Die schlechteste Schwangere der Welt (SSW 26)

Es sind so Tage wie dieser, die mich echt unleidlich machen: Samstag, das Wetter ist herrlich. Die kleine Familie beschließt, einen schönen Spaziergang in den Nachbarstadtteil zu machen, weil es da einen schönen Spielplatz mit Eisdiele nebenan gibt. 2,5 km hin, Eis essen, zurück vielleicht 3 km wegen kleinem Umweg über den Biomarkt. Insgesamt also durchaus kein Gewaltmarsch. Und trotzdem: Am Abend fühle ich mich, als wäre ich tagsüber einen Marathon gerannt.

Vielleicht war es auch die Kombi aus einer anstrengenden Yoga Einheit am Freitagabend und dem Spaziergang am Samstag. Aber mal im Ernst: Was zur Hölle ist los mit meinem Körper? Ich kenne andere Schwangere, die noch 8-Stunden-Arbeitstage wuppen, plus Pendelei mit dem Fahrrad. Ich kenne Frauen, die noch im 8. Monat zweistündige Fahrradtouren schaffen.

Warum zur Hölle bin ich so eine Pussy?

Mich macht es rasend, dass mein Körper im schwangeren Zustand so wenig leistungsfähig ist. Und auch wenn ich oft behaupte, dass es mir in dieser zweiten Schwangerschaft wirklich viel, viel schlechter geht als in der ersten: so richtig stimmt das nicht.

Ich erinnere mich nämlich, wie ich mit dem Hübchen intus halbe Tage nur im Bett verbracht habe. Wie ich mich nach einer kleinen Tour zum Wochen- oder Supermarkt erst mal wieder eine Runde hinlegen musste. Wie jeder Stuhl, jede Bank meine war, weil ich einfach nicht lange stehen oder gehen konnte.

Und jetzt komme ich mir vermutlich nur deshalb noch weniger leistungsfähig vor, weil ich in der zweiten Schwangerschaft überhaupt keine richtige Gelegenheit für bekömmliche Ruhepausen habe. Arbeit am Vormittag, nachmittags das Hübchen – da bleibt kaum Zeit für „Beine hoch“.

Ich weiß, dass es OK ist. Und es nervt mich trotzdem!

Ich weiß ja, dass es OK ist, erschöpft zu sein. Dass mein Körper gerade die doppelte Blutmenge durchpumpen muss, dass ich ein zweites Leben nähre und dass das alles eine ordentliche Leistung ist. Aber ich hasse es trotzdem! Ich hasse die Kurzatmigkeit, ich hasse das eingeklemmte Zwerchfell, ich hasse den Ischiasschmerz.

Und am meisten hasse ich vielleicht, dass ich nicht mehr so große Portionen verputzen kann. Da lohnt sich kein Restaurantbesuch mehr, außer ich packe die Tupperschüsseln ein! Und ich hasse es vor allem, mich im Bett nicht ohne Schmerzen und Schwerfälligkeit umdrehen zu können. Ich hasse es, dass jegliche normale Bewegung sich nicht mehr normal anfühlt.

Die schlechteste Schwangere der Welt

Ich bin die schlechteste Schwangere der Welt. Und muss noch drei Monate durchhalten. Pünktlich zum 7. Monat fangen nun auch die Kommentare an: „Na, so lange haben Sie aber auch nicht mehr…?“, fragt mich die nette Apothekerin und ich kann als Antwort nur schnauben. Ja, ich weiß doch auch, dass mein Bauch in den letzten zwei Wochen explodiert ist. Das Baby da drin ist aber trotzdem noch nicht fertig!

Der Mann ist so lieb und erinnert mich täglich daran, dass ich trotz Riesenbauch wirklich noch total gut aussehen – mich vor allem aufrecht halten und nicht so komisch daherwatscheln würde. Das finde ich nett, nur ist mein Gefühl leider ein völlig anderes. In der Yogastunde hält mein Yoga Lehrer sich in letzter Zeit auch immer verdächtig in meiner Nähe auf. Aus Angst, ich könnte plötzlich umkippen, vermute ich. Denn mein Gleichgewichtssinn ist aktuell tatsächlich nicht der allerbeste.

Mehr Demut, bitte!

Und dann lese ich die Tage ein Sonderdossier zum Thema Kinderwunsch auf der Website der Süddeutschen Zeitung – und werde endlich mal wieder ein bisschen demütig. Weil ich doch ehrlich gesagt gerade auch verdammt glücklich über diese zweite Schwangerschaft bin und dankbar, dass alles so natürlich und halbwegs komplikationslos verläuft. Weil ich mich wahnsinnig auf das neue Baby freue. Weil ich manchmal ins Kinderzimmer gehe und die unterste Schublade der Kommode aufmache, in der schon alle Babysachen liegen und es nicht erwarten kann, dem Baby bald die ganzen süßen Sachen anzuziehen – und wie kann es überhaupt sein, dass Babys am Anfang so winzig sind?

Eine Blogleserin hat mir vor ein paar Wochen den vielleicht besten Kommentar zum Thema „unleidlich schwanger“ dagelassen, und der lautete: „Ich bin beim Schwangersein eher ergebnisorientiert“. Und dieser Fakt trifft wohl auch absolut auf mich zu! Der Zustand macht mich manchmal wahnsinnig – aber dann ist es doch wieder OK. Weil mein Körper das schafft, weil ich am Ende sehr zufrieden mit dieser Leistung sein kann, und vor allem: weil da ein neues Leben in unsere Familie kommt, auf das wir uns so viele Monate freuen.

Ich halte durch!

Hier geht es zur 27. und 28. Schwangerschaftswoche.

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2 Kommentare zu „Die schlechteste Schwangere der Welt (SSW 26)

  1. Katharina

    Ach ich kann dich schon verstehen. Ich habe immer nur den Kopf geschüttelt wenn andere Schwangere über ihren Zustand geschwärmt haben. Für mich war das Schwangersein eher ein notwendiges Übel auf dem Weg zum Baby, aber genossen habe ich es eigentlich nie, obwohl ich zwei absolut komplikationslose Bilderbuchschwangerschaften hatte.
    Ich weiß dass das ein großes Geschenk ist. Trotzdem finde ich mich in deinen Gedanken total wieder.
    Und heute, wo Nummer zwei sieben Monate alt ist und die Familienplanung definitiv abgeschlossen, ertappe ich mich manchmal bei melancholischen Blicken auf dicke Bäuche. Nur um mir dann zu denken, Gott sei Dank nicht noch einmal ?

    • Haha, ja das kenne ich. Als wir angefangen haben, über ein zweites Kind nachzudenken, war ich auch in der Leugnungs-Phase: Sooo anstrengend war das damals doch auch wieder nicht! Von wegen! Ich erinnere mich tatsächlich jetzt erst wieder daran, wie schlapp und mies ich mich damals oft gefühlt habe. Das Gute ist wiederum, dass ich jetzt weiß, wie schnell die Energie zurückkommt wenn das Baby erst da ist. 🙂

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