21. Juli 2021 Kategorie: Blogartikel
Drittes Drittel: Check!
Endlich kann ich diesen Text schreiben und mich freuen: Ich habe es fast geschafft!! Heute beginnt die 39. Schwangerschaftswoche und am liebsten hätte ich das Baby jetzt schon hier neben mir liegen. Dann wäre ich nämlich nicht mehr so einsam auf der Couch. Oder im Bett. Oder im Liegestuhl. Denn: Ich! Kann! Mich! Nicht! Mehr! Bewegen! Und das ist leider kein Witz. Ich kann echt nicht mehr. Das Baby muss jetzt raus.
Hinter mir liegt das schlimmste letzte Schwangerschaftsdrittel, das ich bisher erlebt habe. Und mittlerweile kenne ich auch den Grund dafür: Ich bin im Laufe dieser dritten Schwangerschaft völlig leichtsinnig in eine herrliche Anämie geschlittert. Eisenmangel, und zwar richtig krass. Das Problem: Beim regelmäßigen Bluttest wird immer nur der HB-Wert gemessen, der die Konzentration des roten Blutfarbstoffes im Blut angibt. Bei mir lag der bis zuletzt noch über 10 und galt damit als akzeptabel.
Was jedoch nicht standardmäßig gemessen wird, ist der Ferritin-Wert, also der Eisenspeicher, der Aussage über die Eisenvorräte im Körper gibt. So ab der 32. Schwangerschaftswoche fing es an, dass ich wirklich überhaupt keine Kraft mehr hatte. Ich bin morgens aufgestanden und musste mich erst mal wieder hinlegen. Ich ging mir die Zähne putzen und musste mich wieder hinlegen. Ich habe meine Haare gekämmt und musste mich danach wieder hinlegen. Es war katastrophal.
Eisenmangel, Infusion, Ambulanz, Tatütata
Meine Hebamme schickte mich dann zum Bluttest, um den Ferritin-Wert zu prüfen. Und Überraschung: Der lag unter fünf und ich damit nahe an scheintot. Wie es dann weiterging? Ich möchte es fast nicht aufschreiben, weil ich einfach so froh bin, dass es jetzt alles überstanden ist. Auf den Schock der leeren Eisenspeicher folgte eine Eiseninfusion, folgte eine schmerzhafte Venenentzündung, folgte eine Nacht in der Notaufnahme, folgten viele Sorgen und Schmerzen.
Aber immerhin: Etwa zwei Wochen nach der Infusion fing der Eisen-Booster an zu wirken. Es geht mir seitdem wirklich besser und ich muss nun auch nicht mehr mit Eisenpräparaten herumexperimentieren, die ich sowieso alle nicht vertrage (ich habe da leider Erfahrung). Trotzdem war das eine echte Scheißerfahrung, die mir das letzte Drittel meiner Schwangerschaft noch schwerer gemacht hat, als es ohnehin gewesen wäre.
Diesmal nehme ich alles mit
Denn sowieso ist es jetzt einfach mal genug. Ich nehme diesmal tatsächlich so einige Symptome mit, die ich in den anderen Schwangerschaften nie hatte. Symphysenschmerzen zum Beispiel. Oder Sodbrennen. Und das Gefühl, überhaupt nicht mehr Herrin über den eigenen Körper zu sein, ist diesmal auch nochmal krasser.
Ich mache seit ein paar Wochen nicht mal mehr Yoga, was mir die ganze Schwangerschaft hindurch so gut getan hat. Ich kann einfach nicht mehr. Der Bauch ist immer im Weg, beim kleinsten Ausfallschritt schmerzt die Symphyse und vom verbliebenen Lungenvolumen wollen wir mal lieber schweigen.
Trotzdem: Alle Projekte abgeschlossen!
Trotzdem schließe ich jetzt noch meine Yogaausbildung ab. Den praktischen Teil habe ich zum Glück schon vor einigen Wochen hinter mich gebracht, da ging es gerade noch so. Und die Theorie habe ich nun auch bestanden! Auch alles andere ist mittlerweile so gut wie erledigt, letzte berufliche Projekte sind abgeschlossen. Natürlich mal wieder später als geplant, aber so ist das Freiberuflerleben.
Ich habe in dieser lähmenden, zehrenden, mich teils zur Verzweiflung treibenden Schwangerschaft tatsächlich ein Buch geschrieben (und fristgerecht abgegeben!). Und ich habe noch ein paar andere berufliche Projekte gestemmt, die alle fertig geworden sind. Ich darf mich jetzt also durchaus müde und zufrieden auf die Hollywoodschaukel verabschieden und mir vom Liebsten die Schulter klopfen lassen (oder besser noch die Füße massieren).
Auch die guten Seiten sehen
Apropos Füße: Immerhin eine Sache macht mein Körper diesmal erstaunlich super. Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, auch nur einen Tropfen Wasser eingelagert zu haben. Stimmt wahrscheinlich nicht, denn ein bisschen Wasser ist am Ende immer dabei. Aber ich habe echt kein Problem mit dicken Füßen oder Beinen oder geschwollenen Gelenken. Da hatte ich am Ende der anderen beiden Schwangerschaften doch minimal mehr Probleme mit, auch wenn es niemals besonders arg war.
Laufen mag ich aber trotzdem nicht mehr. Der Bauch geht einfach nur nach vorne raus, ich trage das Baby so richtig schön vor mir her. Und das macht sämtliche Bewegung einfach nur noch anstrengend. Ich fürchte, ich muss nach der Geburt erst mal neu laufen lernen, weil ich aktuell gefühlt nur noch in Rücklage unterwegs bin. Und das ist natürlich super schlecht für die Haltung, gibt Rückenschmerzen und macht einfach schlechte Laune.
Die ersten Wehen wirken schon
Es wird also echt Zeit für Geburt. Dass die näher rückt, merke ich nicht nur am Datum, sondern tatsächlich auch an den Veränderungen meines Körpers. Letzte Woche war ich bei meiner Dorntherapeutin, die mir das Iliosakralgelenk gelöst und Triggerpunkte am unteren Rücken behandelt hat. In der darauf folgenden Nacht hatte ich prompt richtig ordentliche und regelmäßige Wehen, die sich schon ganz schön nach Geburt anfühlten.
Waren aber leider nur Senkwehen. Immerhin ist der dicke Bauch seitdem ein paar Zentimeter runtergerutscht und lässt mir wieder ein klitzekleines bisschen mehr Raum zum Atmen. Die Übungswehen kommen seitdem nicht mehr so häufig, aber das kenne ich schon aus meiner letzten Schwangerschaft. Da tat sich nach der 38. Woche wehenmäßig gar nichts mehr, bis es dann exakt am errechneten Termin ganz plötzlich los ging.
Dem Baby geht es prima
Dem Baby geht es derweil prima, habe ich zumindest das Gefühl. Der Kopf sollte nach den heftigen Senkwehen nun auch schon etwas fester im Becken liegen. Der Druck auf die Symphyse, der entsteht, wenn es sich oben richtig schön mit den Beinen abstützt und den Kopf nach unten drückt, lässt mich das jedenfalls vermuten. Jedenfalls ist es immer noch recht aktiv und tritt mich teils richtig schmerzhaft.
Wann genau das Baby sich in die richtige Lage gedreht hat, weiß ich übrigens gar nicht genau. In der 30. Schwangerschaftswoche hatte ich den letzten Ultraschall und da lag es endlich Kopf nach unten. Davor hatte mich das Rumgehampel schon richtig nervös gemacht, weil ich das von den anderen beiden gar nicht kannte. Aber wird ja alles gut!
Wird es ein Riesenbaby?
Ob es eher ein Baby vom Hübchenformat (4700 Gramm auf 56 cm) oder vom Räupchenformat (3600 Gramm auf 52 cm) wird, werden wir wohl erst wissen, wenn es draußen ist. Der Bauch erinnert mich in Größe und Form eher an die Hübchenschwangerschaft. Meine Hebamme besteht aber darauf, dass das auch nur mit der dritten Schwangerschaft zusammenhängen kann. Sie sagt, dass sie ein total durchschnittlich großes Baby tastet. Na, ich bin gespannt. Solange auch das dritte Kind meinen Schrumpfkopf geerbt hat, mache ich mir um die Geburt wenig Sorgen.
Vor dem Geburtstermin habe ich nun tatsächlich nur noch eine letzte Hebammenvorsorge. Aber vielleicht kommt es dazu auch gar nicht mehr…? Ich möchte gerne auf einen etwas früheren Geburtsstart hoffen. Aber da die anderen beiden genau an Termin kamen, muss ich mir da wohl eher wenig Hoffnung machen. Immerhin haben wir jetzt alles für die Hausgeburt besorgt. Wenn’s losgeht, kann’s also losgehen.
Corona-Impfung: Check!
Bevor ich diesen Text beende, noch kurz zu einem Thema, das bestimmt einige von euch interessiert: Ich habe mich tatsächlich im dritten Trimester dieser Schwangerschaft noch gegen Corona impfen lassen. Meine Frauenärztin gehört zu den wenigen Ärztinnen, die auch Schwangere impfen. Sie hält sich damit an die Empfehlungen des DGGG (hier habe ich viele Infos und die Studienlage Stand Mai zusammengefasst).
Da ich durch meine Recherche gut informiert war und auch meiner Ärztin vertraue, habe ich mich für die Impfung entschieden. Und tatsächlich habe ich sie sehr gut vertragen. Nach der ersten Impfung (mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer) hatte ich lediglich ein paar Tage Schmerzen an der Einstichstelle. Nach der zweiten Impfung, die nun knapp zwei Wochen her ist, habe ich mich lediglich sehr schlapp gefühlt und hatte ein riesiges Schlafbedürfnis.
Ich habe bis jetzt das Gefühl, dass diese zweite Impfung sich immer noch etwas auswirkt. Nach der Eiseninfusion hatte ich gerade wieder einen kleinen Energieschub – und dann kam die Impfung. Ich merke aber nun, dass es langsam wieder besser wird und mache mir da echt keine Sorgen. Vielleicht ist es auch nur die Endschwangerschaftserschöpfung, die jetzt so richtig reinhaut. Für mich überwiegt die Erleichterung, dass Corona für mich und das Baby nun nicht mehr so gefährlich sein wird.
Vorfreude auf die Elternzeit
Bleibt nur zu hoffen, dass die richtig fiese vierte Welle ausbleibt. Ich habe da leider ein ganz schlechtes Gefühl, wenn ich mir die naiv-ignorante Politikerriege anschaue. Wir hoffen nun einfach, dass Schule und Kita nach den Sommerferien wieder aufmachen, damit der Liebste und ich eine halbwegs entspannte Elternzeit genießen können. Wir nehmen drei gemeinsame Monate, die wir nach dem anstrengenden Jahr auch mehr als nötig haben.
Ich schätze mal, wir hoffen sowieso alle gemeinsam, dass wir nicht wieder in Wechselunterricht und Kita-Notbetreuung reinstolpern – Baby hin oder her. Ich habe jedenfalls beschlossen, mir erst mal keine Sorgen zu machen. Ändern kann ich es ja eh nicht. Ab jetzt gibt es nur Vorfreude aufs Baby!
Ein Baby, das sich irgendwie zwischengeschummelt hat. Ein Baby, das mir die schlimmste Schwangerschaft beschert hat, die ich mir nur hätte vorstellen können. Aber eben auch ein echtes, duftendes, zu uns gehörendes Baby. Ich und drei Kinder. Hätte mir das jemand vor zehn Jahren erzählt, ich hätte schallend gelacht. Aber das Leben macht halt, was es will. 😉
Dass die Körpergröße als Baby rein gar nichts über die Größe, die man als ausgewachsene Person haben wird, aussagt, finde ich total interessant. Wer also in der Krabbelgruppe oder sogar in der Grundschule noch als vergleichsweise groß galt, könnte im Jugendalter urplötzlich von den anderen Kindern ein- oder gar überholt werden. Daher bin ich sehr gespannt, ob die Tochter meiner Freundin, welche aktuell sichtlich größer als die anderen Kleinkinder ihrer Krabbelgruppe ist, auch als Erwachsene großgewachsen bleibt.