Ein Leben ohne Kinder ist möglich, aber sinnlos?

So, jetzt mal Butter bei die Fische: Wer von euch da draußen könnte sich eigentlich genauso gut ein Leben ohne Kinder vorstellen? Wer würde vielleicht manchmal gerne tauschen? Und wer (das darf man nach der gemeinen Debatte um Regretting Motherhood ja eigentlich gar nicht mehr fragen) würde die Entscheidung fürs Kind vielleicht sogar manchmal gerne rückgängig machen? Ich frage, weil ich gestern viel darüber nachgedacht habe, wie ich das eigentlich sehe. Auslöser war eine nette Begegnung an der Aldi-Kasse:

Ich stehe gestern vormittag also an der Aldi-Kasse und hinter mir schäkert eine nette Omi mit meinem Räupchen. Sie erzählt mir, wie sehr sie sich nach zwei Jungs über ihre Tochter gefreut hat und auch ich gebe zu, dass ich nach meinem Sohn glücklich über die Tochter bin, es aber vor allem schön finde, zwei Kinder zu haben. Sie stimmt mir zu, hat ja selbst drei Kinder und mittlerweile acht Enkel! Kurz bevor ich an der Kasse dran komme, meint sie noch:

„Komisch, dass manche gar keine Kinder wollen, oder? So ganz ohne Kinder, nein, das könnten Sie sich doch sicher auch nicht vorstellen, oder?“

Und ich, plötzlich völlig überzeugt, antworte: „Doch, das könnte ich mir eigentlich sogar sehr gut vorstellen!“.

Aber stimmt das echt?

Im Laufe des Tages habe ich gestern immer mal wieder darüber nachgedacht. Klar ist es leicht, sich etwas vorzustellen, was man nicht hat und auch nie wieder haben kann (denn Kinder lösen sich ja in den seltensten Fällen irgendwann einfach wieder in Luft auf). Aber vom Gefühl her glaube ich tatsächlich, dass ich auch ganz gut für ein Leben ohne Kinder geeignet gewesen wäre. Mir fallen zum Beispiel schon bei einmal kurz nachdenken so viele Dinge ein, die leichter für mich zu erreichen wären, hätte ich keine Kinder – und die ich auch gerne machen würde.

Und ja, manchmal bin ich neidisch auf meine kinderlosen Freund*innen, die ihre Berufe ausüben, ohne dass alle Nase lang ein Kind krank wird. Die ihr Geld für schöne Urlaube ausgeben und nicht für das dritte paar Barfußsandalen, weil diese verfluchten Kinderfüße immer nur im Sommer wachsen. Und die abends spontan ins Kino gehen, oder essen oder tanzen. Tanzen! Wie lange war ich schon nicht mehr tanzen!

Ich folge Bekannten auf Instagram, die tolle Jobs haben, die sie immer wieder in andere Städte und andere Länder führen. Die nach ihrer Rückkehr ein paar Wochen bei Freunden auf dem Sofa schlafen, weil sie in der Großstadt nicht sofort eine Wohnung finden. Aber was soll’s? Wer nur für sich allein verantwortlich ist, macht sich nicht verrückt. Diese Freiheit, die vermisse ich wirklich.

Ich kann jede Frau mit einer starken beruflichen Leidenschaft verstehen, die das Risiko Kind einfach nicht eingehen will, weil die Freiheit dann weg ist und die Vorurteile zuschlagen (und auch die Natur. Ich kann nur für mich sprechen, aber mich haben die Schwangerschaften echt geschlaucht. Mit um die Welt jetten wäre da in meinem Fall definitiv Schluss gewesen). Ich kann übrigens auch jeden Mann verstehen, der die Verantwortung scheut, nicht nur die finanzielle.

Einfach mal keine Verantwortung tragen

Überhaupt Verantwortung. Letztes Wochenende haben wir es zum Beispiel geschafft, uns einen Wettbewerb der Kurzfilmtage Oberhausen anzuschauen. Und davor sogar noch einen Kaffee mit Freunden zu trinken. Das ging nur, weil wir die Verantwortung mal für drei Stunden an meine Eltern abgeben konnten. Die ersten drei Stunden nach zehn Monaten mit dem zweiten Baby, übrigens. Diese drei Stunden lagen natürlich nicht so richtig günstig: Sonntags nachmittags zwischen halb zwei und halb fünf. Da blieb nur der doofe internationale Wettbewerb mit diesen künstlerisch anspruchsvollen Filmen, die kein Schwein versteht. Ich bin in der zweiten Hälfte eingeschlafen.

Aber egal, wir waren immerhin mal ohne Kinder unterwegs, ganz ohne Verantwortung. Was ja aber auch wieder nicht so richtig stimmt, weil ich selbst im dunklen Kinosaal mein Handy mit Vibrationsalarm auf „on“ auf dem Schoß liegen hatte und am liebsten den letzten Kurzfilm geschwänzt hätte, aus lauter Angst, mein Baby könnte es nicht länger ohne mich aushalten (konnte sie auch beinahe nicht, drei Stunden sind leider immer noch totales Maximum bei der kleinen Milchraupe).

Adieu, ihr Freiheiten!

Ja, ich weiß, sie werden so schnell groß und alles. Aber trotzdem! Es sind schon verdammt viele Freiheiten, die da drauf gehen. Und nicht jede davon trete ich freiwillig ab. Ohne Kinder würde ich vielleicht schon längst in einem anderen Land leben, in einem wärmeren, sonnigeren, mit einer schöneren Landessprache. Vielleicht auch nicht, ist auch egal. Mir geht es gerade ums Prinzip: Meine Kinder binden mich sehr an einen Ort. Und das ist auf der anderen Seite auch sehr schön. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, richtig anzukommen. Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe. Halt, ich möchte sogar so weit gehen, zu sagen: Ich bin glücklich

Nee, ich bereue es tatsächlich keinen Moment, meine Kinder bekommen zu haben. Und jetzt wo sie da sind, kann ich mir ein Leben ohne sie natürlich sowieso nicht mehr vorstellen. Aber so ganz grundsätzlich? Klar! Ein Leben ohne Kinder ist bestimmt einfach anders super! Im Grunde ist es wohl vor allem bedauerlich, dass wir alle nur ein Leben haben. Aber wer weiß, vielleicht werde ich ja wiedergeboren, als Regenwurm zum Beispiel. Ich glaube, die betreiben keine großartige Brutpflege. Und dann wandere ich aus und werde ein französischer Regenwurm, ganz weit unten, im Süden. Ahhh oui!

Und ihr?

Habt ihr auch manchmal Sehnsucht nach einem freieren Leben ohne die drückende Verantwortung, die kleinen siebenköpfigen Raupen bis mindestens zur Volljährigkeit zu begleiten? Oder habt ihr ganz im Gegenteil schon immer von einer mehr oder weniger großen Familie geträumt und könnt euch ein Leben ohne tatsächlich überhaupt gar nicht vorstellen? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!

24 Kommentare zu „Ein Leben ohne Kinder ist möglich, aber sinnlos?

  1. Ve

    Ich kann es mir tatsächlich nicht vorstellen. Nein, das ist falsch. Ich w i l l es mir nicht vorstellen, das Leben ohne Kinder. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich es kenne. Ich bin erst mit 32 Jahren Mutter geworden (und dann mit 33 zum zweiten Mal), also hatte ich dieses Leben. Spontan mit meinem Mann nach Budapest fliegen? Klar! Wochenende, das lohnt sich. Oder mal eben nach Florida, oder oder oder. Und es war fantastisch. Ich bin sehr froh, dass wir diese Zeit hatten, auch wenn i c h eigentlich schon mit 21 mit dem Kinder kriegen anfangen wollte. Jetzt verspüre ich keine Sehnsucht. Ausser mal allein aufs Klo zu gehen 😉

    • Ja, vielleicht fehlt mir die Erfahrung dieses „Luxus-Lebens“. ?

      Ich hatte eine tolle Studienzeit, habe in vielen verschiedenen Städten, auch viel im Ausland studiert. Aber da hatte ich eben nie Geld. Was nicht schlimm war, viel gesehen und erlebt habe ich auch so, aber dieses Paar-Leben mit spontanen Reisen und den kleinen Luxusdingen, die man sich gönnt, das kenne ich halt gar nicht.

      Zum Glück fehlt mir das auch nicht besonders. Trotzdem ist unser Wunsch, mehr zu reisen, sobald die Kinder älter sind. Oder die Kinder auch mal ein langes Wochenende bei den Großellis zu lassen und mal alleine wegzufahren. ?

  2. Kathi

    Also ich kann mir tatsächlich ganz ehrlich kein Leben ohne Kinder für mich vorstellen. Was nicht heißen soll dass ich finde dass jeder Kinder haben sollte, überhaupt nicht. Aber wenn ich meine kinderlosen Freundinnen sehe, die Karriere machen und in der Welt umherreisen dann freue ich mich für sie ohne einen Hauch von „hätte ich auch gerne“. Reisen und Karriere bedeuten mir einfach nichts. Ich bin auf der anderen Seite aber auch kein absolutes Muttertier. Ich vermisse öfters den Schlaf. Die Spontaneität. Den Schlaf. Die Sorglosigkeit. Und erwähnte ich schon den Schlaf?? 😉 Auch freue ich mich sehr darauf ab Oktober wieder zu arbeiten. Für mich. Nicht für Karriere oder dickes Geld. Ich bin glücklich so wie es ist und würde mit niemandem tauschen wollen

    • Ich glaube, da ticken wir beide ganz ähnlich! Denn so ein Leben immer auf dem Sprung und die Konkurrenz, die man ja oft fühlt, wenn man beruflich weit kommen will, das würde mich vermutlich auch überfordern. ?

      Vor allem bedeuten mir Statussymbole überhaupt nichts und Luxus ist für mich, ausgeschlafen zu sein. Ohne Kinder wäre das sehr wahrscheinlich ganz genau so. Nur halt viel einfacher zu erreichen, also das mit dem Schlaf. ?

  3. Siddi

    Ich liebe meine Kinder und würde sie um nichts auf dieser Welt tauschen. Allerdings würde ich gerne mal wieder den Kopf nur für mich haben. Wie früher ohne Kinder. Einfach so in den Tag hinein leben. Sich einfach mal keine Sorgen um die ungewaschene Lieblingshose oder die Gemüsebeilage zum Abendessen machen. Versteht ihr wie ich das meine? Meine Mädels sind 6 und 4. Sie schlafen auch manchmal bei Oma aber mein Kopf ist immer bei/mit ihnen oder bei den Sachen die ich noch erledigen möchte bevor ich sie abhole. Also wirklich entspannen kann ich mich nicht. Ich kann das einfach nicht abstellen! Und das macht.mich müde und traurig zugleich. Aber seit einem Jahr kann ich zu 80% durchschöafen. ? also das mit dem Schlafen klappt…aber ausgeschlafen bin ich nicht wirklich. ??? LG aus Wien

  4. Gis

    Ich wollte immer Kinder – ich liebe die Kinder und das Leben mit den Kindern, auch wenn es mich oft an meine Grenzen und darüber hinaus bringt. Wir haben auch ziemlich direkt nach dem Studium Kinder bekommen und ja, ich vermisse es auch immer mal wieder, freier zu sein, mal nur als Paar und ohne Gedanken an die Kinder unterwegs sein zu können. Bei uns leben die Großeltern zu weit weg um als Babysitter einzuspringen und so bedürfen die kleinen freien Momente guter Organisation. Wir haben im Juli seit 2 Jahren den ersten gemeinsamen freien Abend…. Erschreckend, wenn man das so liest… Ja, wenn ich darüber nachdenke, fühle ich mich momentan doch etwas eingeengt vom Muttersein – vielleicht wird’s wieder besser, wenn im Herbst das Arbeitsleben wieder dazukommt, wobei ich manchmal nicht sicher bin, ob das auch nur ein Teil des Hamsterrades ist, welches das Gefühl erzeugt eingesperrt zu sein…
    Aber wenn ich jetzt gleich eine Etage höher schleiche und den 3 Zwergen die Bettdecken glatt ziehe und sie nochmal küsse bevor ich selbst schlafen gehe, dann weiß ich doch, dass es gut ist, so wie es ist. Dann ist das Herz voll und ich bin dankbar.

  5. Lena

    Auch ich liebe meine Kinder und die Intensität unseres derzeitigen Lebens ist enorm, positiv wie negativ. Aber alles hat seine Zeit und deshalb wird es bei uns vermutlich auch bei zwei Kindern bleiben (auch wenn ich mir eine dreiköpfige Kinderrasselbande immer toll vorstelle). Für überschaubare Zeit kann ich die Einschränkungen gut hinnehmen, aber ich möchte irgendwann wieder spontaner und unabhängiger entscheiden können, was ich mache. Trotzdem glaube ich, Kinder zu haben und für sie Sorge zu tragen, ist eine elementare Erfahrung. Allein schon, wie oft na sich zurücknehmen muss… und es geht auch :). Kinderlose meinen oft (ich eingeschlossen damals), sich vorstellen und mitreden zu können, wie es mit Kindern ist. Aber das kann man wirklich erst, wenn man sie wirklich hat, 7 Tage die Woche, 24 Stunden, das ganze Jahr.

    • Haha, wem sagst du das. ? Als kinderlose Alleskönnerin habe ich aber so was von überheblich auch die Kinder anderer Leute geguckt und sofort gewusst, was die alles in der Erziehung vergeigt haben. ?

      Heute gucke ich manchmal aufs Hübchen und weiß, dass jede Erziehungsbemühung an ihre Grenzen stößt – den Charakter des Kindes nämlich. Die Kinder so anzunehmen, wie sie sind, ist vielleicht die größte Herausforderung eines Elternlebens, und ja, ich glaube, dass mir diese Erfahrung sehr, sehr gut tut (also auch für meine eigene Charakterbildung ?).

  6. Sandra Wilkens

    Also momentan, quasi in den „jungen Jahren“ könnte ich mir ein Leben ohne Kinder durchaus vorstellen, auch wenn ich es nicht möchte und jeden Tag mit meinen Beiden genieße. Aber vor Allem das Reisen fehlt mir schon… Und das stundenlange Serien schauen auf der Couch Sonntag Nachmittags bei schlechtem Wetter. Und spontane Verabredungen am Abend, vor allem im Sommer….
    Aber was ich mir definitiv nicht vorstellen könnte, ist ein Leben ohne Enkelkinder! Es ist zwar nicht 100% sicher, dass man welche bekommt, aber mit 3-4 Kindern (die wir wollen), stehen die Chancen ja wohl nicht schlecht hoffe ich 🙂
    Wenn ich sehe wieviel Freude unsere Eltern mit den Kleinen haben und wie sehr ihre Freunde zum Teil alleine sind weil sie weder Kinder noch Enkelkinder (logischerweise…) haben, das könnte ich mir nur schwer vorstellen im Alter.

  7. Steffi

    Ich wollte immer Kinder und das jung, habe drei und bin sehr dankbar und glücklich, dass das so in meinem Leben gekommen ist. Was nicht heißen soll, dass sie mir nicht oft genug auf den Keks gehen und ich rummotze, aber auch das ist genau das Leben, das ich immer wollte, Gefeiert hab ich im Studium genug, Reise war nie so meins, zumindest nicht Fernreisen. Da fehlt mir nichts. Was mir oft fehlt ist meine frühere Unbedarft Zeit, Unbeschwertheit und Sorglosigkeit, das hätte ich gern zurück. Ich bin ein positiver Mensch, immernoch, aber mit Kindern mache ich mir nicht nur viele Gedanken was ihnen passieren kann, sondern zum ersten Mal auch Sorgen was ist, wenn mir was passiert. Das nervt mich selbst aber ich kann es nicht abstellen….

  8. Federica

    Interessante Frage und ich habe sie mir auch schon paar mal gestellt. Hier meine Antwort: ja, ich könnte es mir vorstellen aber ich hätte wohl sehr lange daran zu knabbern gehabt, wenn ich kein(e) (habe bislang ein Kind, wümschen uns aber noch eins) bekommen hätte. Ich glaube, es hätte mir noch jahrelang immer mal wieder einen Zwick gegeben, wenn ich Kindern begegnet wäre. Je nach Lebensphase…

    Ich bin in der Berufswelt nie so zufrieden gewesen wie jetzt als Mama. Ich wollte schon immer Kinder haben, seitdem ich denken kann.

    Trotzdem glaube ich, dass ich das Beste aus der Situation gemacht hätte. Ich hätte mich mehr auf meinen Zweitberufszweig, der Maltherapie, konzentriert. Da erlebe ich ähnlich grosse Erfüllung. Dies ist auch mein Ziel für die Zukunft… Und noch ein paar andere Sachen wie Malen, reisen, ets..

    Ja und ich freue mich auch auf die Zeit, wann ich wieder mal ungestört eine Weile auf dem Sofa abhängen, alleine Freunde treffen oder ins Kino gehen kann…mit meinem Mann für ein Wochenende verreisen, etc… Aber ich glaube, sobald ich das wieder uneingeschränkt tun kann, wird mir diese intesive Kleinkindzeit, inder ich jetzt bin mit meinem heute 15monatigen Schatz auch fehlen. Sie ist nämlich sehr (sinn)erfüllt, kuschlig, lustig und nah…nebst der Anstrengung ?

  9. Lucia

    Dann hast Du Kinder gross gezogen und der Sohn steht plötzlich mit erhobener Faust vor Dir und will zuschlagen. Gefolgt von Kontaktabbruch und Drohungen, falls Du als Mutter jemals später im Leben Kontakt suchen solltest. Und die Tochter erklärt nach abgeschlossenem Medizinstudium die Mutter zum lästigen peinlichen Versager und wendet sich auch ab. Kein Lebenspartner, kein Unterhalt, neben Vollzeitjob und den Kindern mehrere Weiterbildungen gemacht, nur um die kleine Familie finanziell durchbringen zu können. Und dann völlig allein, ausgelutscht, nicht mehr gebraucht. Toller Blick zurück. Anders gesagt: man hat sich über Jahrtehnte hinweg selbst etwas vorgemacht und somit sich selbst mindestens 2x ein Bein gestellt. Aus blinder Liebe gegenüber seinem eigenen Fleisch und Blut.

  10. Lucia

    Schade, dass mein Beitrag verschwunden ist. Oder es liegt am Browser.

    • Nein, er war nicht weg. Alle Kommentare werden von mir moderiert, sprich vor Freischaltung geprüft. Das dauert schon mal, je nachdem wie stark meine Kinder mich beanspruchen und wann ich es schaffe, aufs Handy zu gucken. 😉

  11. Ich hab keine Kinder – und leider hab ich nicht den Eindruck, dass ich da einen Vorzug hab gegenüber Freundinnen und nun plötzlich um die Welt fliege deswegen oder einen erfüllenden Job habe.
    Ich bin mit meiner Kinderlosigkeit nicht unbedingt glücklich, kenne jedoch natürlich nur ein Leben ohne Verantwortung für meinen Nachwuchs und hatte in diesem Sinne „nur“ Verantwortung gegenüber Projekten oder sonstigen Terminen.
    Im Gegenteil: Ich bin im Geheimen etwas neidisch, wenn Freundinnen / Kolleginnen / Bekannte mit Kindern doch genauso nen Urlaub in Amerika machen können – möglicherweise sogar VIEL öfter als ich. Und das dann sogar gleich mit der ganzen Familie. Ich hab da dann manchmal ds Gefühl, wenn ich schon keien Kinder hab, sollte mir das Leben andere „Boni“ geben: Doch ehrlich: Die haben sehr viele Leute „trotz“ Kinder auch! Erfüllende Jobs, tolle Urlaube – einfach ein schönes Leben.

    Mein einziges Gegenmittel: Nicht schauen, was andere haben, sondern schauen, was ich aus meinem Leben machen kann, damit ich es glücklch verbringen kann..

    Und ich dreh mal Deine Frage für mich einfach rum:

    Kann ich mir ein Leben mit Kindern vorstellen? … ich weiß nicht. Ich hätte glaub wirklich sehr große Angst, zu der Verantwortung für mich selbst (was ich schon schwer genug finde) auch noch für kleine, hilfsbedürftige und schutzbedürftige Wesen verantwortlich sein zu müssen und hätte Angst, ihren Ansprüchen und Bedürfnissen nicht gewachsen zu sein.

    Von dem her: Ihr habt meine Hochachtung, liebe Mütter … meine Hochachtung und ein bisschen auch meinen Neid .. auf Euren Mut, Euch so auf das Leben eingelassen zu haben.

    • Danke für deinen Kommentar, ich freue mich immer, wenn auch kinderlose Leser*innen vorbeischauen! 🙂

      Ja, du hast Recht, ich habe in meinem Text viel vorausgesetzt, das bei manchen Kinderlosen vielleicht auch gar nicht zutrifft. Nur weil man keine Kinder hat, hat man ja nicht auch automatisch viel Geld oder Zeit um sich coole Urlaube oder kostspielige Hobbys zu leisten. Und klar, Familien leisten sich auch tolle Sachen. Meiner Erfahrung nach macht das mit kleinen Kindern jedoch nicht so viel Spaß. Da ist der teuerste Luxus-Urlaub eben doch nicht so entspannend, weil die Kinder halt ständige Aufmerksamkeit brauchen. 😉 Aber die Zeit geht vorbei und ich freue mich jetzt schon auf Urlaube, wenn die Kinder älter sind. 🙂

      Ich mag es, dass du so ehrlich bist und sagst, dass du auch manchmal neidisch bist. So gibt es das also auf beiden Seiten und unterm Strich können wir wohl sagen, dass jedes Leben seine Vor- und Nachteile hat.

      Und ich danke dir sehr für deine Wertschätzung. Wobei ich ehrlich sagen muss: Irgendwie wächst man da ja nach und nach rein. Vor einigen Jahren wäre ich wohl auch noch darüber erschrocken, wie viel Verantwortung ich heute trage. Aber es kam ja nach und nach und der Mensch passt sich an. 😉

      Ich wünsche dir alles Gute! Wären Kinder für dich denn in der Zukunft noch drin oder hast du damit abgeschlossen?

  12. anonym

    Hm. Komisch. Ja, es gibt ungewollt kinderlose und die fragen sich dann, ob es im Leben darum geht, glücklich sein zu dürfen oder erst glücklich werden zu müssen, indem sie etwas erst haben. Ich glaube nicht daran.
    Im Umgang für ungewollt Kinderlose empfehle ich dir, nicht zu fragen, ob Kinder noch drin wären. Sonst wäre man ja nicht ungewollt kinderlos.

    „Komisch, dass manche gar keine Kinder wollen, oder? So ganz ohne Kinder, nein, das könnten Sie sich doch sicher auch nicht vorstellen, oder?“

    Stell dir mal vor, du willst Kinder und erfährst dann; es geht leider nicht? Auch viele Frauen können sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen und fallen dann in ein tiefes Loch.
    Vielleicht gibt es mehr Frauen, die einem das Bild vermitteln, dass sie keine Kinder wollten, weil das freier, selbstbestimmter und feministischer klingt. Die Wahrheit könnte eine andere sein, die niemand hören will. Z.B. vielleicht so; ich hätte mir Kinder gewünscht, aber ich und/oder mein Partner können keine Kinder bekommen. Ich hatte so viele Fehlgeburten in einer Kinderwunschklinik. Oder ich war in so vielen Kinderwunschkliniken und wurde trotzdem nicht schwanger. Mein Partner und ich wünschten uns Kinder, es klappte nicht und dadurch zerbrach die Beziehung. Oder als ich noch in den fruchtbaren Jahren war, fehlte mir ein Partner. Als ich mir ein Kind wünschte, trennte sich mein Partner. Als ich wieder einen neuen Partner fand, konnte ich keine Kinder mehr kriegen.
    Wie selbstbestimmt klingt wohl das? Ich hätte gern der Omi die Wahrheit gesagt, dass die wenigsten Frauen wirklich freiwillig ohne Kind leben und sich die meiste Zeit noch Fragen von strahlenden Müttern und Großmüttern stellen dürfen, warum man denn keine Kinder hat und ob da noch welche kommen.
    Ich fände es schöner, wenn es darum geht, wer wir wirklich sind. Das wir Menschen mit Gefühlen sind. Das es nicht darum geht, erst jemand zu werden und etwas zu haben um in einem Club sich zugehörig zu fühlen, um glücklich werden zu dürfen, weil ich jetzt ein Kind habe.
    Ich darf auch glücklich sein, als ungewollt kinderlose. Von all dem was du schreibst, das darf und muss ich tun. Um mir auch einen tieferen Sinn zu geben, wenn alle Frauen meines Alters um mich herum Kinder bekommen. Wenn ich nicht zum Klassentreffen gehe um nicht schon wieder die Fragen hören zu müssen. Ich darf mich über mein eigenes Sein glücklich schätzen und es entsprechend füllen. Ich darf sein wie ich bin und auch glücklich. Ich darf mich selbst verwirklichen. Ich tue es, weil es Samstag und Sonntagmorgen so leer und so still in der Wohnung ist… ich spreche hier nicht von Neid, sondern von Trauer. Einem mütterlichen Teil, der nicht gelebt werden kann und in andere Bahnen gelenkt wird. Ob ich es etwas bereue? Nein, ich vermisse nur etwas, was eben nicht ist.
    Was würdest du denn einer ungewollt kinderlosen Frau sagen?
    Ich fände es schön, wenn man auch als ungewollt kinderlose Frau geschätzt und respektiert wird. Ich will das Mitleid nicht, denn das würde heißen, ich wäre weniger wert ohne Kind. Ich möchte gern Vorbilder sehen und spüren, dass auch Frauen mit und ohne Kind sich gegenseitig schätzen und aufhören sich einzig und allein über die Mutterrolle erst glücklich schätzen dürfen. Glück ist nicht selbstverständlich egal ob als Frau mit oder ohne Kinder. Und manchmal bedeutet glücklich zu sein, dass ein langer Weg hinter einem liegt, an dem man gelernt hat sich selbst zu lieben und anzunehmen.

    • Danke für deinen Kommentar und die wichtigen Anstöße! Mein Text dreht sich ja sehr stark um mich und meine Annahmen/Hypothesen. Und ja, natürlich ist es komfortabel über ein hypothetisches Leben ohne Kinder zu schreiben, wenn man schon Kinder hat, das gebe ich zu.

      Im Grunde ging es mir aber um einen Punkt, der auch dir wichtig zu sein scheint: Ich definiere mich nicht über meine Kinder. Ich bin ein Mensch mit einer Vielzahl von Interessen und Eigenschaften. Und genau so sehe ich auch alle anderen Menschen.

      Vor kurzem durfte ich einen Beitrag zum Thema Freundschaft für ein Printmagazin schreiben und da habe u.a. berichtet, dass die meisten meiner Freund*innen kinderlos waren, als ich schon ein Kind hatte und dass es für mich auch absolut keine Rolle spielt, ob meine Freunde Kinder haben oder nicht.

      Einer meiner besten Freunde will bewusst keine Kinder haben, niemals. Andere Freundinnen haben Schwierigkeiten, den richtigen Mann zu finden und werden vielleicht deshalb kinderlos bleiben. Manches ist traurig, ja. Aber ich denke, Freundschaften helfen dabei, das Leben trotzdem so zu gestalten, dass man glücklich wird. Solche Freundschaften wünsche ich auch dir. Alles Gute!

      • anonym

        Vielen Dank für deine Antwort und deine lieben Worte. Im Grunde geht es uns wohl um dieselbe Frage. Und du schreibst ja auch in deinem Artikel, dass du dir ein kinderloses Leben durchaus vorstellen kannst.
        Vielleicht ist etwas wahres dran, dass es ohne Kinder einfacher ist, sich selbst zu verwirklichen im Leben. Bildung, Reisen, Sport, Kunst, Kultur, Sprachen lernen und Weiterbildungen. Ich denke auch, dass Beziehungen und Freundschaften bei mir viel intensiver gelebt werden. Wenn mich gerade etwas interessiert, dann kann ich mir unendlich viel Wissen aneignen. Nächte durchlesen oder ich habe eine viel intensivere Yoga-Praxis. Das hätte ich niemals, wenn ich Kinder hätte. Ich hätte nie die Zeit und Energie dafür. Weil ich eben tun und lassen kann, was ich so möchte. Das ist ein wunderbarer Segen und ich genieße es wirklich. Manchmal kann es eben auch eine Belastung sein. Weil ich mich als Mutter eben nicht verwirklichen kann. Letzlich hat es mich toleranter, weicher und mitfühlender gemacht. Weil ich erst jetzt verstehe, dass gewisse Dinge nicht so sind, wie sie nach außen scheinen und das es darum geht, seine eigenen Werte zu leben.
        Ich denke, es gibt halt im Leben immer mal was, wo man denkt, verpasse ich gerade etwas, weil ich mir etwas wünsche, was ich gerade nicht habe…? Freiheit vs. Verantwortung…
        Freiheit entsteht erst dann, wenn man Dinge annehmen kann. Dankbar zu sein für das was ist und dann zu schauen, in welchem Rahmen man Möglichkeiten hat sich selbst zu verwirklichen oder eben sein Leben zu verändern. Es geht nicht im Leben darum perfekt zu sein, sondern wie man mit sich selbst umgeht, wenn eben nicht alles so läuft, wie man es gern hätte. Ich wünsche dir viele wunderbare Freiräume in denen du dich selbst verwirklichen kannst und eine tolle Zeit mit deiner Familie.

    • Tina Grew

      Ich finde ganz toll was du geschrieben hast. Auf den Punkt gebracht, ich hätte es nicht besser formulieren können. Ich würde mich freuen privat Kontakt aufnehmen zu dürfen, falls Interesse an einem Austausch besteht. Grüsse Tina

      • Liebe Tina, ich habe den Kommentar mit deiner Emailadresse nicht freigeschaltet, weil ich mich damit unwohl fühle, wenn hier private Adressen stehen, die von anderen missbraucht werden könnten. Ich biete euch folgendes an: „Anonym“ kann sich bei mir melden, dann gebe ich deine Emailadresse an sie weiter. So bleibt es etwas privater, ok?

  13. Laika

    Ich bin 36 und kinderlos. Mein Mann hat Erektionsstörungen und weigert sich, Hilfe anzunehmen.
    Ich werde wohl ohne Kinder bleiben.
    Nein ich bin nicht glücklich. Haustiere, Reisen usw sind alle Sachen die nie ein Kind ersetzen werden.
    Wenn ich nicht so viel Angst hätte, ganz alleine zu bleiben, und die Sicherheit hätte, dass um die Ecke einen netten Mann wäre, der mit mir Kinder will, würde ich mein Name auf der Stelle verlassen.

    Kinderlos sein ist furchtbar. Alle, die etwas anderes sagen, reden sich das nur ein. Das Leben macht ohne Kinder gar kein Sinn. Nur vielleicht wenn man super toll ist und Hobbies hat und Geld usw. So bin ich aber nicht.

  14. Aka

    Nun ja. Ich bin kinderlos, weil ich mir die falsche Männer ausgesucht haben. Verweile seit Jahren in die Depression, habe einen Scheissjob, bin unglücklich. Mein aktueller Partner ist eine Notlösung (Ich habe Angst, im Alter allein und arm zu sein und er verdient immerhin gut).
    Was soll ich sagen: Das Leben macht ohne Kinder absolut keinen Sinn. Wozu leben denn? Ich schaffe mir Haustiere, um Verantwortung zu haben, aber ich weiss, dass ich in Wirklichkeit Kinder wollte. Eine schöne traditionelle Familie, Mama heim mit Baby, Papa arbeiten, schönes Häuslein im Grünen. Naja. Da war ich wohl bei der Männerwahl zu blauäugig, zu ehrlich, zu kommunikativ. Nun zahle ich dafür.

    Also liebe Damen: Holt euch ein Mann, der euch Kinder macht. Egal, wenn er nicht der Traumprinz ist, denn selbst Traumprinzen werden mit der Zeit zu Frosche. Kinder werden euren Leben einen Sinn geben.

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