268 - Die ideale Welt fuer ein drittes Kind (2019-07-30) ©kinderhaben.de 1600x90

I have a dream: Die ideale Welt für ein drittes Kind

Vor ein paar Tagen hatte ich einen Traum. In diesem Traum war ich ganz frisch wieder in einem Angestelltenverhältnis, saß meinem Chef gegenüber und musste ihm erklären, dass ich völlig ungeplant das dritte Kind erwarte. Niemand in diesem Traum war glücklich. Der Chef nicht, ich nicht und auch mein Mann nicht, der, aus welchen Gründen auch immer, in meinem Traum neben mir saß.

Gleichzeitig fühlte ich mich zerrissen. Denn eigentlich war ich doch glücklich über dieses neue Baby in meinem Bauch. Noch ein Kind für den Liebsten und mich! Noch ein Geschwisterchen fürs Hübchen und fürs Räupchen. Ich bin 32 Jahre alt, da ist auch noch Zeit für ein drittes Kind! Aber die negativen Gefühle überwogen und als ich aufwachte, war ich heilfroh über meinen leeren Bauch, der höchstens grummelnd nach dem ersten Käsebrot des Tages verlangte, aber nicht unbedingt nach einem neuen Baby.

Vielleicht kennt ihr meinen Text über die „Vielleicht-ja-doch-Kiste“. Darin (in der Kiste, nicht in dem Text), habe ich in Räupchens erstem Lebensjahr Babykleidung gesammelt, die ich einfach nicht weggeben wollte. Für ein drittes Kind? Ja, vielleicht ja doch! Mittlerweile sind die Sachen alle verkauft. Wir wollten Platz in unserer kleinen Wohnung schaffen. Und ehrlich gesagt ist auch der Gedanke an ein drittes Kind in weite Ferne gerückt.

Persönliche und emotionale Gründe

Gründe gegen ein drittes Kind gibt es viele. Etliche haben mit persönlichen und emotionalen Dingen zu tun. Wie belastbar ist mein hochsensibles Gemüt zum Beispiel überhaupt noch? Und ist es nicht einfach wunderbar, endlich große Kinder zu haben, die man mit auf Festivals oder Konzerte nehmen kann? Wollen wir die neuen, alten Freiheiten wirklich wieder gegen die vielen Zwänge und Verbindlichkeiten tauschen, die ein Baby mit sich bringt?

OK, diese Gründe sind alle wichtig. Aber dieses winzige, pochende Gefühl in mir könnte sie mit Sicherheit von jetzt auf gleich zu Fall bringen. Dieses Gefühl sagt manchmal sehr laut: Ihr seid noch nicht komplett! Da ist noch Platz und sehr viel Liebe für ein weiteres Familienmitglied!

Strukturelle, gesellschaftliche Gründe

Und wisst ihr, was traurig ist? Dass es neben der emotionalen und persönlichen Gründe gegen ein Kind leider auch noch so viele handfeste, strukturell bedingte gibt, die wir zu den persönlichen dazu addieren müssen – weshalb die Gleichung am Ende dann doch wieder verdammt negativ ausfällt. Denn diese Welt, diese Gesellschaft, in der wir im Moment leben, macht uns unseren Kinderwunsch nicht leicht. Nicht beim ersten, nicht beim zweiten und schon gar nicht beim dritten Kind.

Würde diese Welt ein klein wenig (oder auch ein bisschen viel) anders aussehen, würden wir es uns sicher noch mal überlegen. Also, ich auf jeden Fall. Der Liebste meint nämlich ohnehin, er sei schon viel zu alt. Aber egal: Ich spinne jetzt mal rum und zeichne mir eine Welt, in der ich sofort ein drittes Kind bekommen würde!

Kitaplätze für alle – und zwar von höchster Qualität!

In meiner idealen Welt steht für jedes Kind ab einem Jahr ein Kitaplatz bereit. Und zwar einer, der speziell für solche kleinen Würmchen gemacht ist. Mit einem Betreuungsschlüssel von höchstens 1:3 und mit Erzieher*innen, die auf Basis neuester bindungstheoretischer Erkenntnisse bedürfnisorientiert mit den kleinen Kindern umgehen.

Und ja, ich wäre durchaus bereit, für eine solche Betreuung zu zahlen! Diese wäre in meiner Vorstellung ihr Geld nämlich wenigstens wert – anders als z.B. Hübchens Kita, in der wir 280€ pro Monat für einen Betreuungsschlüssel von 2:25 zahlen und obendrauf noch knapp 80€ für ein minderwertiges Warmhalte-Essen.

Schulen, in denen Kinder sich gut entwickeln können

Unser Schulsystem ist am Arsch. Diesen Eindruck bekomme ich immer häufiger, wenn ich Texte von Eltern lese oder mich in meinem Umfeld umhöre. Unsere Schulen scheinen in der Mehrzahl antiquierte Lehranstalten zu sein, die sich wenig für neueste Erkenntnisse der Bildungsforschung interessieren.

In meiner idealen Welt ist das natürlich nicht so! Da stehen Schulen für meine Kinder bereit, in denen sie von kompetenten Lehrer*innen, ergänzt durch Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen, ihren Stärken und Schwächen nach gefördert und gefordert werden. Hier wird nicht in Form gepresst und in Schubladen sortiert, stattdessen werden die Kinder mit ihren Besonderheiten akzeptiert, die sie eben mitbringen. Ach ja: Natürlich handelt es sich dann auch ausschließlich um inklusive Schulen.

Außerdem decken die Schulen selbstverständlich den Betreuungsbedarf ab, den die Eltern benötigen. Da muss niemand verzweifelt auf einen OGS-Platz warten! Hier gibt es tolle Angebote bis in den späten Nachmittag hinein, bei denen die Kinder sich z.B. kreativ ausleben und sportlich austoben können, während die Eltern ihren Jobs und Verpflichtungen nachgehen.

Guter Wohnraum für Familien

Wisst ihr, was ein sehr großer Grund gegen ein drittes Kind ist? Dass wir dann quasi sofort umziehen müssten. Mit drei Zimmern wird es auch zu viert schon eng – zu fünft auf 80 qm zu leben, kann ich mir schlicht nicht vorstellen. Vier- oder Fünfzimmerwohnungen gibt es in unserem Stadtteil leider so gut wie gar nicht. Und auch wenn wir bereit wären, uns wohnorttechnisch umzuorientieren – teuer würde es sowieso.

In meiner idealen Welt ändert sich das natürlich ganz schnell. Da bauen Wohnungsgesellschaften und Privatvermieter ihre angrenzenden Zweizimmerbuden zu größeren Vierzimmerwohnungen um – auch wenn sie diese dann nicht mehr so teuer vermieten können. Vielleicht könnten da ja auch Programme der Stadt helfen? Irgendwelche Bemühungen z.B. Luxussanierungen zu unterbinden und bei Neubauten eine ausreichende Anzahl erschwinglicher Mietwohnungen einzuplanen, statt dieser schweineteuren Eigentumssiedlungen, die sich keine normale Familie leisten kann? Jedenfalls ist auf diesem Gebiet eine Menge zu tun!

Familiengerechte Besteuerung

In Frankreich gibt es verdammt viele Familien mit drei Kindern – ganz im Gegensatz zu Deutschland. Der Grund: Ab dem dritten Kind zahlen französische Familien so gut wie keine Einkommenssteuer mehr. Ich will gar nicht sagen, dass wir dieses Modell übernehmen sollen. Ich schätze das Prinzip Steuern, weil es mein Leben in diesem Land angenehmer macht.

Aber die Besteuerung in Deutschland orientiert sich leider viel zu wenig am Konzept Familie. Stattdessen haben wir immer noch das unsägliche Ehegattensplitting, das m.M.n. dringend abgeschafft gehört! Von dem Geld, das der Staat dann spart, kann er die Steuerlast der Familien gleich mal verringern. Oder in günstigere/kostenfreie Kinderbetreuung stecken. Oder in kostenlosen Nahverkehr. Oder in bezuschusste Haushaltshilfen/Babysitter. Oder, oder, oder…

Mir würden da so ein paar Dinge einfallen, mit denen man Familien finanziell entlasten könnte. Denn auch bei uns geht natürlich der Blick auf die Finanzen, wenn es um ein drittes Kind geht. Kinder sind nämlich verdammt teuer, ist eben so.

Elternzeit, Teilzeit, flexible Arbeitszeiten – alles ganz normal

Nicht nur der Staat ist in der Pflicht – ebenso sind es Arbeitgeber, Unternehmen, die Wirtschaft. In meiner idealen Welt hat ein fundamentales Umdenken in den deutschen Unternehmen stattgefunden. Egal ob Mann oder Frau – Elternzeit ist völlig normal und wird von den Chefs ohne Murren akzeptiert.

Auch Teilzeitmodelle und flexible Arbeitszeiten sind eine Selbstverständlichkeit und davon profitieren alle Mitarbeiter*innen: Väter und Mütter, sowie kinderlose Angestellte. Wobei: Eigentlich arbeiten in dieser idealen Welt eh fast alle Vollzeit. Vollzeit bedeutet nämlich nicht mehr 40 Stunden plus. Stattdessen sind 35 Stunden eine gut ausgefüllte Vollzeit. Mit 30 Stunden arbeitet man so schon vollzeitnah!

Unternehmen, Arbeitgeber, der Staat – alle schätzen die neue Balance aus Privat- und Arbeitsleben. Denn es hat sich gezeigt: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind wesentlich produktiver und arbeiten vor allem effizienter, wenn man die Zeitstunden runter schraubt. Mütter und Väter profitieren hier besonders: Gleich viel Geld bei weniger Zeitaufwand. Perfekt fürs Familienleben! Und neidische Vollzeit-Kollegen, die missgünstig auf Teilzeitmuttis herabblicken, gibt es so auch nicht mehr.

Was fällt euch noch ein?

Würde ich noch etwas länger nachdenken, mir würden bestimmt noch einige weitere Punkte einfallen, die Eltern das Leben erleichtern können – und die so mit Sicherheit auch an der Geburtenrate schrauben könnten. Denn letztlich ist es doch ein Fakt: Wer beruflich besonders motiviert ist, wer ordentliches Geld verdient und sich auch selbst fürs Alter absichern will, der/die hat besonders viel zu verlieren.

Denn jedes Kind bringt leider auch etliche Verluste mit sich – und damit meine ich nicht nur den Verlust von Nerven. Zeit, Geld, berufliche Perspektiven, Wohnraum: An allen Ecken wird es schnell knapp, wenn weitere Kinder zur Welt kommen. In einer idealen Welt würde da sinnvoll gegengesteuert!

Fallen euch noch mehr Dinge ein, mit denen man (Mehrfach-) Eltern das Leben deutlich erleichtern könnte? Dann rein damit in die Kommentare! Wer weiß, vielleicht lesen ja auch ein paar Politiker*innen hier mit. Oder ihr geht selbst in die Politik und nehmt diese Ideen direkt mit! ?

7 Kommentare zu „I have a dream: Die ideale Welt für ein drittes Kind

  1. S.

    Also aus gegebenem Anlass fällt mir noch ein: Irgendeine Lösung für 6 Wochen Schulferien wären toll! Mir widerstrebt der Gedanke, das Kind während dieser Wochen ebenfalls lückenlos in irgendwelchen Ferienprogrammen unterbringen zu müssen oder mich mit mehreren Parteien (Omas Opas Tanten Onkeln Freunden etc.) Patchworkmäßig über die 6 Wochen zu hangeln, das Kind wird von a nach b gegeben und startet danach direkt in den Schulalltag. Egal was für ein tolles Programm es dann in diesen Wochen gibt, irgendwie ist es doch schade, dass die Ferien auch so getaktet sind und die Kinder von einem Programmpunkt zum anderen geschafft werden. Was da die Lösung sein kann, weiß ich auch nicht. Tolerantere Arbeitgeber? Mehr Urlaub für Eltern? Weniger Ferien oder besser verteilt? Keine Ahnung. Was wirklich klasse wäre, wäre die reduzierte Vollzeit und mehr Akzeptanz bei Arbeitgebern für Phasen, in denen man – aus Pflegegründen oder Familiengründen oder warum auch immer – Teilzeit arbeiten will. Dass das nicht so einen Karriereknick gibt. Ich bin mir voll bewusst, dass ich mit meiner Teilzeitarbeit karriere- und altersvorsorgetechnisch nicht gut dastehe, aber egal, wie oft ich daran zweifle (wenn ich von Frauen im Umfeld höre, wie sie „Karriere“ machen), immer wenn ich es dann neu durchdenke komme ich zu dem Schluss: Ich will jetzt Teilzeit arbeiten, weil ich was von den Kindern mitbekommen will. Die Zeit ist verhältnismäßig kurz, in der sie uns so brauchen, die will ich nutzen. Nicht arbeiten käme nicht in Frage, ich bin eine ausgeglichenere Mutter, wenn ich vormittags arbeite, aber mehr will ich auch nicht abgeben von der Zeit mit ihnen. Dass das meine Karriere- und Gehaltschancen so negativ beeinträchtigt, wurmt mich schon. Es kann ja nicht Ziel sein, alle Eltern so schnell wie möglich wieder in 100 Prozent Arbeit zurückzubekommen und die Kinder dann irgendwie wegorganisieren zu müssen. Familien brauchen ZEIT miteinander, solange sie die noch haben. Nur weil man während dieser Phase in Teilzeit geht, heißt das nicht dass man faul in die Altersarmut rennt, sondern dass man seine Prioritäten für eine gewissen Zeit anders setzt – und danach trotzdem wieder Voll einsteigen will! Nur ob das so gelingt, ist halt fraglich. Wir müssen meiner Meinung nach alle viel langfristiger denken, vor allem auch die Arbeitgeber. Und klar, bei einigen Branchen geht Teilzeit vielleicht schwer, aber bei vielen anderen geht es gut, man will nur nicht, weil es vielleicht zu Beginn eine umorientierung und andere Organisation bedeutet. Wer Teilzeit im Team arbeitet muss transparenter sein, sich evtl öfter updaten, Projekte teilen. Aber das heißt auch geteilte Verantwortung und ggf. weniger Druck für alle. Das muss man halt dann lernen. Ich finde in Teilzeit bin arbeite ich in 50 Prozent der Zeit mind 70 Prozent der Arbeit von früher weg. Das ist doch schon nicht schlecht! Naja, leidiges Thema. Ich glaube mein größter Wunsch wäre mehr Verständnis für Lebensphasen allgemein und mehr Wertschätzung und Qualität in der Kinderbetreuung bei gleichzeitig weniger Arbeitszeit für Eltern und mehr Zeit für Familien zusammen.

    • Amen! Was das angeht, habe ich deinen Ausführungen nichts hinzuzufügen!

      Ich hoffe, demnächst die Möglichkeit zu bekommen, auch in Teilzeit Verantwortung übernehmen zu können und vielleicht sogar Karriereschritte gehen zu können. Aber es ist erschreckend, dass das in so wenigen Firmen möglich zu sein scheint!

      Ein Leben mit einem einzigen Vollzeitjob ist für mich aktuell ohnehin nicht mehr erstrebenswert. Dann lieber noch ein bis zwei andere Jobs zusätzlich, die Abwechslung bringen und Spaß machen.

      • S.

        Oh man ich sehe gerade wie lang mein Text gestern wurde, sorry! Aber ist halt zurecht ein Thema, das viele beschäftigt. In Teilzeit Verantwortung zu übernehmen und Karriereschritte zu tun, finde ich klasse, das sollte es viel öfter geben! Hatte mich auch schon mit der Idee von Jobtandems befasst, aber hier in der Region gibt es da noch zu wenig Möglichkeiten und der Tandempartner muss von der Arbeitsweise her schon super passen. Ich höre mich viel bei Freunden um, wie ihre Firmen das handhaben und gerade wenn es etwas ältere Chefs (sorry, oft Männer) sind, heißt es ja, Teilzeit geht vielleicht, ungern aber wenn, dann mind. 3 Tage im Office voll. Da steigen dann viele Eltern schon wieder aus, weil eben fünf Tage halb besser wären, weil Home Office doch nicht erlaubt wird, weil weil weil. Da gibt es echt noch viel zu tun. Ich wäre gern in so einer Firma sowas wie Veränderungsmanager, der die Bedürfnisse von Eltern aufnimmt und mit Vorgesetzten durchspricht, wie das klappen könnte, denn oft haben die Vorgesetzten keinen Nerv und keine Zeit, wirklich zu durchdenken ob das jetzt so ginge oder nicht, sie haben keine Ressourcen um mit den Teams zu sprechen und keine Lust, es auszuprobieren. Wenn man ihnen diese Arbeit zum Teil abnehmen könnte, sähe die Lage vielleicht auch schon anders aus. Aber wer bezahlt so ne Stelle – die auch in Teilzeit wäre?

        • Anonym

          Das wäre doch die Idee: gerade in Regionen wo das noch nicht üblich ist, Regionen die (bald?) mit Fachkräftemangel kämpfen müssen bekommen genau das als externe Dienstleistung von dir (?) angeboten!
          Meinst du nicht?

  2. Anonym

    Auch wir überlegen derzeit intensiv hinsichtlich drittes Kind. Die ersten beiden sind 3,5 und 1 und da wir nicht mehr die jüngsten sind, bleibt keine Zeit für eine/n Nachzügler. Auch würden wir kurze Abstände wollen, aus diversen Gründen: Interessen der Kinder liegen nicht zu weit auseinander, bevor wir wieder Freiheit schnuppern lieber die anstrengende Phase in einem Rutsch durchziehen, etc.
    Unser selbst gestecktes Ziel: was nicht innerhalb des nächsten Jahres passiert (hinsichtlich Geburt), wird nicht mehr passieren.

    Die von dir angesprochenen Punkte sind für uns zum Glück nicht ganz so weit weg: ich arbeite Vollzeitnah 30 Stunden an 4 Tagen (und will nie wieder mehr arbeiten) bei sehr guter Bezahlung, wir haben genug Platz in unserem (gemieteten) Haus und auch von Arbeitgeberseite überwiegt die Freude.

    Was uns Sorgen bereitet ist die Betreuungssituation hinsichtlich der verschiedenen Alter: ein Kind bei Tagesmutter/in der Krippe, eins im Kindergarten und eins in der Grundschule – das kann mal schnell mit unterschiedlichen Schließzeiten und Ferien ein Drahtseilakt werden (ist es dieses Jahr schon mit insgesamt 50 Schliesstagen für 2 Kinder).
    Das andere ist das Thema wieder/noch immer mindestens 3 Jahre zurückstecken, Hobbys verschieben, etc. womit vor allem ich dank kleinkinduntauglicher Hobbys meine Probleme habe.

    Und da sind wir auch schon bei dem von dir angesprochenen Punkt: in die Politik gehen. Denn genau das Thema Betreuung hat mich zu der Entscheidung gebracht nächstes Jahr bei den (bayrischen) Kommunalwahlen für den Gemeinderat zu kandidieren – und die Chancen stehen gut. Dann jedoch gleichzeitig ein drittes Kind? Das schreckt mich gerade etwas ab, denn die Politik ist mir inzwischen so wichtig, dass ich die auf keinen Fall sausen lassen will.

    Du siehst also, eine Pro-Contra-Liste ist auch hier im Hinterkopf. Oder ein Bauch-vs.-Kopf-Zwiespalt…

    Liebe Grüße,
    Eine Followerin

    • S.

      Anonym, das finde ich ja cool, dass du echt in die Politik gehst. Ich habe das auch schon überlegt, aber mit drei Kindern sehe ich aktuell nicht die Ressourcen, auf Abendveranstaltungen präsent zu sein, zu netzwerken, lobbyarbeit zu machen, ich weiß nicht wie das gehen soll, ohne bei der Kinderzeit zurückzustecken, was ich auch nicht will. Da bin ich mir selbst die nächste und schäme mich schon wieder dafür. Ich habe den Plan, wenn die Kinder mich weniger brauchen, evtl da einzusteigen, aber auch das System Politik an sich lässt mich immer wieder zweifeln. Muss man sich wirklich Parteiinteressen beugen, gegen die eigene Überzeugung? Braucht man wirklich Förderer, um erfolgreich zu sein? All diese Fragen treiben mich um, ich kenne einige Frauen in der Kommunalpolitik und was die berichten, ist zum Teil haarsträubend. Will ich kommunal „bekannter“ werden, will ich, dass meine Familie womöglich unter den politischen Positionen leidet, die ich beziehe und wegen derer ich möglicherweise angefeindet werde? Ich weiß, im Kleinen ist das nicht so krass vielleicht, aber was wenn doch? Fragen über Fragen…

      • Anonym

        Ja, die Fragen kenne ich… und doch hat mich am Ende der Wille nach Veränderung in unserer Gemeinde (knapp 6.000 Einwohner) motiviert. Von der Suche nach der „richtigen“ Partei über die Gründung eines Ortsverbandes, da es die Partei bei uns noch nicht gibt, bis hin zu den Treffen, Organistion von Veranstaltungen, Vernetzen, etc. bedarf es natürlich Zeit. Andererseits darf man nicht vergessen: ich bin nicht allein. Es gibt noch andere in unserem Ortsverband und man darf – und muss – sich auch mal rausnehmen.
        Ich hoffe mit meinem Engagement wenn schon nicht für uns, weil zu kurzfristig, dann doch für nachfolgende Familien etwas zu verbessern. Ich musste auch feststellem es gibt keine Partei die hundertprozentig meine Ansichten widerspiegelt – ich glaube das ist bei kaum einem/r Politiker/in der Fall. Und was auch nicht vergessen werden darf: gerade in der Kommunalpolitik geht es vor allem um Verbesserungen und Veränderungen in deiner Stadt oder Gemeinde – da spielen die großen Parteiinteressen und auch Lobbyarbeit meist nur eine geringe Rolle, geben nur eine grobe Richtung vor.
        Gut, und das Thema bekannt werden… ja, zwangsläufig ist das wohl so. Andererseits: wieviele eurer Gemeinde-/Stadträte kennst du? Sind die Politiker aus diesen Räten wirklich so bekannt? Und ist es nicht wie überall im Leben: wer Position bezieht muss auch mit Kritik rechnen? Ich würde mir daher garnicht zu sehr den Kopf zerbrechen.
        Mein Tipp: setz dich das ein oder andere mal in eine öffentliche Gemeinderatssitzung (oder Stadtrat) und schau dir an was dort passiert. Es wird dort auch nur mit Wasser gekocht und ganz ehrlich: die wenigsten haben tiefgreifendes Wissen von dem was dort alles entschieden wird sondern sind auch nur „einfache Bürger“ mit Interesse für die Themen.

        Darum: wenn dich das Thema Kommunalpolitik auch nur im Ansatz interessiert – trau dich tiefer reinzutauchen! Spätestens wenn eine tolle Veränderung von dir (mit-)bewirkt wurde, kannst du richtig stolz auf dich und ein Vorbild für deine Kinder sein!

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