Wochenbett ungeschönt (enthält Körperlichkeiten)

Wie emotional anstrengend die ersten zwei Wochen mit Baby und Kleinkind waren, wisst ihr ja schon. Und was soll ich sagen, auch abgesehen von diversen Gefühlsstürmen bin ich jetzt nicht so der größte Wochenbett-Fan. Denn das bringe ich vor allem mit allerlei Merkwürdigkeiten in Verbindung: Brüste in Melonengröße (und ebendiesen Härtegrades), im Wabbelbauch herumhoppelnde Organe und ein Beckenboden, der erst mal Sommerferien angemeldet hat.

Das mit den Brüsten, das kannte ich immerhin schon aus der Anfangszeit mit dem Hübchen. Aber die Ausmaße von Wabbelbauch und Beckenboden-Aua waren jetzt doch ziemlich neu für mich. Es wird Zeit, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken: Die zweite Schwangerschaft und Geburt haben meinem Körper deutlich mehr zugesetzt als die erste. Aber eins nach dem anderen:

Aua Brüste!

Damals beim Hübchen war es schon wild. Und jetzt wurde es wilder. Das Mädchen wollte nämlich ab Stunde Null trinken. Sie saugte also, was das Zeug hielt und brachte damit meine Brüste dazu, schon ab Tag zwei enorme Mengen an Milch zu produzieren. Was mein Mädchen nicht bedacht hatte: Ihr Magen war noch gar nicht in der Lage, diese Mengen an Milch auch vernünftig wegzutrinken. Und ich wurde über Nach zu Dolly. Nee, nicht zu dem geklonten Schaf, sondern zu dieser Dame fortgeschrittenen Alters, die mit den enormen Brüsten. Wobei bei mir alles völlig natürlich vonstatten ging! Wirklich! Und leider!

Denn ich lüge nicht, wenn ich sage: Diese innerhalb weniger Stunden auf Größe Doppel-D angeschwollenen Monster-Möpse bereiteten mir die schlimmsten Schmerzen, die ich jemals ertragen musste. Hätte jemand auch nur mit der winzigsten Feder meine Brüste gekitzelt – ich hätte geschrien vor Schmerz! Jede Bewegung war die Hölle, Liegen ging ausschließlich in Rückenlage und daran, mein eigenes Baby auf dem Arm zu tragen, war nicht mal zu denken. Kurz: Schwangerschaft und Geburt empfinde ich als Spaziergang im Vergleich zu einem richtig heftigen Milcheinschuss!

Gegen den drohenden Milchstau unternahm ich so ziemlich alles, was mir geraten wurde: Quarkauflagen, Weißkohlwickel, Retterspitzumschläge, Kühlkompressen, Wärmekompressen und Ausmassieren. Aber meine Brüste wollten die Milch einfach nicht hergeben – außer ans Baby. Und das schlief und schlief und schlief. Das war der Moment, in dem ich mich am wenigsten über mein tolles zweites Anfängerbaby freuen konnte. Ab Tag vier wurde es dann zum Glück langsam besser. Das Mädchen trank gut und die strebsamen Ladies passten ihre Produktion gaaanz allmählich an den tatsächlichen Bedarf meines Mädchens an.

Meine Herren, war das wieder eine Aktion! Warum zur Hölle können Brüste nicht einfach nur das an Milch produzieren, was das Baby auch trinken kann? Da hat die Evolution echt was verpennt und sollte beim Thema Milcheinschuss wirklich noch mal nachrüsten!

Wie ich einmal meinen Bauch festhalten musste

Zu den seltsamsten Körpergefühlen, die ich je gehabt habe, zählt das Gefühl dieses plötzlich leeren, aber immer noch auf maximale Weite eingestellten Bauches, der in den ersten Tagen nach einer Geburt erst mal nur eines macht: Rumwabbeln! Nach Hübchens Geburt war das irgendwie noch nicht so krass, obwohl mein Junge deutlich größer und schwerer war als mein Mädchen. Offenbar ist nach der zweiten Schwangerschaft aber von vornherein alles schon mal gut durchgeleiert – anders kann ich es leider echt nicht ausdrücken. 😉

Jedes Mal, wenn ich aus dem Bett aufstand, hielt ich also meinen Bauch fest und trug ihn sanft durch die Gegend. Ohne diese kleine Hilfestellung hätte es sich sonst so angefühlt, als würde ich alle meine Organe einmal ordentlich durcheinander purzeln lassen. Da war irgendwie gar nix mehr, was sie an Ort und Stelle gehalten hätte. Stützkorsette bis zum Lebensende sind aber zum Glück nicht nötig: Der Körper regelt das ganz prima selbst. Und nach einigen Tagen ging es dann auch schon wieder ohne Festhalten.

Meine Hebamme ließ mich jedoch nach knapp zwei Wochen mal meine Rektusdiastase tasten. Tja ja, da gibt es wohl einiges zu tun für mich, damit meine Bauchmuskulatur wieder zusammenfindet. Aber das wird schon. Anders als nach Hübchens Geburt bin ich zwei Wochen nach der Geburt auch noch weit davon entfernt, wieder in meine alten Hosen zu passen. Der Bauch braucht diesmal ganz offensichtlich länger, um sich richtig zurückzubilden.

Und auch der restliche Körper hat erst mal auf die Bremse getreten: Zwar war ich eine Woche nach der Geburt schon 12 Kilo leichter, aber nun stagniert die Gewichtsabnahme. Und auch wenn das heißt, dass Gummizughosen noch länger meine Freunde bleiben, ist mir das im Grunde ganz recht. Das Stillen fordert wie schon beim Hübchen ganz schön viel Energie und da darf das bisschen Fett gerne noch bleiben.

Mein Freund, der Beckenboden

Der Zwischentitel ist gelogen, denn: Mein Beckenboden ist gerade so überhaupt nicht mein Freund. Ganz im Gegenteil lässt er mich ganz schön hängen. Bzw. sich. Und damit eben auch mich. Denn so ein Beckenboden lässt sich bestenfalls nicht hängen, sondern trägt schön straff und muskulös die ganze Last der Organe. Seinen Job macht mein Beckenboden glücklicherweise auch jetzt noch, denn sonst würden alle meine Organe ja einfach unten aus mir rausfallen. Nur hat er durch Schwangerschaft und Geburt deutlich an Muskulösität (oder wie man das nennt) eingebüßt. In der Folge muss er sich ziemlich anstrengen, und das merke ich ganz schön!

Wenn ich viel gehe und stehe fängt mein Beckenboden also an zu schmerzen. Der Mann wollte neulich wissen, wie sich das anfühlt und ich konnte es am ehesten mit einem richtig fiesen Muskelkater vergleichen – was ja irgendwie auch Sinn macht, schließlich geht es beim Beckenboden vor allem um Muskeln. Und die wollen wieder trainiert werden. Ich zähle also die Wochen bis Ende August, denn dann beginnt endlich mein Cantienica Kurs zur allgemeinen Rückbildung und zum Beckenboden-Training.

Zu früh sollte man mit dem Training aber ohnehin nicht beginnen. In den ersten Wochen nach einer Geburt ist Schonung des Beckenbodens erst mal das wichtigste. Ich lasse den Mann also weiterhin die Einkäufe schleppen und meide lange Fußwege. Gleichzeitig fuchst es mich ganz schön, dass mein Körper nicht so kann, wie ich gerne schon wieder wollen würde. Aktuell merke ich sehr stark, wie mir die körperliche Betätigung fehlt und ich freue mich schon wieder auf meinen Yoga Unterricht, den ich vermutlich parallel zum Cantienica wieder aufnehmen werde.

Der Körper braucht Zeit

Offenbar bin ich doch sportlicher eingestellt als gedacht. 😉  Aber es nutzt ja nix: Der Körper braucht eben Zeit um sich von Schwangerschaft und Geburt zu erholen. Und auch wenn es sich so anfühlt, als wäre sie schon ewig bei uns: Unser Mädchen wird morgen erst drei Wochen alt! Heute vor drei Wochen trug ich sie noch in einer stattlichen Kugel mit mir rum!

Ihr dürft mich also gern daran erinnern, ein bisschen geduldiger und nachsichtiger mit meinem Körper zu sein. 😉  Und eins bin ich auf jeden Fall: Sehr zufrieden, dass er auch beim zweiten Mal so prima funktioniert hat und nach neun Monaten ein perfektes kleines Menschenbaby ausgespuckt hat. Denn auch wenn mir sämtliches Talent zum Märtyrertum fehlt – ich weiß es schon zu schätzen, diese besonderen Erfahrungen gemacht haben zu dürfen. So ein weiblicher Körper ist doch einfach der Wahnsinn! Oder?

3 Kommentare zu „Wochenbett ungeschönt (enthält Körperlichkeiten)

  1. Hallo, ich bin gerade durch Zufall auf deinen Artikel gestoßen! Er ist wirklich super geworden und ich habe ihn mit sehr viel Interesse gelesen! Mach unbedingt weiter so! Du hast jetzt einen neuen Stammleser! 🙂

    Liebe Grüße,

    Andreas

  2. Anni

    Herrlich ehrlich und mit viel Humor. Ich bin auch gerade im Wochenbett mit Baby Nummer 2 und musste beim lesen echt lachen😄 ich fühle was bei dir geschrieben steht. Danke dafür👍🏽

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