Mein gefühlsstarkes Kind | Erziehungsratgeber und wie sie helfen können

Was macht man als Mutter, wenn ein Kind so richtig schön aus der Reihe tanzt? Klar, man sucht die Schuld für erzieherisches Vollversagen bei sich selbst! Aber was, wenn das auch nicht zielführend ist und die Tipps aus „normalen“ Erziehungsratgebern wirkungslos verpuffen? Tja, dann ist vielleicht der Moment gekommen, sich zu fragen, ob vielleicht irgendetwas ein bisschen anders ist. Für mich war der Moment, in dem ich durch Literatur und Gespräche bestätigt bekam, dass mein Kind (und auch ich) ein bisschen anders funktionieren als der Durchschnittsmensch, ein Schlüsselmoment. Nachdem ich euch in Teil 1 meiner Reihe zum „gefühlsstarken Kind“ davon erzählt habe, wie anstrengend es war, bis zu dieser Erkenntnis zu kommen, will ich euch in Teil 2 beschreiben, wie ich es überhaupt herausgefunden habe. Geholfen hat mir dabei nämlich vor allem ein Buch: Der „Erziehungsratgeber für besonders geforderte Eltern“ von Mary Sheedy Kurcinka. 

„Halte durch, das geht vorbei“, „Das ist nur die Autonomiephase„, „Bleib einfach entspannt, es nutzt doch nichts, wenn du dich aufregst“ – lange Zeit wollte ich gerne glauben, dass diese gut gemeinten Ratschläge der Wahrheit entsprächen. Aber mit wachsender Verzweiflung stellte ich mir eine Frage immer öfter: Was, wenn das „Schwierige“ in meinem Kind nicht einfach mit der Trotzphase vorbeiginge?

Der Austausch mit anderen Müttern über Social Media (ich bin so dankbar für diese Möglichkeit!!) war dann ausschlaggebend, um zu erkennen: Manche Kinder sind halt so – und bleiben so. Klar wird alles einfacher, wenn die Kinder älter werden, aber ganz grundsätzlich verwächst sich eben nicht jede Wut, jede Verzweiflung, jede Tendenz zum großen Drama. In einer Facebook-Gruppe las ich dann den Tipp, den Ratgeber „Wie anstrengende Kinder zu großartigen Erwachsenen werden“ zu lesen. Und der Verlag schickte mir netterweise ein Rezensionsexemplar!

Ein Ratgeber „für besonders geforderte Eltern“

Das Buch trägt den Untertitel „Der Erziehungsratgeber für besonders geforderte Eltern“ und wurde von Dr. Mary Sheedy Kurcinka geschrieben. Die US-Amerikanerin ist Therapeutin und arbeitet bereits ihr ganzes Leben im Bereich der Erziehungs- und Familienberatung. Im Original heißt das Buch „Raising your spirited child“ und ich bin wohl nicht alleine mit meiner Meinung, dass der Titel des Buchs etwas sperrig ins Deutsche übersetzt wurde. Übrigens liest man in der deutschen Übersetzung auch oft den US-amerikanischen Duktus heraus – und obwohl ich nicht vom Fach bin, habe ich an mehreren Stellen Übersetzungsfehler erkennen können. Wer also fit im Englischen ist, liest das Buch wohl besser im Original. Mich persönlich hat die teils eher maue Übersetzung aber nicht wahnsinnig gestört, es liest sich auch im Deutschen flüssig – also kein Grund, das Buch lieber gar nicht zu lesen.

Was schließlich zählt, ist der Inhalt des Buches. Und für eine „Betroffene“ wie mich wirken gerade die ersten Kapitel so erleichternd, so erhellend, dass ich es sogar in Hieroglyphen gelesen hätte, wenn es nötig gewesen wäre. Mary Kurcinka erklärt darin nämlich das naheliegende, auf das ich alleine dennoch nicht gekommen wäre: Mein Kind ist tatsächlich herausfordernder als andere Kinder. Es gehört zu den geschätzt 20% aller Menschen, die mit einem intensiveren Gefühlsleben geboren wurden. Kurcinka beschreibt das auch sehr treffend so: Diese Kinder sind einfach „mehr“ als andere. Sie fühlen mehr und fordern mehr. Eltern solcher Kinder müssen entsprechend mehr leisten, als Eltern von Durchschnitts-Kindern („Durchschnitt“ ist hier natürlich nicht negativ gemeint, sondern rein objektiv).

Durchschnitts-Tipps taugen eben nur für Durchschnitts-Kinder

Kurcinka beschreibt auch sehr genau, warum Durchschnitts-Tipps für besonders intensive Kinder nicht taugen:

„Da diese Kinder mehr sind, bleiben viele Ratschläge, die für das Aufziehen anderer Kinder funktionieren, bei temperamentvollen Kindern wirkungslos. Es wäre lächerlich, die Wutanfälle ihres temperamentvollen Kindes zu ignorieren. Es kann sich eine Stunde lang wie wild aufführen, weil Sie die Tür aufgemacht haben, während es erwartet hatte, dies selbst zu tun. Schicken Sie es für eine Auszeit in sein Zimmer, und es wird dieses auseinandernehmen. Es lässt sich nicht ablenken von etwas, was es unbedingt tun oder haben will. Selbst wenn ein Gegenstand weggesperrt ist, wird es über Hindernisse klettern, darunter durchkriechen oder diese umgehen, um es wiederzubekommen.“

Na, kommt das jemandem bekannt vor? Für mich jedenfalls ist das eine sehr treffende Beschreibung unseres täglichen Alltags. Und nicht nur, dass solche „klassischen“ Erziehungstipps wie Auszeiten beim Hübchen sowieso nicht funktionieren. Natürlich versagen auch sämtliche Ideen aus dem bindungsorientieren Spektrum. Ich sage nur: Wutanfälle geduldig spiegeln im 10-Minuten-Takt oder aufopferungsvolle Einschlafbegleitung bei einem Kind, das statt zufriedener immer fordernder wird, ist ungefähr so praktikabel wie drei Iron-Mans hintereinander zu laufen – selbst mit ganz viel gutem Willen ist es schlicht nicht leistbar!

Bindungsorientiert – aber mit viel Verständnis für die Bedürfnisse der Eltern

Wenn aber sowohl autoritäre als auch bindungsorientierte Ansätze auf den ersten Blick versagen, was macht man dann? Mary Kurcinka hält am bindungsorientierten Konzept fest. Allen ihren Ausführungen und Beispielen entnimmt man deutlich ihr großes Verständnis für Kinder der intensiveren Sorte und ihren Wunsch, Eltern und Kinder wieder näher zusammen zu führen.

Was ihren Ansatz dabei aber so wohltuend von anderen Lektüren aus dem bindungsorientierten Spektrum unterscheidet, ist ihr großes Verständnis für die elterlichen Bedürfnisse. Für mein Verständnis lese ich in vielen Blogs oder Büchern aus der AP-Szene nämlich einfach zu oft: „Das Kind funktioniert nicht? Deine Schuld!“. Denn egal, welches „Fehlverhalten“ ein Kind so zeigt – „Schuld“ ist immer die mangelnde Bindung. Und diese wiederherzustellen, liegt in der Verantwortung der Eltern. Der Schlüssel soll demnach sein, sich noch mehr zu bemühen, noch mehr aufzuopfern, die Bedürfnisse der Kinder noch mehr zu erfüllen.

Bei der Lektüre des Kurcinka-Ratgebers wird aber schnell klar: Mit einem temperamentvollen Kind ist das höchstens der direkte Weg in den Familien-Burnout. Denn die Bedürfnisse eines intensiven Kindes können so extrem sein, dass es kaum möglich ist, diese zu erfüllen. Und was meinem Verständnis von Erziehung und familiärem Zusammenleben sehr entgegenkommt, ist: Das Buch fordert sogar dazu auf, diesen Kindern ganz konkret beizubringen, sich an das Leben in der Familie anzupassen. Temperamentvolle Kinder brauchen Stabilität und Grenzen, sie benötigen Hilfe und Unterstützung in Bereichen, in denen andere Kinder dieses Alters teils schon allein entscheiden können.

Temperamentvolle Kinder brauchen viel Unterstützung

Konkret heißt das zum Beispiel, dass temperamentvolle Kinder klare Strukturen brauchen und Konzepte wie selbstbestimmtes Schlafen bei ihnen schlicht nicht funktionieren. Würde man ein intensives Kind selbst bestimmen lassen, wann es ins Bett geht, wäre es schon nach kurzer Zeit komplett übermüdet und der Familienfrieden wäre in noch größerer Gefahr. Genauso verhält es sich mit dem Verhalten bei Tisch: Temperamentvolle Kinder profitieren von festen Essenszeiten und sollten auch dazu angehalten werden, gemeinsam mit der Familie zu essen. Sie während der Mahlzeiten herumlaufen zu lassen oder sogar selbst entscheiden zu lassen, wann sie essen wollen, würde nämlich oft nur dazu führen, dass sie gar nichts oder viel zu wenig essen würden.

Dies sind nur zwei der vielen Beispiele aus dem Buch. Kurcinka beschreibt noch etliche andere ganz konkrete Situationen rund um Alltagsprobleme beim Schlafen, Essen, Anziehen, Losgehen oder Ankommen und sie geht auch auf das generelle Sozialverhalten und Herausforderungen für Schulkinder ein.

Das Beschreiben konkreter Situationen und die vielen Beispiele aus ganz unterschiedlichen Familien sind ein großer Wert des Buches, weil man daraus viele Lösungsansätze entnehmen und selbst ausprobieren kann. Am wertvollsten für mich war jedoch der erste Teil des Buches, der mir überhaupt erst ein Grundverständnis von der Besonderheit meines Kindes vermittelte. Im ersten Teil des Buches gibt die Autorin nämlich einen Überblick über die Charaktereigenschaften und typischen Verhaltensweisen eines besonders temperamentvollen Kindes, die sie im zweiten Teil noch genauer beschreibt.

Was macht (m)ein temperamentvolles Kind aus?

Praktischerweise liefert Kurcinka zu jeder Eigenschaft eine Art Checkliste mit, die man theoretisch sogar mit einem Stift ankreuzen könnte: Kann mein Kind zum Beispiel problemlos eine Aktivität beenden und mit etwas anderem beginnen oder weint es oder regt sich auf, wenn es zu einem Übergang kommt? Stört es sich nicht an kratzigen Textilien oder rastet es schon bei einer schlecht sitzenden Sockennaht aus? Bei allen Fragen kann man Punkte von 1 bis 5 vergeben, 5 wäre jeweils die extreme Reaktion.

Abgefragt werden jeweils die Eigenschaften

  1. (Hohe) Intensität
  2. (Bewundernswerte) Ausdauer
  3. (Starke) Empfindlichkeit
  4. Hohe Wahrnehmungsfähigkeit
  5. (Mangelnde) Anpassungsfähigkeit
  6. (Mangelnde) Regelmäßigkeit
  7. (Ganz viel) Energie
  8. (Starke) Erste Reaktion und
  9. (Miese) Stimmung

Es wäre jetzt zu viel, hier auf alle diese Punkte einzugehen, deswegen habe ich die Zusätze in den Klammern dazu erfunden (sorry, Mary). Vielleicht gibt euch so schon die Aufzählung eine leise Idee der Eigenschaften, die bei temperamentvollen Kindern besonders ausgeprägt sind.

Ich selbst war übrigens extrem überrascht, wie eindeutig ich meinen Sohn in vielen Beschreibungen wieder erkannte und ihm eine klare „5“ auf der Skala zuordnen konnte. Ausraster wegen schlecht sitzender Socken haben wir hier zum Beispiel so gut wie täglich. Und Übergänge sind eine Never-Ending-Drama-Story, auch wenn ich es teils schon geschafft habe, da mit viel Routine und Geduld zu deeskalieren. Teil 1 des Buches war also ein wirklicher Erweckungsmoment, weil ich merkte: Ja, mein Kind ist wirklich speziell!

Und was außerdem großartig ist: Das Buch macht nicht bei den Kindern Halt, sondern bietet ebenfalls Checklisten für die erwachsenen Eltern. Ich konnte mich also auch auf mein eigenes Temperament hin überprüfen, und siehe da: Auch ich bin ein bisschen speziell. Na so was. ? Da wären wir also schon zwei.

Ein Grund zu verzweifeln?

Ist diese spezielle Art zu fühlen und teils auch zu handeln nun also ein Grund zu verzweifeln? Kurcinka sagt: Ganz im Gegenteil! Denn ihr ist es ganz wichtig, immer die positiven Aspekte zu betonen. Und genau hier macht der sperrige deutsche Titel des Buches dann doch wieder Sinn, denn der Grundgedanke ist folgender: Unsere überhaupt nicht durchschnittlichen Kinder werden irgendwann zu überdurchschnittlich großartigen Erwachsenen. Denn all das, was wir im Kindesalter als so extrem herausfordernd wahrnehmen, wandelt sich im Erwachsenenalter zu genau den Eigenschaften, die selbstbewusste und erfolgreiche Menschen ausmachen.

Ein beharrliches Kind treibt uns mit seiner Unbelehrbarkeit in den Wahnsinn – Ein beharrlicher Erwachsener zieht sein Ding durch bis zum schlussendlichen Erfolg. Ein Kind mit extrem viel Energie macht uns manchmal völlig fertig, weil es uns keine Ruhepausen gönnt – Ein energetischer Erwachsener hat Kraft für drei und wuppt die anstrengendsten Projekte mit links. Ein empfindliches Kind nervt manchmal tierisch, weil es sich wegen jeder Kleinigkeit aufregt – Ein empfindsamer Erwachsener kann sich besonders gut in andere Menschen hineinversetzen und wird vielleicht mal eine spitzen Führungskraft.

Und auch bei unseren oft so anstrengenden Kindern können wir uns an den positiven Seiten ihres Temperaments erfreuen. Kurcinka beschreibt das unter anderem so:

„Tiefsinnige Äußerungen kommen aus seinem Mund, frühreif und viel zu intellektuell für ein Kind dieses Alters. Es erinnert sich an Erlebnisse, die Sie längst vergessen haben und zieht Sie ans Fenster, um Regentropfen zuzusehen, die wie Diamanten vom Himmel fallen. An den guten Tagen ist es verblüffend, überraschend, wunderbar, lustig, interessant und von großartigen Momenten durchsetzt, ein Elternteil eines temperamentvollen Kindes zu sein.“

Findet ihr euer Kind auch hier wieder? Ich meines so sehr – und auch deswegen tut die Lektüre dieses Ratgebers so wahnsinnig gut. Ich lerne die Eigenschaften meines Kindes nicht nur kennen und bekomme Handwerkszeug, um mit ihnen umzugehen – ich lerne sie auch in besonderer Weise zu schätzen. Denn mein Kind ist nicht nur eine besondere Herausforderung, sondern auch ein ganz besonderes Geschenk. Mein Sohn ist besonders empfindsam, besonders clever und alltagsklug, er nimmt besonders viel wahr und erkennt Zusammenhänge, die für mich manchmal im Verborgenen bleiben. Er hat eine wahnsinnige Ausdauer und kann extrem konzentriert an Dingen arbeiten, für die er sich interessiert. Er hat beeindruckend viel Energie und kann sich wahnsinnig für Dinge begeistern. Und nicht zuletzt ist er besonders zärtlich und liebevoll, nicht nur zu uns, sondern auch zu seiner kleinen Schwester.

Introvertiert oder extrovertiert?

Ein temperamentvolles Kind zu haben ist also beides zugleich: furchtbar anstrengend und furchtbar schön. Aber wenn man erst mal erkannt hat, was für ein spezielles Kind man sich da geangelt hat, kann man prima anfangen, damit zu arbeiten. Und was für mich besonders wichtig ist: Seit ich erkannt habe, dass auch ich einer von diesen speziell fühlenden Menschen bin, kann ich mit unserer besonderen Konstellation arbeiten. Denn einen wichtigen Punkt, der im Ratgeber von Mary Kurcinka sehr ausführlich behandelt wird, habe ich hier absichtlich ausgespart: Die Introversion und Extroversion.

Denn im Umgang mit temperamentvollen Kindern spielt es eine große Rolle, ob sie zu den introvertierten oder extrovertierten Charaktern gehören – und zu welchem Typ man selbst zählt. Denn wenn man hier sehr unterschiedlich veranlagt ist (wie zufälligerweise ich und mein intensiver Sohn), kann das zu extremen Reibungspunkten führen. Da dieses Thema mir so viel Aufschluss  über meine eigenen Verhaltensweisen und Bedürfnisse gegeben hat, möchte ich ihm gerne den nächsten Teil dieser Reihe widmen. Stay tuned!

Abschlussbemerkung zu den Begrifflichkeiten und Ausblick auf das neue Buch von Nora Imlau

Ich habe diesen 2. Teil meiner kleinen Reihe nun sehr stark an das Buch von Mary Kurcinka angelegt, weil dieser Ratgeber für mich quasi der Einstieg in die Thematik war und ich ihn wirklich empfehlen kann. In der Übersetzung des Buches ist von „temperamentvollen“ oder auch „intensiven“ Kindern die Rede, deswegen habe ich nun auch hier diese Begriffe verwendet.

Vielleicht habt ihr aber schon mitbekommen, dass es seit ganz kurzem auch endlich ein deutsches Buch gibt, dass sich mit den besonders herausfordernden Kindern beschäftigt: „So viel Freude, so viel Wut“ von Nora Imlau. Nora verwendet darin den wie ich finde tollen Begriff der „gefühlsstarken Kinder“, den ich nun auch für meine Reihe hier verwende, weil ich ihn so wunderbar und passend finde. Das brandneue Buch von Nora habe ich noch nicht gelesen, werde es aber in Kürze tun und just morgen eine ihrer Lesungen besuchen. Hier im Blog gibt es dann auch noch mal einen ausführlichen Bericht und Rezension, versprochen!

Bis dahin freue ich mich wie immer über eure Kommentare: Habt ihr auch temperamentvolle, intensive, gefühlsstarke Kinder? Wie seid ihr darauf gekommen, dass bei euch irgendwas „anders“ und besonders herausfordernd ist? Welche Literatur hat euch geholfen und habt ihr vielleicht weitere Tipps, was ich zu dem Thema noch lesen sollte? Ich bin gespannt! 🙂

<- Hier geht’s zu Teil 1 der Reihe: „Erziehungsratgeber und wie sie helfen können“
Und hier geht’s zum nächsten Artikel: „Ambivalente Gefühle annehmen und aushalten“ ->

31 Kommentare zu „Mein gefühlsstarkes Kind | Erziehungsratgeber und wie sie helfen können

  1. Kathrin

    WI haben uns ja schon öfter darüber auf fb ausgetauscht. Ja, mein Sohn gehört auch zu der Kategorie, besonders. Besonders anstrengend, besonders schlau, besonders wütend, besonders kuschelig, usw. Manchmal möchte ich schreiend davon laufen und manchmal dahinschmelzen. Gestern erklärte er mir z. B. Heute müsse er anfangen Singen zu lernen. Tanzen könne er schon. Ab heute sei singen dran 🙂
    Und 5min später fliegt seine Brille voller Wucht durch die ganze Wohnung (die 3. Gläser, das 2. Gestell in nicht mal einem Jahr). Diese Wut ist so unberechenbar und intensiv, die Liebe, die er uns und anderen Kindern entgegenbringt (die ganz schlecht damit umgehen können) ist ebenso intensiv.
    Meine größte Angst ist nur immer, er könnte sich verletzen.

    Ach ich liebe ihn einfach und 2 seiner Schwestern waren ebenso. O-Ton Kinderkrippe: so ein Kind hatten wir noch nie! Sie hat heute vor Wut die Tische und Stühle umgeworfen…

    Sie werden erwachsen. Es wird einfacher, sie werden verständnisvoller. Begreifen, dass auch andere Menschen Bedürfnisse haben. Bleiben aber willensstarke, durchsetzungsfähige Kinder. Und das ist wichtig.

    • Ja, sie können so so so zauberhaft sein!! Und manchmal ertappe ich mich auch dabei, andere Kinder als geradezu langweilig zu empfinden (oder noch schlimmer: als dumm), einfach nur, weil meins halt immer so in die Extreme tendiert.

      Im Moment gibt es immer so Phasen: Tage oder im schlimmsten Fall Wochen, an denen ich ihm den Kopf umdrehen könnte und ihn wirklich, wirklich furchtbar finde. Und dann wieder viele Tage hintereinander, an denen ich ihn ständig küssen könnte, weil er so süß, hübsch, klug und wunderbar ist. Ich glaube, darüber muss ich auch noch mal bloggen, denn man kommt sich schon blöd vor als Mutter, mit diesen ambivalenten Gefühlen. Aber extreme Gefühle beim Kind lösen halt mitunter extreme Gefühle bei den Eltern aus, denke ich.

  2. Kathi

    Wie im ersten Teil erwähnt habe ich auch genau so ein Kind. Deshalb vielen vielen Dank für die ausführliche Rezension, ich werde das Buch nun fix bestellen

    • Freut mich, dass mein Text dir hilft! Ich habe nun auch das neue Buch von Nora Imlau fast ausgelesen und kann es zusätzlich schon mal sehr empfehlen! Die Inhalte doppeln sich natürlich teilweise, bzw. bezieht Nora sich auch auf das ältere Buch von Mary Kurcinka, legt dann aber noch mal andere Schwerpunkte und schreibt auch über Dinge, die ich bis dato noch nicht wusste. Ausführliche Rezension folgt als extra Artikel! 🙂

      • Ana

        Hallo Sophie, … wir sind lange auf der Suche, warum meine Jungs „anders“ sind. Und nun bin ich erleichtert auf Deinen Blogg zu stoßen. Es ist 1:1 so wie Du es beschreibst.
        Gerne möchte ich die von Dir empfohlenen Bücher lesen. Welches empfiehlst Du vorrangig?
        Vielen Dank für die tollen Beiträge!

  3. Oh, wie finde ich mein Sirenchen und mich darin wieder. Sie ist auch so unglaublich intensiv und wild und laut und explosiv und das alles dann auch noch ausdauernd. Von Baby an forderte sie mich und so schüchtern sie sich auswärts meist zeigt, so wahnsinnig ist sie zu Hause. Alle „normalen“ Deeskalierungsmethoden kann man getrost vergessen. Ich musste ihre Ausbrüche schon mit den widersinnigsten Dingen unterbrechen oder einfach neben ihr ausharrend abwettern.

    🙂

  4. Pingback: Strenge Erziehung ist nicht ein Mangel an Liebe › vaterjahre.de

  5. Peter

    Hallo zusammen,

    unsere Tochter ist 6 Monate alt. Ist dieses Buch jetzt schon zu empfehlen?

    Danke und viele Grüße
    Peter

    • Hi Peter!

      Hm, spontan würde ich sagen „nein“ – außer, du hast ein professionelles Interesse oder liest einfach wahnsinnig gerne Ratgeber. 😉

      Jedenfalls würde ich spontan sagen, dass das Buch eher dann interessant wird, wenn die Kinder aus dem Babyalter raus sind. Am meisten mitnehmen können sogar eher Eltern von Kindern ab Schulalter, würde ich sagen. Was nicht heißen soll, dass es davor unnütz ist, im Gegenteil. Ich meine nur, dass die meisten praktischen Tipps eher auf ältere Kinder zugeschnitten sind.

      Wenn du ein recht anstrengendes und forderndes Baby hast, gibt es für das Alter andere Literatur, die passender ist: „Mein kompetentes Baby“ oder auch „Schlaf gut Baby“ von Nora Imlau z.B. Vielleicht verwächst sich das „anstrengende“ auch bei deinem Baby und das Buch von Mary Kurcinka würde dir mehr Angst machen, was da noch alles kommt. 😉

      Ich würde daher eher raten, nicht zu problematisieren (was ggf. durch die Lektüre passieren könnte), sondern eher Baby-Literatur zu wählen und zu hoffen, dass es bald entspannter wird. Ich drücke die Daumen!

  6. Madlen

    Hallo 🙂
    Ich habe zwei Söhne und beide könnten wirklich nicht unterschiedlicher sein..kann mir jemand eine fb Gruppe empfehlen auf der ich mich mit betroffenen Müttern austauschen kann?

  7. Jacqueline

    Gibt es eine Facebookgruppe für Eltern mit sehr Temperamentvollen, anstrengenden Kindern? Ich bin im Moment mit meinem 33 Monate altem Kleinkind am verzweifeln, da ich ihn nicht gebändigt bekomme.
    Ich brauche Tipps

  8. Margarita

    Hallo, toller Artikel!!
    Ich habe zwei gefühlsstarke Kinder. Zwillinge. Zwei Jungs. Fast drei Jahre alt und quasi von Geburt an intensiv in ihren Gefühlen.
    Ich bin schier verzweifelt bis mir eine Freundin den Ratgeber von Kurcinka ausgeliehen hat – es ist immer noch hart aber dank dem Ratgeber kann ich meine zwei verstehen, kann ruhig bleiben, kann ihnen (und uns als Familie) helfen damit umzugehen!
    Manchmal bemitleide ich mich selber, weil wir gleich zwei emotionsstarke Kinder auf einmal bekommen haben und ich an manchen Tagen am liebsten heulend davonrennen würde – doch dann kommen doch wieder die wunderschönen Momente in denen sie sich umarmen und küssen, mich umarmen und küssen.. zum dahinschmelzen!

    Also auf jeden Fall lesenswert!
    Das Buch
    “Übermütig – laut – sensibel: Eine neue Sicht auf Ihr temperamentvolles und gefühlsstarkes Kind„
    von Maike Liebschmitt fand ich zu dem Thema übrigens auch ganz hilfreich!
    Viele liebe Grüße und gutes durchhalten 🙂

    • Daniela Kleinknecht

      Hallo. Ich fühle mit dir! Meine Zwillingsjungs sind 2,5 Jahre und machen mich langsam wahnsinnig. Ständige Streitereien, die min bei einem in einem Wutausbruch enden. Manchmal steh ich draussen auf dem spielplatz und kriege sie nicht mehr beruhigt… gefühlt suchen sie nach Gründen um völlig eskalieren zu können. Leider haben wir noch keinen kitaplatz und die Jungs sind noch bei mir Zuhause. Das macht es noch anstrengender… so langsam geht mir die Energie aus immer wieder positiv gestimmt in den Tag zu starten… 😩
      Lg unbekannterweise
      Daniela

      • Evelin

        Erwarte aber nicht , dass sie in der Kita „ gewollt“ werden …
        Bei uns war es so … Der erste Kindergarten wollte meinen Sohn nicht ( er hat dort sogar Gewalt erlebt ). Es wurde mir ein Integrativer Kindergarten empfohlen. Dort wurde mein Sohn täglich zum Essen gezwungen, bestraft etc … ( für sein Trotz- Charakter..) … letztendlich musste er diesen Anstalt verlassen, weil er als überdurchschnittlich intelligent „ diagnostiziert „ wurde und keine Grundlage für einen Attest über seelische Behinderung hatte.

  9. Daniela

    Ich weiss gerade gar nicht wohin mit meinen Gefühlen, weil ich dachte ich bin gabz alleine auf der Welt. Ärzte wollen therapien Medikamente usw. Ich eigentlich nicht, sehe aber auch das wir überall auffallen und anecken. Mache ich ich es doch falsch können Medikamente helfen.
    Ich habe gerade von einer Facebook Gruppe gelesen zum austauschen, wie heißt diese Gruppe. Über einen Austausch oder Freunde für mich und oder für meinen Sohn würde ich mich sehr freuen.
    Ich wünsche euch allen noch einen schöne Tag

    • Hallo Daniela und danke für deinen Kommentar. Meine erste Frage wäre: Seid ihr in guter und vertrauensvoller kinderärztlicher Behandlung? Falls nicht, hör dich doch mal in deinem Umfeld um, zu welcher Kinderärztin ihr ggf. wechseln könnt. Ich würde bei solchen Zweifeln definitiv Fachpersonal zurate ziehen. Ggf. könnt ihr euch auch an ein SPZ in eurer Nähe wenden?

      Facebookgruppen gibt es die zu Gefühlsstarken Kindern von Nora Imlau, die findest du über die Facebook Suche. Da bekommst du bestimmt auch viele gute Tipps!

      Alles Gute!

  10. Oda

    Was Du beschreibst, ist bei uns auch so, mein Kind ist mittlerweile 5. Mir ist erst als es ca. 4 war aufgefallen, dass es quasi seit Geburt in der Autonomiephase ist, als ich andere Kinder kennengelernt habe, die so ganz anders und unglaublich einfach zu handeln sind. Da ich selbst sehr stark empfinde und vieles auf ganz eigene Art für mich eingerichtet habe, habe ich das bei meinem Kind aber nie als negativ wahr-, sondern eben als gegeben hingenommen.
    Allerdings frage ich mich: Habt ihr mal an das Autismusspektrum gedacht? In unserer Familie sind alle diagnostiziert (Asperger hieß das früher) und Eure Beschreibungen erinnern mich stark an die Symptomliste 🙂 Prinzipiell hat eine Diagnose für uns verschiedene Vorteile: Es hilft, Unterstützung und Verständnis einfordern zu können (Kita, Schule, war für uns ganz wichtig) und es ist toll zu wissen, nach wem man Ausschau halten kann, um Menschen mit ähnlichen Interessen zu finden. Und natürlich, um zu wissen, wo man evtl. achtsamer mit sich umgehen sollte und dass man so, wie man ist, wunderbar ist (das klappt natürlich auch in einer Gruppe wie Noras).

    Autismusspektrum ist ja keine Krankheit in dem Sinne, sondern eben eine andere Art zu sein (zu fühlen, zur denken) – und wie man das in einer Welt, die nicht darauf eingerichtet ist, gut hinbekommt, dabei können einem Impulse aus der Community sehr helfen, finde ich.

    • Liebe Oda, mir ist nicht ganz klar, an wen du deinen Kommentar richtest. Antwortest du auf einen anderen Kommentar oder gilt er mir als Autorin des Textes? Ich finde es gut und wichtig, dass du das Thema ansprichst und habe in so manchen Antworten auf Kommentaren auch schon häufiger auf die SPZ hingewiesen, die gute Angebote zur Diagnostik bieten.

      Was mein gefühlsstarkes Kind angeht, kann ich sämtliche „Diagnosen“, wie man so schön sagt, ausschließen. Die Entwicklung geht in mancherlei Hinsicht langsamer (soziales) oder deutlich schneller (kognitives) als bei „normalen“ Kindern. Aber nichts davon ist so auffällig, dass es auf ein Autismusspektrum hinweisen würde.

      Ich finde es aber auf jeden bedenkenswert, dass man sich als Familie nicht hinter dem Label „gefühlsstark“ verstecken sollte, wenn doch noch etwas anderes dahinter stecken könnte. Letztlich hilft man ja vor allem dem Kind, wenn man erfährt, woran so manches Verhalten wirklich liegt und dann auch besser darauf reagieren kann.

  11. maria

    Hallo,
    danke für die Information. Ich habe vor Jahren den Begriff „autonome Kinder“ gelesen. Bei Jesper Juul. Ich finde das trifft es gut. Mein Kind ist der Meinung es entscheidet komplett selbst über sein Leben und seine Bedürfnisse, seit er sprechen kann.

  12. Lisa

    Danke für deinen tollen Text!

    Ich merke im Umgang mit meiner Tochter einfach… Sie ist anders als gleichaltrige.

    Ich bin noch ganz am Anfang, antworten zu finden. Finde sie auch im hochsensibel wieder.

    Sie nimmt Gefühle ganz stark wahr. Situationen wie… Wo wir bei Freunden geschlafen haben und sie 1 Monat 4j war. Nahm ich sie aus dem Zimmer, sodass die gleichaltrige kleine einschlafen kann und meine Tochter bei mir im Tragetuch. Es war eine ansich entspannte Situation. Da sagte sie: „Mama, du vertraust mir nicht“

    Sie meinte, dass ich sie nicht zusammen mit ihrer Freundin weiter versucht hab lassen einzuschlafen..

    So und ganz viele andere Situationen erlebe ich.. Dann gibt es auf der anderen Seite auch mal 2std schreien. Ewiges einschlafen, sie braucht unwahrscheinlich lange bis sie runter gefahren ist. Das auch seit sie ein Baby war.

    Ich weiß einfach, sie ist nicht wie viele andere Kinder in ihrem Alter. Was es genau ist…

  13. Carola

    Ich bin so dankbar für diese paar Zeilen, die mir ganz klar vor Augen geführt haben, dass ich nicht allein bin. Das tat mir richtig gut. Mein Wunschkind (Sohn) hat 6 Jahre auf sich warten lassen und jetzt macht er mich wahnsinnig! Ich bin fertig… so fertig, dass ich als Atheist manches Mal in den Himmel schaue und zu Gott bete, er möge mir die Kraft geben den heutigen Tag zu überstehen. Mein Alptraum beginnt morgens um 5 Uhr und endet oft nicht vor 22 Uhr. Unsere Tage sind durchzogen von Streit, Machtkämpfen, Wut, endlosen Diskussionen und Tränen. So viele Tränen auf beiden Seiten. Während ich unseren 2-Jährigen bei einem Wutanfall noch gut auf den Boden der Tatsachen zurück holen kann, werden beim Papa nur noch Befehle gebellt. Und Papa macht, egal wie oft ich sage, er dürfe nicht darauf eingehen. Manche Tage kämme ich dem Kleinen einen akkuraten Seitenscheitel. Das empfinde ich als passend für den ersten Diktator in meinem Leben. Von niemandem habe ich mir je so viel bieten lassen. Und es ist tatsächlich so, wie es im o.g. Text beschrieben wurde. Man soll sich als Mutter noch mehr aufopfern, noch mehr Liebe geben, noch mehr Verständnis zeigen. Und die ganze Zeit habe ich mich gefragt: „Und wer hat Verständnis für mich?“ Mein Umfeld war es jedenfalls nicht. Weder hatte ich Hilfe bzw. Unterstützung, noch bekam ich Ratschläge, die irgendwie nützlich oder hilfreich gewesen wären. Meist hagelte es Vorwürfe. „Dein Kind ist total verzogen!“ Ist das wirklich so? Kann ich nicht behaupten. Er ist das liebste Kind der Welt, wenn wir mit anderen Familien zu tun haben. Er ist unglaublich aufmerksam und hilfsbereit. Seine Wahrnehmung ist für einen 2 Jährigen erschreckend weit. Er legt problemlos Puzzle, die seine Altersgrenze um 1-2 Jahre überschreiten. Er bringt mir meine Brille, wenn er sieht, dass ich etwas lese und hebt meine Wäsche auf, wenn ich mich nicht bücken kann. Er ist empathischer und strukturierter als mein Mann und so konzentriert, wenn er sich für eine Sache wirklich begeistert. Er guckt Cartoons für Vorschulkinder und lacht über Witze, die er hört. Mein Kind ist verzogen? Glaub ich nicht. Eher extrem. Extrem in all seinen Facetten. Unser Alltag ist so unglaublich extrem. Extrem anstrengend! Von seinen wechselnden Launen bekomme ich manches Mal Schleudertrauma und oft kann ich gar nicht mehr folgen, was eigentlich gerade passiert ist und zum Wutanfall geführt hat, der ihn kratzen, beißen, schlagen lässt. Und wenn alles nichts geholfen hat, schlägt er sich absichtlich selbst. Ich stehe dem Ganzen so hilflos gegenüber, dass ich oft selber schreie oder weine, weil ich nicht mehr weiter weiß und mir die Kraft fehlt. Vielen lieben Dank für Ihren Buchtipp.

  14. Alexandra

    Danke für diesen Beitrag. Ich werde mir das Buch auf jeden Fall anhören.
    Mir geht es mit meinem gerade 5 Jahre alt gewordenen Sohn genau so.
    Seit er ein Baby war hatte ich das Gefühl dass er anders ist als viele andere Kinder in seinem Alter. Und wir kennen/kannten wirklich einige gleichaltrige. Er war motorisch, aber auch kognitiv und sprachlich wesentlich weiter. Er war aber auch in seiner Wut und seinen Gefühlen anders. Er lies/lässt sich oft nicht beruhigen. Wenn man seine Schuhe nicht fest genug schließt gibt es ein Theater bis vor die Kindergarten Türe, aber was für eines.. Ich habe es nicht mehr geschafft ihn zu beruhigen, egal was ich gemacht habe. Erst als ihn seine Pädagogin mir abgenommen hat, beruhigte er sich wieder..
    Dann kann er aber wieder das liebste Kind auf Erden sein, mir so viel Liebe schenken, vernünftig sein usw.
    Ich versuche immer an mir zu arbeiten, aber wie beschrieben, irgendwann kann man nicht mehr.
    Aber wie gesagt, auch mein Mann und ich haben immer das Gefühl dass er anders ist, cleverer als andere in seinem Alter.
    Kurz nach seinem 3. Geburtstag sagte er nach einem Streit mal zu mir, Mama mein Herz ist jetzt so klein.. Als ich den Konflikt einmal scheinbar besser lösen konnte, weinte er und meinte: Mama, du hast es geschafft, mein Herz ist nicht so klein geworden…
    Es ist echt hart Mama von so einem intensiven Kind zu sein, aber ich sehe ihn immer als meinen Lehrer.. Er hat mir schon so viel über mich selbst beigebracht und bringt mich gott sei Dank immer dazu darüber nachzudenken, wie ich mich ihm gegenüber verhalte. Er akzeptiert es nämlich nicht wenn ich mich ihm gegenüber respektlos verhalte und zeigt mir das dann klipp und klar

  15. Kerstin

    Liebe Alle, Unbekannten,
    Ich sitte gerade im Urlaub in Italien und weine, als ich diese Artikel und Eure Beiträge gelesen habe. Es tut so wahnsinnig gut, die richtigen Worte zu lesen, die so unglaublich beruhigend sein können. Hinter mir liegt eine dieser schweren wütenden Momente, kurz nach dem italienischen leckeren Mittagessen, wir machen ein bissl Siesta, raus aus der Sonne… aber wie aus heiterem Himmel piesakt und ärgert das Kind uns Eltern. Der Jungmann ist fast 6, ein ganz schlauer, pfiffiger… wir wissen ebenso schon lange, dass er irgendwie „ mehr „ ist… es gab Phasen da trösteten wir uns tatsächlich mit dem altbekannten „ es wird schon werden „… „ irgendwann wird es besser „ oder „ ist ne Phase „… da ich selber sehr viel darüber lese ( auch Nora Imlau‘s Buch habe ich verschlungen ), ich habe auch Papa und Oma mit ins Boot geholt. Unsere Oma ist ein Glücksfall, sie geht da voll mit. sieht die positiven Seiten des jungen Mannes… nur der Opa tut sich unheimlich schwer… warum weiß ich aber auch… er ist ihm wahrscheinlich entweder sehr ähnlich oder das komplette Gegenteil ich selbst, Mama ( nicht mehr die Jüngste aber jung geblieben ) finde immer mehr heraus wer ich eigentlich bin… ich mache gerade eine Jahresworkshop für Mama‘s, eine wahnsinnig tolle Sache mit super tollem Inhalt und ich bin so stolz auf mich, wie ich da dran arbeite… aber ich habe auch schlimme Momente, da begegnet meine Wut seiner Wut und es ist schier unaushaltbar…
    Aber um nicht zu weit auszuufern… ich , hier, mitten im Dolce Vita Gefühl habe diese Seite gefunden… danke danke danke… und sie hat mich gerettet… auch den Buchtip werde ich mir zu Herzen nehmen. Und ja, annehmen ist wohl das Zauberwort. Und nicht Angst haben, dass es so schlimm ist wie es manchmal ist,,l sonder darauf vertrauen dass es gut ist.
    Ich schicke liebe Grüße an alle Unbekannten… Ciao, gerne schaue ich mal wieder vorbei. 🙋🏻‍♀️🌺

  16. Nicole

    Ich hab durch eine Google Suche diesen Blog gefunden. Was soll ich sagen…. Ich Sitz hier neben unserer anstrengenden Tochter, die ich über alles liebe.
    Aber ich hätte nie gedacht, das ich auch uns in dem Artikel immer wieder finde. Wutanfälle können bei uns teilweise über 1 Stunde dauern, meine Tochter versetzt alles um an das heranzukommen, was es gerade unbedingt haben will, obwohl ich Nein gesagt hab.
    Ich hab sie von Ihrer Kindergarten Garobe bis um die Ecke getragen. Gerade um die Ecke angekommen, fällt ihr spontan ein, das sie den Weg selbst laufen wollte. Sie wollte nochmal zurück um den Weg selbst zu laufen… im Kindergarten ging das aber nicht… 30 min Wutanfall mit Festkrallen an sämtlichen Türgriffen…. Vielen Dank 🙏… Ich werde uns da noch mal Unterstützung für suchen.

  17. Kerstin

    Hallihallo, ich hatte vor Tagen schon mal geschrieben. Aus dem Urlaub. Ich war froh diesen Blog gefunden zu haben, Heute ist es so dass ich so gerne schreiben würde… Hilfe, bitte helft mir… erklärt mir doch wie ich meinen Frieden schließen kann mit der Tatsache dass ich nun mal ein Kind habe das „ mehr „ ist, ein gefühlsstarkes, temperamentvolles, irgendwie anders Kind. Ich habe viel gelesen, ich habe viel begriffen , ich übe mich in Akzeptanz, ich kann in guten Momenten sogar Stolz darauf sein… aber es geht mir wirklich auch oft schlecht damit. Ich mache mir Sorgen um die Zukunft mit ihm, manchmal auch um unsere Beziehung ( nie hätte ich gedacht dass jemand sie da so sehr einmischt, dass was ins Wanken gerät )…
    Wie kann ich es nur beschreiben? Worin liegt denn die hauptsächliche Schwierigkeit beim Leben mit einem besonderen Kind ? Ich bin dich dankbar. Er ist gesund. Er ist fröhlich. Er ist selbstbewusst. Er ist ein Menschenfreund. Er ist so toll mit so vielen Menschen. Alles doch eigentlich gut ?
    Liegt die Schwierigkeit darin, dass es so anstrengend ist mitzugehen bei diesem Auf und ab ? Hin und her ? Einerseits ein wahnsinnig schlaues Kerlchen , ein ganz fitter, schon immer einen Schritt voraus… aber andererseits merke ich jetzt im Urlaub…wo wir zwei Wochen so hautnah zusammen sind, dass ich noch nie so viel „ nicht hören“ so viele „ ihr seid blöd „ so viel ignorieren was wir sagen „ auf einem Haufen hatte.
    Die Großeltern im Gepäck… total schön aber auch zusätzlich ein Punkt , der mir Druck macht, sie sollen ja dann nicht sagen „ oh gott, Hilfe nie mehr „ sondern es soll für alle eine schöne Zeit in Gedanken zurück bleiben.

    Der Sohnemann ist ein super Schläfer. Schon immer. Er kann sich gut konzentrieren auf Dinge die ihn interessieren, hört auch mal 2 Std CD… also es gibt so viel Gutes… aber andererseits gibt es Dinge, da verstehe ich das Kind nicht, er weckt uns und dann muss alles sofort sein, aufstehen. Er zueht und die Decke weg, ärgert uns, haut auch oft mal ( was mir am meisten Sorgen bereitet )… woher kommt dieses triezen, stänkern, Grenzen austesten ? Damit muss der doch mal irgendwann fertig sein…
    Ich bin selbst Erzieherin, ich glaube eine sehr gute. Seit über 24 Jahren im Beruf ( mit Pause )… niemals wollte ich zu einer Erziehungsberatung gehen weil ich nicht wüsste wer mir da irgendwie helfen könnte… ich weiß doch theoretisch alles. Aber mein Kind ist nicht theoretisch. Ich bin emotional stark mit ihm verbunden. Ich denke wir sind uns entweder super ähnlich oder eben gar nicht und dann triggert mich sein Verhalten sehr.
    Was mich auch sehr belastet, dass er so oft mit seinem Papa stänkert. Wenn die beiden alleine sind…alles top. Aber zu dritt ? Zu dritt ist eine sehr explosive Kombi. Wer kennt so was ?
    Für ein geschwisterkind war es bei uns zu spät. Wir sind nicht mehr die Jüngsten. Wir haben lange auf das Löwenkind gewartet… und waren so glücklich dass und wie es dann geklappt hat. Mal so nebenbei, er ist so ein Alphatierchen dass ich ihn mir als Bruder gar nicht vorstellen könnte.
    Aber meine Frage, wenn ich verstanden habe um was für ein Kind es sich handelt, ist das je erstmal erleichternd. Aber nicht unanstrengender.
    Wie schaffe ich dass, das mein innerer Frieden und ehrlich auch manchmal meine Gesundheit nicht leidet ? Ich weine nicht selten wegen ihm.
    Zur Zeit ist es sehr fordernd…er will. Dies, das, Spielzeug, Süssigkeiten, Fernsehen ? Ein ständiges Thema. Zum Glück ist es auch ein totales Outdoorkind… fährt Fahrrad , Skateboard, Roller.. alles sehr schnell aber sehr sicher. Er ist so vielseitig. Liebe LeserInnen, habt Ihr Worte, Meinungen ? Liebe Sophie…danke für deinen Blog in dem ich jetzt immer lese, wenn ich denke, hilfe, so geht es doch niemanden auf der Welt. Nur mir 😀🙈seid lieb gegrüßt. Kerstin

    • Liebe Kerstin, danke für dein Vertrauen, hier zu schreiben und um Rat zu fragen. Vorab: Ich bin keine Erziehungsexpertin und arbeite auch nicht mit Kindern. Ich habe nur meine eigene Erfahrung. Aber ich will dir trotzdem ein paar Ideen mit auf den Weg geben.

      Punkt 1: Das Kind wird älter und meistens wird es dann viel leichter. Sie werden unabhängiger, sind mit Schule und Freunden mehr gefordert. Ich fand, dass sich gerade zwischen 6 und 8 Jahren super viel tut. Hab Hoffnung!

      Punkt 2: Es IST anstrengend! Und es ist total OK, wenn du das so empfindest. Das relativiert nicht dein Glück und die guten Gefühle für dein Kind. Kinder zu haben und sie zu lieben ist oft mit ambivalenten Gefühlen verbunden. Wir lieben sie über alles und manchmal nerven sie uns über alles. Normal.

      Punkt 3: Fordernde Kinder fordern. Oft pausenlos. Lass dich möglichst viel entlasten, durch Kita, Großeltern, Freunde, vor allem das andere Elternteil natürlich. Du kannst nicht permanent verfügbar für dein Kind sein, das saugt deine Energie sonst komplett leer.

      Punkt 4: Mach deine Grenzen deutlich. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer das ist bei einem Kind, das quasi keine Grenzen achtet. Aber umso wichtiger ist es, das immer wieder klar und deutlich zu machen. Man hat das Gefühl, es fruchtet niemals. Aber das tut es mit der Zeit doch. Ich hatte auch nicht immer die Nerven für Wutanfälle und hab das nicht immer durchgezogen. Aber eben oft genug, weil auch klar sein muss, dass ich auch Gefühle habe (gerade bei körperlichen Grenzüberschreitungen war und bin ich rigoros, weil das für mich einfach gar nicht geht).

      Punkt 5: Vergiss die Bedürfnisse der Großeltern. Ganz im Ernst: entweder sie nehmen dein Kind, wie es ist und müssen sich entsprechend einbringen, um euch zu entlasten. Oder sie lassen es sein. Gemeinsamen Urlaub gibt es bei uns nicht (mehr), weil wir wissen, dass die Kinder dann noch anstrengender sind. Aber das ist sicher eine Frage, wie man als Familie damit umgehen will und wie viele Nerven man dafür hat.

      Punkt 6: Lies alle diese Punkte bitte mit einer gewissen Distanz und nimm nur an, was für dich/euch passt. Jede Familie, alle Kinder sind anders! Was für uns galt oder gilt, ist bei euch vielleicht ganz anders und das ist auch total OK.

      Wenn du Lust hast, mir zu antworten, mach das gerne. Ich freue mich!

    • Hilde

      Wow, das könnte ich geschrieben haben! Mein Sohn ist 8, wird aber immer noch intensiver, verstärkt dadurch, wie sein Vater auf die Dynamiken zuhause reagiert. Ich bin seines Erachtens das Problem, der Störenfried … kann alles gut nachvollziehen, die Tränen, Angst um die eigene Gesundheit …

    • Barbara

      Liebe Kerstin, ich finde mich in deinen Worten wieder, uns geht es ähnlich! Nicht andauernd – gottseidank gibt es wirklich „Phasen“, in denen es besser ist. Im Moment ist gerade wieder eine nicht so gute Phase. Alles bestimmen wollen, auch beschimpfen (auch teilweise „schlimme“ Sachen, wie „wenn du das machst, dann verbrenne ich dich“), nicht auf das hören, was die Eltern sagen und schon gar nicht irgendwas glauben – er weiß es besser.
      Auch die Sache mit der Papa-Beziehung ist bei uns genau gleich. Zu zweit (Papa und Sohn) geht es (nicht immer, aber meistens) ganz gut, aber zu dritt ist es explosiv, und meistens bin ich dann „schuld“, weil ich ihm „zu viel durchgehen lasse“. Sein Papa möchte immer gerne, dass unser Sohn „gehorcht“, wenn er etwas sagt – das schafft Sohn aber nicht, ganz im Gegenteil, und so stacheln sie sich gegenseitig immer mehr auf. Und ich selbst lasse mich dann auch oft in diese Energie reinziehen. Manchmal krachen wir so zusammen, und danach liegen wir uns heulend in den Armen, weil ja keiner das so wollte…

      Was mich aber gerade am meisten beschäftigt ist, dass es in der Schule auch so phasenweise gar nicht gut geht. Er geht in die erste Klasse und hatte gleich ganz am Anfang einen Zusammenstoß mit seiner Lehrerin und auch mit anderen Kindern. Die Lehrerin hat ihm daraufhin sehr deutlich die Grenzen gezeigt und gesagt, danach war es gut. Jetzt ist es aber wieder so, dass er die Grenzen sehr testet, andere Kinder ärgert, ihnen ins Heft kritzelt etc. Es nimmt schön langsam eine Eigendynamik an, wo er selbst dann ins Abseits kommt, weil niemand mehr so recht mit ihm zusammen sein will, weil er manche so ärgert… Ich bin ratlos gerade und weiß überhaupt nicht, wieso er das macht und so gemein zu seinen Kameraden ist.

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