Wochenbett mit Hindernissen (aka Kleinkind)

Bisschen ruhig war’s hier in letzter Zeit – und ich wette, ihr könnt das verstehen. Vor gerade etwas mehr als zwei Wochen wurde unser Mädchen geboren. Und so eine Anfangszeit ist ja so oder so schon nicht ganz ohne, diese verfluchte Hormonumstellung, ihr kennt das ja. Bei uns kam dann aber noch ein Hübchen dazu, das uns mit seinem Verhalten dann doch noch mal extra überrascht hat. Aber die gute Nachricht ist: So langsam raufen wir uns alle wieder zusammen.

Eigentlich hatten wir vor des Mädchens Geburt gedacht: Schlimmer geht eh nicht mehr. Das arme Hübchen (und wir armen Eltern) befinden uns seit einigen Monaten in der Autonomiephase par excellence. Ich habe zuletzt sogar einen Ratgeber gelesen (das Gewünschkind, Rezension folgt!) und wirklich so einiges versucht, um mich selbst wieder ein bisschen runterzukühlen. Aber im großen und ganzen hat mich das Hübchen zuletzt einfach in den Wahnsinn getrieben.

Das, was mich am meisten überrascht hatte, war: Autonomiephase bedeutet offenbar nicht nur, dass die Kinder über sich und ihren eigenen Körper entscheiden wollen. Denn zusätzlich war es Hübchens Lieblingshobby, auch uns Eltern befehligen zu wollen: Wo ich sitzen/liegen/stehen soll, wo ich hinzugehen habe und manchmal sogar wann ich Pipi machen soll. Erzählt einem vorher auch keiner. Und leider löst dieses rumkommandiert werden ganz arg etwas in mir aus – und zwar etwas arg negatives. Wenn das Hübchen anfängt, mich so zu behandeln, werde ich wütend, und zwar sofort.

Schlimmer geht nicht? Haha!

Kurz gesagt: Die Situation war schon enorm angespannt, bevor das Mädchen geboren wurde. Nur der Gedanke, schlimmer könnte es ja kaum werden, war leider falsch. Denn es wurde schlimmer. Nachträglich betrachtet glaube ich fast, dass es gar nicht am Hübchen lag. Sein Verhalten war vielleicht sogar einfach dasselbe wie vorher. Nur ich befand mich plötzlich im Wochenbett und war von heute auf morgen deutlich weniger belastbar.

Ich wollte Ruhe. Ruhe und Harmonie. Geschwisterkuscheln und Mamakuscheln. Stattdessen gab es Trampelei und Schreierei. Rumgetobe im Bett. Und ich hatte ständig Angst um mein kleines Mädchen, weil das Hübchen seine Impulse zum Hüpfen und Springen einfach nicht unter Kontrolle bekam. Dabei war und ist das Hübchen maximal sanft und lieb zur kleinen Schwester. So sanft und lieb, wie er es eben schafft. Aggressionen gegen das Baby gibt es überhaupt nicht, und darum bin ich sehr froh.

Nur die Aggressionen gegen uns Eltern wurden gefühlt immer schlimmer. Und ich tat das, was das denkbar schlechteste in so einer Situation ist: Ich zog mich immer mehr zurück, hatte zum Schluss überhaupt keine Lust mehr, überhaupt Zeit mit meinem Hübchen zu verbringen. Es war mir einfach alles zu viel.

Der Zusammenbruch

Bis Anfang dieser Woche der Moment kam, an dem alles aus mir rausbrach. Eigentlich sagt man ja, die „Heultage“ nach einer Geburt beginnen schon so am dritten Lebenstag des Kindes, mit dem Milcheinschuss. Ich dachte diesmal schon, ich käme drum herum. Stattdessen kam die Traurigkeit dann geballt in der zweiten Lebenswoche meines Mädchens. Ich weinte um mein Hübchen, um meine Unfähigkeit, gelassen zu bleiben, über meine negativen Gefühle meinem großen Jungen gegenüber. Und auch um die Unmöglichkeit, mit Kleinkind im Haus ein richtiges Wochenbett einzuhalten.

Aber wisst ihr was? Seitdem ist es besser. Vielleicht musste das alles einfach einmal raus. Vielleicht hat es schon geholfen, die ganzen blöden negativen Dinge und Gefühle zuzulassen und mich damit auseinanderzusetzen. Seit einigen Tagen kann ich meinem Hübchen gegenüber wieder viel zugewandter sein. Geduldiger, gerechter, gelassener. Und schon geht alles wieder ein bisschen besser.

Mein großer, kleiner Junge

Gestern kam dann die Feuerprobe: Das Hübchen wurde am Abend innerhalb von zwei Stunden richtig krank. Schüttelfrost und 41°C Fieber, zwei Mal vollgekotztes Bett und ein ziemlich leidendes Kind. Mein armes Mäuschen! Meine Sorgen um meinen Jungen waren sofort wieder auf Maximalniveau und ich von jetzt auf gleich im Kümmer-Modus. Alles gut, also. Mein großer Junge bleibt immer noch mein kleiner Junge. Und ich bleibe seine Mama.

Das Wilde, Laute, Unkontrollierte hat mich im Frühwochenbett tatsächlich fast in den Wahnsinn getrieben. So anstrengend hatte ich es mir wirklich nicht vorgestellt. Aber mit meinen physischen Kräften kehrt auch langsam meine emotionale Stabilität zurück – sofern ich über eine solche verfüge. 😉  Mein großer Junge ist eben so, wie er ist. Und ja, auch wenn es mich oft nervt, ist es gut, dass der Mann mir das immer mal wieder sagt. Aber die Kombination Wochenbett und wilder Dreijähriger, das brauche ich echt so schnell nicht noch mal!

7 Kommentare zu „Wochenbett mit Hindernissen (aka Kleinkind)

  1. Kraehenmutter

    Hach, irgendwie schön, das zu lesen.
    Also doof für dich/euch, beruhigend für mich.

    Ab und an geht es mir immer noch so, dass ich das Laute, Wilde nicht aushalten kann, obwohl das Baby ganz begeistert quietscht und mittobt.

    Dir gute Nerven und ab und an mal wirkliche Stille! <3

  2. Hallo! Danke für deinen ehrlichen Bericht. Das kann ich gerade alles so nachfühlen. Habe auch vor 18 Tagen unsere Tochter zur Welt gebracht. Unser 2jähriger Sohn testet gerade alles aus. Er macht Dinge, die er vorher nie gemacht hat. Er veranstaltet Chaos und treibt uns in den Wahnsinn. Aber am Ende des Tages können wir nicht böse sein. Er ist ja auch noch klein und weiß die Situation noch nicht richtig einzuschätzen. Weiterhin ganz viel Kraft und gute Nerven. Und zu guter Letzt viel Freude beim Kuscheln und Kennenlernen. 🙂

  3. Inga

    Puuuuuuhhhhh….
    Du bist nicht allein! Die gleiche Konstellation haben wir letztes Jahr durchgemacht. Wochenbett mit einem 3,5 jährigen Autonomie im Haus.
    Grenzen testen, Wutausbrüche, Bestimmermodus. Selbst das Anschnallen im Auto wollte er diktieren…und mein Nervenkostüm war quasi durchsichtig, Wut und Aggression die Folge.
    Aber wie so oft scheint das völlig normal zu sein.
    Alles wird gut

  4. Biene

    Bei mir ist es nun fast 7 Jahre her. Mein Wochenbett verbrachte ich im Auto, in der Kinderklinik und am Telefon um die Betreuung meines 2 jährigen zu organisieren, da der Kindergarten uns mal gerade so und ohne Vorwarnung den Ganztagsplatz gekündigt hatte. Die verlängerte Betreuung brauchte ich dringend, damit ich eben auch Zeit mit meiner Tochter verbringen konnte, die auf der 30 km entfernten Frühchenstation lag, denn dorthin konnte ich meinen kleinen Wirbelwind nicht ständig mitnehmen. Zum Glück durfte die kleine Maus schon nach 14 Tagen nach Hause und so konnte ich wenigstens etwas Mama- und Geschwisterkuscheln genießen.
    Alles wird gut!

  5. Micha

    Wie heißt das angeteaste Buch? „Das Gewünschkind“? Find ich nirgends …

  6. Julia

    Oh bei uns ist es gerade das gleiche. Anstrengendes Wochenbett mit 3,5 jähriger im Haus und 2 Wochen jungem Neugeborenen. Ich musste gerade richtig schmunzeln bei deinem Bericht. Unsere großen Kinder könnten sich nicht ähnlicher sein. Es ist beruhigend zu lesen, dass es auch anderen so geht, aber vorallem, dass alles besser wird:-)

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