14. November 2021 Kategorie: Blogartikel
Hilfe, mein Baby hat RSV!
Hilfe, geht diese Überschrift nicht noch reißerischer? Vielleicht nicht, aber sie transportiert ganz gut das Gefühl, dass man nach der Diagnose tatsächlich hat. Vielleicht ist es sogar eher ein: „SCHEISSE, mein Baby hat RSV!“. Denn das RS-Virus, das diesen Winter so stark grassiert wie noch nie, kann leider richtig übel für die Kleinsten werden. Umso wichtiger, gut über dieses Virus bescheid zu wissen. Hier kommen meine Erfahrungen plus die wichtigsten Fakten zum Virus.
Letzte Woche Dienstag fing unser drei Monate altes Baby plötzlich an zu husten und ich dachte sofort: F***. Als der kleine Käfer sich abends dann so richtig in Rage schrie, was er sonst niemals tut, packten wir panisch alle Kinder ins Auto und fuhren in die Kindernotfallpraxis. Da war noch alles halb so wild: kein Fieber, Sauerstoffsättigung gut und das Baby hatte irgendwann auch das Schreien eingestellt.
Wir hofften also auf eine normale Erkältung. Die große Schwester lamentierte ja auch schon in der zweiten Woche mit einem bösen Husten rum, Ohrentzündung inklusive. Leider kam am nächsten Tag fürs Käferbaby dann doch noch Fieber dazu. Zwar nur 38,5°C, aber der Kleine wurde zusehends schlapper und trank auch schlechter. Weil Husten und Fieber am Freitag immer noch da waren, fuhr ich mit dem Baby in unsere Kinderarztpraxis. Lieber eine Absicherung zu viel als zu wenig – vor allem da das Wochenende vor uns lag.
Die Kinderärztin schaute sich das Käferchen gut an, hörte ab, befragte mich nach seinem Zustand und stellte dann leider doch die Schreckdiagnose: RS-Virus. Seitdem bangen wir jeden Tag, dass es nicht noch schlimmer wird, denn die Kinderkliniken sind alle rappelvoll. Heute ist Tag 6 der Infektion und damit ist unser Baby hoffentlich über den Berg. In den letzten Tagen haben wir uns ganz gut über das Virus informiert und da immer noch viel zu wenige darüber Bescheid wissen, hilft dieser Artikel vielleicht, ein paar Infos zu verbreiten. Los geht’s:
Was ist das RS-Virus?
RSV steht für „respiratorisches Syncytial Virus“. Es handelt sich um eine Virengruppe, die Infektionen der oberen und unteren Atemwege verursacht. Da ich nicht vom Fach bin, zitiere ich hier mal die „Kinderherztin“:
Durch bestimmte Eiweißbestandteile in ihrer Außenhülle führen RS-Viren zum Verschmelzen benachbarter Zellen des Lungengewebes. Die dadurch gebildeten Riesenzellen (sogenannten Syncytien), verstopfen, zusammen mit abgestorbenen Schleimhautzellen, Abwehrzellen des Immunsystems und Schleim die eh schon engen und kleinen Bronchien.
Für wen kann das RS-Virus gefährlich werden?
Bei Kindern über zwei Jahren und bei Erwachsenen verläuft eine RSV-Infektion meist harmlos, kann aber teils zu leichteren Komplikationen wie Mittelohrentzündungen führen. Wir vermuten aktuell, dass unsere Mittlere das Virus aus der Kita mitgebracht hat. Sie war jetzt zwei Wochen stark erkältet mit Schnupfen, Husten und Ohrenentzündung, hatte aber kein Fieber und war insgesamt noch recht gut drauf.
Wie die Kinderherztin wie oben zitiert beschreibt, kann das Virus jedoch bei kleineren Kindern dafür sorgen, dass sich die Bronchien zusetzen. Bei Babys und Kleinkindern geht das besonders schnell, da die Bronchien in jungen Jahren noch besonders klein und eng sind. Für sie kann das RS-Virus daher durchaus gefährlich werden.
Welche Symptome können gefährlich werden?
Wenn die Bronchien sich zusetzen, kommt es bei Babys und Kleinkindern zu einer erschwerten Atmung bis hin zu Luftnot. Typisch ist auch eine spezielle Art von Husten, der in selteneren Fällen bellend und keuchhustenartig werden kann. Fieber ist häufig, gibt aber keine Aussage über die Schwere der Infektion. Auch ohne Fieber können Kinder mit RSV schwer krank sein!
Viele Babys, insbesondere im jungen Alter von unter 6 Monaten, müssen in der Klinik behandelt werden, weil die Sauerstoffsättigung zu stark fällt. Wenn das Baby Brustkorb und Bauch zum Atmen sehr stark einzieht („giemen“) und/oder pfeifende Geräusche beim Atmen macht, sollte man sich unbedingt Hilfe holen. Bei sehr kleinen Babys oder vorerkrankten Kindern kann sich eine Lungenentzündung entwickeln. Hier ist eine Behandlung in der Klinik also besonders wichtig!
Wie und wie lange überträgt sich das RS-Virus?
RSV überträgt sich leider ähnlich wie Corona schon einige Tage bevor sich die ersten Symptome zeigen und bricht innerhalb von 2 bis 8 Tagen nach Infektion aus. Ansteckend bleibt man, solange man Symptome hat. Die Übertragung geschieht über Tröpfchen, also durch husten, schniefen, atmen. RSV ist leider sehr ansteckend, es ist also kein Wunder, dass es bei uns wahrscheinlich zu einer Übertragung von der großen Schwester auf den kleinen Bruder kam.
Wie lange dauert die Erkrankung?
Bei Erwachsenen und älteren Kindern kann die Erkrankung schon nach wenigen Tagen ausgestanden sein. Bei Babys und Kleinkindern mit stärkeren Symptomen dauert sie gerne 14 Tage oder länger. Laut unserer Kinderärztin hat die akute Erkrankung nach vier bis fünf Tagen ihren Höhepunkt erreicht. Wir können das aktuell tatsächlich bestätigen, da das Fieber am fünften Tag noch mal auf über 39°C anstieg und jetzt an Tag sechs auf 37,5°C gefallen ist. Heute lacht unser Baby auch wieder und scheint allgemein fitter zu sein. Wir hoffen also, dass wir über den Berg sind.
Wie wird RSV diagnostiziert?
Es gibt einen Test auf RSV, der laut unserer Kinderärztin aber vor allem in Kliniken durchgeführt wird. Niedergelassene Kinderärztinnen werden eher anhand der Symptome die Diagnose RSV stellen. Anhand der Atmung und der Atemgeräusche sowie der Art des Hustens lässt sich die Erkrankung von erfahrenen Medizinerinnen gut diagnostizieren.
Was hilft in der akuten Phase?
Gegen ein Virus kann man allgemein nicht so viel anrichten, außer auf das Immunsystem zu vertrauen. Was bei RSV trotzdem sehr hilft, ist regelmäßiges inhalieren lassen mit 3-prozentiger Kochsalzlösung. Kinderärztinnen können ein dafür benötigtes Inhaliergerät verschreiben, das man in der Apotheke bekommt. Aktuell ist es leider gar nicht so leicht, eins zu bekommen, da die Geräte durch die grassierende RSV-Epidemie teilweise vergriffen sind. Wir hatten am Ende doch noch Glück und haben eine Apotheke gefunden, die noch eins hatte.
Zuvor hatten wir uns aber schon eins von Freunden ausgeliehen. Es lohnt sich, im Bekanntenkreis nach einem Inhaliergerät zu fragen. RSV und Atemwegsinfekte haben die meisten Familien schon hinter sich und viele besitzen bereits ein Gerät. Es ist dann aber ratsam, eigenes Zubehör (Zerstäuber, Maske usw.) zu kaufen bzw. sich von der Kinderärztin verschreiben zu lassen.
Viel trinken lassen ist außerdem wichtig. Ältere Babys oder Kleinkinder können auch Tee bekommen. Ich nehme das Baby aktuell so oft wie möglich an die Brust. Da er etwas schlechter trinkt als sonst, kommt er durch häufigeres Anlegen hoffentlich trotzdem auf seine gewohnte Milchmenge.
Wird die Bronchitis schlimmer, verschreiben Kinderärztinnen auch bronchienerweiternde Medikamente zum Einnehmen oder Inhalieren. Mit einem noch recht kleinen Baby findet man sich in dem Zustand dann aber wahrscheinlich sowieso in der Klinik ein.
Hat die RSV-Infektion Spätfolgen?
Leider ist das gar nicht so selten. Gerade Babys, die im ersten Lebensjahr eine RSV-Infektion hatten, bleiben oft besonders anfällig für Erkrankungen der Atemwege, kriegen also z.B. sehr schnell wieder Bronchitis. Wir vermuten im Nachhinein, dass unsere Mittlere sich auch recht früh RSV eingefangen hat. Sie hatte in ihren ersten zwei Lebensjahren sehr oft Bronchitis, wir kamen immer gut mit konservativer Behandlung hin, mussten aber oft bronchienerweiternde Tropfen geben, weil sie so schlecht atmen konnte.
Fazit: RSV ist fies, aber meist nicht lebensgefährlich
RSV ist wahrlich ein richtig blödes Virus, aber ihr seht: bei richtiger Behandlung besteht normalerweise keine Lebensgefahr. Bei Frühgeborenen und Babys unter drei Monaten muss man besonders wachsam sein und sich vielleicht vorsorglich in der Klinik behandeln lassen, da die Sauerstoffsättigung oft sehr schnell fallen kann.
Ältere Babys und Kleinkinder sollte man gut von der Kinderärztin betreuen lassen. Aktuell lese ich oft, dass auch kritische Fälle eher ambulant betreut werden, weil die Kinderkliniken so überfüllt sind. Im Zweifel fährt man dann jeden Tag in die Praxis, um den Zustand von Baby oder Kleinkind überprüfen zu lassen. Nicht optimal, aber besser als gar keine Behandlung.
Auf jeden Fall sollte man Husten und Atemnot bei kleinen Kindern immer sehr ernst nehmen. Denn es könnte das RS-Virus dahinterstecken.
Ich wünsche euch, dass ihr ohne RSV Infektion durch diesen blöden Winter kommt oder dass es für eure Kinder glimpflich verläuft, sollten sie sich anstecken. Corona ist ja als Gefahr eigentlich schon ätzend genug. Wir pflegen unser armes Baby jetzt weiter und hoffen, dass wir es bald überstanden haben. Gute Besserung allerseits!
Habe noch nie was von RSV gehört. Als werdende Mutter hat mich dein Beitrag enorm aufgeklärt. Wünsche deinem Kind weiterhin eine gute Besserung
LG
Ach herrje, ich weiß leider nur zu gut, wie übel und schlimm das ist…
Mein Jüngster hatte Anfang 2020, mit gerade mal 5 Wochen, das RSV und wir waren eine Woche in der Kinderklinik, zuvor mit Krankenwagen, weil das Baby total apatisch und weggetreten war, in die Ambulanz gefahren und nach drei Tagen stellte sich dort heraus, dass der kleine Mann auch noch eine Lungenentzündung hatte. Ich denke mit Grauen an diese Zeit und bin froh, dass er alles gut überstanden hat.
Alles Gute für Euch und herzliche Grüße aus Wiesbaden,
Tina
Hallo Tina ,
Wir waren jetzt auch im Krankenhaus unser kleiner Mann 5 Wochen auch es RS und Corona und deswegen Lungenentzündung ,
Wie lange hat es gedauert bei euch bis es besser wurde ?
Leibe Grüße Priscilla