Ein verregneter Montag – mit einem gefühlsstarken Kind

Weil ich sonst nicht zum Bloggen komme, nutze ich mein Bedürfnis nach „Von-der-Seele-schreiben“ heute mal für eine kleine Anekdote und erzähle euch zum Abschluss dieses schönen verregneten Montags noch eine kleine Episode aus dem Leben einer Mutter eines gefühlsstarken Kindes:

Das Hübchen nutzt aktuell den Nachhauseweg von der Kita gerne zum sich-abreagieren. Dummerweise fahren wir mit dem Rad und so ernten wir einige merkwürdige Blicke – angesichts eines heulenden und brüllenden Sechsjährigen auch kein Wunder. Ich habe viel versucht, um die Situation zu entschärfen, aber was einfach am besten wirkt, ist langsam los fahren und drauf vertrauen, dass das Kind sich bald einkriegt.

Heute hat das nicht geklappt, weil eine alte Dame mit ihrem Kleinwagen aus einer Einfahrt geschossen kam und das Hübchen dabei um ein Haar umgenietet hätte. Was folgte, war ein Sturz vom Fahrrad, ein noch aufgelösteres Kind und eine verbale Auseinandersetzung zwischen mir und dieser Frau.

Erklärungen? Keine Nerven dafür.

Ihr Vorwurf war natürlich: Dass ich viel zu rasant vor meinem armen Kind weggefahren wäre, das völlig verzweifelt weinend den Anschluss verloren und deswegen seinerseits viel zu schnell an der Ausfahrt vorbeigefahren sei. Das Kind sei demnach einerseits selbst Schuld, andererseits natürlich vor allem ich – Rabenmutter, die nicht auf ihr Kind wartet.

Tja, was hätte ich tun können? Der alten Dame erklären, dass ich wirklich schon in sehr gedrosseltem Tempo unterwegs war und dass die Geschwindigkeit sicher nicht der Grund für die verzweifelten Rufe meines Kindes waren? Dass dieses Schauspiel hier schon gut erprobt ist und ich mir eigentlich sehr sicher, dass sich das Ganze einen Straßenzug weiter erledigt hätte?

Irgendwie ließen meine Nerven das nicht zu. Ich beschränkte mich also auf ein „Alte Schachtel!“, woraufhin die schon leicht gebrechliche Dame es sich nicht nehmen ließ, sich bedrohlich vor mir aufzubauen und meine Personalien zu fordern. Das sei schließlich eine Beleidigung und sie wolle mich anzeigen.

Was mache ich hier eigentlich?

Witzigerweise hatte ich nicht mal Papiere dabei – das war wirklich der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam. Der zweite war: Was mache ich hier eigentlich? Also rief ich dem Hübchen zu: „Steig auf, wir fahren weiter!“. Es kamen noch zwei, drei Heuler von Seiten des Bürgersteigs, aber nach zehn Metern war das Kind plötzlich wieder bester Laune. Wusste ich’s doch. Nach der nächsten Kreuzung war der Spuk bisher fast immer vorbei.

Und irgendwie hatte ich den Verdacht, dass das Hübchen mich ein bisschen komplizenhaft angrinste. „Die Frau war Schuld“, erzählt er am Abend seinem Papa. „Die kam da richtig rausgerast und hat mich fast umgefahren!“. Ganz ehrlich? Keine Ahnung, ob das wirklich so war. So ein gefühlsstarkes Kind regt sich ja schnell mal auf, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert.

Diese alten Besserwisser

Aber auch für mich hatte natürlich in der Situation sofort festgestanden: Die alte Schachtel war Schuld. Erst recht, als sie meinte, mich belehren zu müssen. Manchmal liegt es mir ja auf der Zunge, diesen fremden Menschen, die immer alles besser wissen, mal einen Tag zum Tausch anzubieten. Einen Tag mit diesem Kind, das so voller Liebe und Energie aber eben auch so oft voller Wut, Verzweiflung und Tränen ist.

Aber das wäre ja nur gelogen. Denn tauschen würde ich niemals. Nicht einen verregneten blöden Montag lang.

Ein Kommentar zu „Ein verregneter Montag – mit einem gefühlsstarken Kind

  1. Julia

    Das kommt mir sehr vertraut vor. Sowohl das regelmässig aufgelöste gefühlsstarke Kind auf dem Heimweg als auch die Situation, dass das Drama nach einem solchen Zwischenfall schlagartig vorbei ist. Und meine Kinder erzählen immer noch vom Vorfall, als ich eine alte Dame angebrüllt habe, es hat offenbar bleibenden Eindruck hinterlassen, dass ich mich hier bedingungslos auf die Seite meines Kindes gestellt habe. (In Kurzform: ich (auch gs, wie beide Kinder) hatte Kopfschmerzen und war nach diversen Kinder-Dramen nervlich am Ende und mit den Kindern auf dem Heimweg, als eine alte Dame meine laut brüllende Tochter als „dummes verzogenes Gör“ beschimpfte. Da sind mir die Sicherungen durchgebrannt und ich habe sie lautstark angeschrien, dass Beleidigungen auch ggü. Kindern strafbar seien und das ja auch nicht von einer guten Kinderstube zeuge etc.) Also ruhig weiter die gefühlsstarken Kinder ihren Stress von der Seele schreien lassen und doofen alten Damen die Meinung sagen 😉
    LG, Julia

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