21. August 2020 Kategorie: Blogartikel
2 Kommentare baby-life-balance, mutterschaft, vaterschaft, vereinbarkeit
Problem Kleinfamilie: 24 Stunden sind nicht genug
Weißt du, was ich mir im Moment am allermeisten wünschen würde? Abends, nach einem schönen, aber auch langen Tag nach Hause kommen und einfach mal Füße hochlegen. Vielleicht schnell ein Dubbel machen und dann ab auf die Couch. Mein Buch weiterlesen, mit dem Liebsten „Grand Designs“ gucken, ein Schörlchen trinken, egal ob mit oder ohne Wein. Bist du auch Elter? Dann lachst du jetzt wahrscheinlich kurz trocken auf. Denn du weißt: Die Realität ist anders.
Bei uns zumindest ist sie das. Manchmal fängt Abends die richtige Arbeit erst an, gerade im Sommer. Hier mal ein Beispieltag (gestern):
6.30 Uhr: Alle wach? Naja, so halbwegs zumindest. Mutti hat die Augen noch auf halb acht, aber das ist bei der ja normal.
6.45 Uhr: Alle am Frühstückstisch. Es gibt Kuchen, denn Papa hat Geburtstag. Die Kinder meckern trotzdem. „Warum hast du Kirschen reingemaaaacht?!“
7.15 Uhr: Papa bricht auf. Termin im Sauerland, anderthalb Stunden Fahrtzeit. Mama versucht, trotz Zeitnot nicht hektisch zu werden, weil sich das ja, logisch, auf die Kinder übertragt. Also schnell, aber bloß nicht hektisch, zu Ende frühstücken, Zähne putzen, Haare kämmen…
7.40 Uhr: Jetzt aber schnell. Mit dem Fahrrad plus Anhänger und Roller erst zur Schule, dann zur Kita. Danach schnell an den Schreibtisch.
11.30: Oh weh, schon wieder spät dran. Schnell mit dem Rad zur Kita, das Räupchen abholen. Dann Mittagessen kochen, die dritte Maschine Wäsche anschmeißen, irgendwie das Chaos in der Küche in den Griff kriegen.
14 Uhr: Papa und Hübchen kommen nach Hause. Versuch von Mittagsschlaf fürs Räupchen, Stress mit Hübchen, weil zu laut. Abbruch. Lieber ab in den Schrebergarten.
15 Uhr: Kleine Gartenparty (Planschbecken aufbauen, Wurfspiele spielen, Kaffee kochen, Kuchen servieren…). Das Räupchen hat nach einem Mini-Nickerchen leider oberschlechte Laune. Gäste gehen lieber früher, bevor noch alles eskaliert.
18 Uhr: Garten aufräumen, Gemüse gießen. Den tausendsten Geschwisterstreit schlichten.
20 Uhr: Endlich Zuhause.
Am Abend alles Unerledigte aufholen
Eigentlich wäre genau hier der Zeitpunkt, an dem ich gerne einfach mal kurz meine Ruhe hätte. Stattdessen müssen die Kinder noch baden, was zu essen kriegen, die Küche muss aufgeräumt werden, die Wäsche aus dem Trockner geholt und schließlich die Kinder auch noch ins Bett gebracht werden.
Immerhin hat das Räupchen an diesem Abend endlich wieder gute Laune, das Nickerchen war für eine zweite Luft am späten Abend gut. Deshalb spielen beide Kinder jetzt wieder wie ein Herz und eine Seele und das zu unterbrechen, fällt echt nicht leicht. Aber irgendwann müssen die doch mal ins Bett? Schließlich ist morgen wieder Schule, uff.
Wann genau gewöhnt man sich eigentlich an das frühe Aufstehen? Und wann wird das Räupchen endlich keinen Mittagsschlaf brauchen, damit die Schlaf-Wach-Rhythmen unserer Kinder sich wieder annähern und ein bisschen alltagstauglicher werden…? Ich wette, diese oder ähnliche Fragen hast du dir auch schon mal gestellt.
Ich will ja nicht meckern, ABER…
Ich sag ja immer: Ich will ja nicht meckern, ABER… Und klar, dieses „aber“ klingt dann eben doch immer nach Meckerei und ich zähle schon an meinen nicht verfügbaren 100 Händen ab, wer mir jetzt alles Klagen auf hohem Niveau vorwerfen will. Denn ja, ich weiß es doch auch: An sich geht es uns super. Alle gesund, der Garten ist schön, Kuchen gab’s sogar auch. Und trotzdem fühlt es sich aktuell mal wieder einfach zu krass an, gefühlt niemals eine Pause zu haben.
In der typischen Kleinfamilie, in der wir hier leben, so wie die meisten anderen auch, bleibt nun mal alles an zwei Personen hängen. Bei Alleinerziehenden ist das noch krasser: Da ist es nur eine erwachsene Person, die sich immer um alles kümmern muss. Respekt an dieser Stelle. Denn ich weiß gar nicht, wie ihr das macht. Wir kommen hier schon zu zweit derart ins Rotieren, dass ich mir gar nicht vorstellen will, wie es wäre, wenn ich alles allein stemmen müsste.
Könnte man nicht umverteilen?
Der Gedanke, der daraus erwächst, ist eigentlich so naheliegend: Wäre es nicht weitaus sinnvoller, die viele Arbeit auf mehrere Erwachsenen-Schultern zu verteilen? Eine kleine Idee, wie das sein kann, haben wir in der Vergangenheit nur in gemeinsam mit Freunden verbrachten Urlauben bekommen.
Da war es zum Beispiel schon eine riesige Erleichterung, dass man sich mit dem Einkaufen und Essen kochen abwechseln konnte. Oft hat auch nur eines von vier Elternteilen beim ins Bett bringen allen Kindern gemeinsam ein Buch vorgelesen. Die anderen Eltern hatten Pause. Oder einer übernahm die Spielplatz-Aufsicht, die anderen konnten ihre Sinne mal etwas runterfahren.
24 Stunden reichen nicht
Verstehst du, was ich sagen will? Kleinfamilienleben ist nicht schlecht oder so. Uns geht’s ja gut, wir kommen klar. Aber langfristig schlaucht es einfach extrem, immer alles allein oder zu zweit erledigen zu müssen. Schließlich wollen nicht nur die Kinder ständig was von uns – da ist ja auch noch ein Haushalt, der nicht im Chaos versinken soll, frisches Essen muss auf den Tisch, der Kühlschrank gefüllt werden, die Wäsche gewaschen…
Es ist eine totale Plattitüde, aber das Gefühl bleibt: 24 Stunden sind für das alles nicht genug. Im Moment spare ich deswegen mal wieder an Schlaf, was mir überhaupt nicht gut tut, das weiß ich genau. Aber ich sehe gerade nicht, an welchen Stellen ich sonst sparen könnte. Mein Sportprogramm ist mir zum Beispiel mittlerweile heilig, nicht zuletzt weil ich die Verspannungen aus der Hölle kenne, die mich heimsuchen, wenn ich es vernachlässige.
Naja, immerhin ist heute Freitag und damit der Tag, an dem die Kinder nachmittags bei den Großeltern sind. Vielleicht nutze ich die Zeit und gehe laufen. Oder mache ich doch lieber die Steuererklärung…?
Wie wuppst du das alles?
Wie steht es um dein Zeitmanagement? Hast du Tricks für mich, wie ich aus 24 Stunden noch mehr raushole? Oder verfolgst du eher das Ziel, dich von anderen entlasten zu lassen, wohnst vielleicht sogar in einem Gemeinschaftsprojekt? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Huhu, war es eine Ausnahme, dass du dein Kind schon mittags aus der Kita abgeholt hast? Bei Lesen kam mir in den Sinn, dass die Umverteilung der Aufgaben auf mehrere Erwachsene hier wohl am einfachsten ansetzen könnte: Mittagessen & Schlafen im Kindergarten? Dann hättest du sicher weniger Stress auf Arbeit (mehr zeitlicher Puffer), weniger Stress zu Hause (nicht kochen müssen) und weniger Stress mit dem Kind (Einschlafbegleitung).
Als meine Kinder klein waren, hatte ich aber ganz ähnliche Gedanken. Es ist wirklich eine große Herausforderung mit der Kleinfamilie!
Ja, wir sind noch in der Eingewöhnung. 😉 Diese Woche bleibt sie schon bis 13 Uhr und isst auch schon mit, ab nächster Woche dann regulär bis 14 Uhr. Mittagsschlaf gibt es in der Kita nicht, deswegen bleibt sie im ersten Jahr auch nur bis 14 Uhr, länger würde sie noch nicht schaffen. Im nächsten Jahr wollen wir dann auch den Ganztagsplatz wechseln – falls einer frei ist…
Ich merke diese Woche, dass allein die Stunde mehr Betreuung alles schon ganz gut entzerrt. Was aber bleibt, ist der gefühlte Stress am Abend. Mit kleinen Kindern ist abends einfach immer noch so viel zu tun, weil die ja nix alleine können, ey! 😆
Ich weiß, dass es irgendwann besser wird. Aber manchmal würde ich so gerne einfach mal die Füße hochlegen wenn ich müde bin…