mutter (Papa ist derzeit in Elternzeit 1 Jahr mit ihr daheim) steinige mich selbst, weil ich mein Leben derzeit hasse. Ich hasse es, Vollzeit arbeiten zu müssen, ich hasse meinen Perfektionismus und vor allem hasse ich mich selbst für meine überzogenen Vorstellungen.

    Jeden Tag freue ich mich auf Büroschluss oder auf das bevorstehende Wochenende, wo ich möglichst viel Zeit mit meiner Kleinen verbringen kann. Und nahezu täglich scheitere ich an meiner fehlenden Ruhe, wenn die Kleine mal wieder in einem Trotzanfall ausrastet und brüllt (bevorzugterweise passiert das dann in einer Essenssituation, wo alles nur noch durch die Gegend fliegt und natürlich nicht dort landet, wo es landen soll – im Kindermagen). Erst gestern war ich wieder so außer Rand und Band, dass ich am liebsten entweder
    a) sofort zur Haustür raus wäre und auf Nimmerwiedersehen Ehemann und Kleinkind sitzen lassen wollte oder
    b) Teller oder sämtliches Zerbrechbare an die Wand deppern wollte, um mich abzureagieren.
    Letzten Endes habe ich weder a) noch b) gemacht, sondern habe erst die Küchentür hinter mir zugeschmissen, dass die Wände wackelten und anschließend die Wohnzimmertür.

    Am Abend saß ich ohnmächtig auf der Couch mit dem Gedanken, dass ich mir so das Muttersein nicht vorgestellt habe. Dass es nicht einfach wird, war mir klar, aber dass es so eskalierend und energieaussaugend wird, war mir nicht klar. Mir kam nur noch der Gedanke, dass hier irgendetwas nicht stimmt – entweder mit mir oder aber mit meinem Kind. Noch kein Mensch hat mich derart getriggert, wie mein Kind. Jedem männlichen Wesen hätte ich schon längst den Laufpass gegeben mit der Begründung, Du bist nicht gut für mich.

    Ich habe auch schon über professionelle Hilfe nachgedacht, weil ich das Gefühl habe, langsam durchzudrehen. Mir kam es gestern so vor, als würde ich von außen als Dritter alles beobachten, wie bei einem Unfall. Fassungslos, was hier gerade passiert, aber unfähig, das Geschehen in eine andere Bahn zu lenken.

    Und dann lese ich diesen Blog und fühle mich auf einmal verstanden. Auch der Satz, dass Dein Sohn Dir wohl sehr ähnlich ist, trifft wohl auf mich und meine Tochter ebenfalls zu. Sie ist genauso ungeduldig wie ich und sofort auf 180. Das gibt mächtig Zündstoff bei uns Mädels und der arme Papa, der ja eigentlich auch Entlastung bräuchte nach jedem Kleinkindtag, muss als Puffer fungieren. Seufz

  9. Daniela

    Hallo, ich bin eben erst über deinen Blog gestolpert, weil auch ich so ein Kind zu Hause habe. Ebenfalls geboren im Herbst 2018 und bin mittlerweile soweit, dass ich etwas ändern muss, denn mein Nervenkostüm ist so gut wie nicht mehr vorhanden.
    Die ganze Familie leidet … am schlimmsten denke ich aber mein Großer. Der muss sowas von zurückstecken und auch er wird mittlerweile immer aggressiver ggü. seinem Bruder. Scheint so, als ob alles aufgestaute nun auf einmal raus muss.
    Darf ich dich fragen, wo du dir Hilfe gesucht hast ?
    Würde mich über eine kurze Rückmeldung freuen.

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