Ganz normal schwanger (SSW24 & 25)

Ich bin ja so schwanger! In der 24. und 25. Schwangerschaftswoche ist dieser Fakt nicht nur in meinem Kopf angekommen, sondern auch bei allen anderen Menschen. Denn die ersten warmen Tage, an denen ich ohne dicke Jacke das Haus verlasse, fallen mit einem Bauch zusammen, den ich mittlerweile wirklich nicht mehr verstecken kann. Und ich wundere mich ein bisschen, wie viele Leute bisher gar nichts ahnten.

Kunden gratulieren mir jetzt zur Schwangerschaft und erzählen mir lustige Witze über schwangere Frauen. Na, ist ja alles nett gemeint. Und der Imker auf unserem Wochenmarkt schenkt mir bei jedem Einkauf zum Honigglas noch einen Gratis-Ratschlag dazu. Das letzte Mal war es: Viel Fisch essen – das macht angeblich kluge Kinder wegen der guten Fette. Aha. Und gestern hieß es: Ziehen Sie sich mal wärmer an, sonst erkälten Sie sich noch!

Ich nicke also alles freundlich ab und wundere mich auch in dieser Schwangerschaft darüber, wie viele fremde oder fast fremde Menschen sich plötzlich um mein Wohlergehen sorgen. Sonst ist es doch auch allen egal, ob ich krank werde oder nicht! Aber als menschlicher Brutkasten bringe ich schließlich nicht nur mich selbst in Gefahr… Jaja, so ein Frauenleben gewinnt in den Augen der Gesellschaft offenbar deutlich an Wert, sobald es neues Leben erschafft.

Weitere merkwürdige Situationen bleiben mir außerdem nicht erspart: In der Kita fragt mich zum Beispiel ein Vater, ob es denn das zweite Kind wäre. Ich bin kurz verwirrt, schließlich bin ich gerade dabei, dem Hübchen, also meinem Sohn, seine Schuhe anzuziehen. Aber dann wird mir klar: Er denkt wohl, ich wäre gar nicht die richtige Mutter. Ich verbuche es unter „wow, ich hab mich wohl gut gehalten“ und lache in mich hinein. Vor allem weil besagter Vater selbst ein Bubigesicht wie ein Zwanzigjähriger hat (aber vermutlich schon auf die vierzig zugeht, ihr kennt sicher auch solche Typen).

Kompromissbereit zum Zuckertest

Eine weitere Merkwürdigkeit muss ich auf mein eigenes Konto buchen: Ich habe tatsächlich den Zuckertest gemacht. Beim Hübchen wurde der Test noch nicht von den Kassen gezahlt und ich wäre sowieso recht spät dran gewesen, weil ich damals ja zunächst noch in Frankreich studiert habe. Jetzt, wo er Kassenleistung ist, verstehen die Ärzte es aber nicht so recht, wenn Frauen den Test nicht machen wollen. Ich habe mir also gedacht: Nur kein Ärger mit Frau Doktor! Und habe den Test einfach gemacht.

Schließlich war das Hübchen bei Geburt ein 4700-Gramm-Klopps und ich möchte mich beim zweiten Baby nicht verdächtig machen. Bloß keinen Risikoverdacht schüren, denn ich will meine friedliche Hausgeburt nicht riskieren. Nennt mich Meisterin der Kompromisse! Letztlich war das Zuckerwasser ziemlich eklig, aber ich habe die Wartezeit von einer Stunde dafür genutzt, nach naturkosmetischen Lippenstiften zu recherchieren. Nach dem bösen Pieks habe ich mich dann Zuhause mit einem 15-Euro-Lippenstift belohnt. Das hatte ich mir doch echt verdient!

Der Zuckertest scheint dann auch unauffällig gewesen zu sein, sonst hätte sich die Praxis schon längst bei mir gemeldet. Passenderweise hatte ich eine Woche vorher noch mit meiner Hebamme über dieses ganze Risikodenken geredet und wir waren uns einig, dass es eigentlich totaler Quatsch ist, immer alles ausschließen zu wollen – ganz egal wie hoch das statistische Risiko eigentlich ist. Aber manchmal muss man eben Kosten und Nutzen abwägen. Und ich glaube, so war es alles schon ganz richtig.

Ein Baby in Schädellage

Die Hebammenvorsorge fand diesmal bei mir Zuhause statt und wurde von meiner Zweithebamme K. gemacht. Hebamme S. kenne ich ja schon aus der ersten Schwangerschaft und sie war auch bei Hübchens Geburt dabei. Hebamme K. ist für mich nun neu, aber ich mag ihre Art und Herangehensweise genauso gern. Vor allem hat sie riesige Hände, mit denen sie die Kindslage in Perfektion ertasten kann. Zumindest erscheint mir das so – ich denke mir nämlich jedes Mal, wenn ich ratlos auf meinem Bauch herumdrücke: Wie machen diese Frauen das nur?!

Ich war also mal wieder sehr beeindruckt, als Hebamme K. mir durch reines Tasten bestätigen konnte, dass dieses Baby, genau wie das Hübchen damals, schon in schöner Schädellage liegt. Eigentlich ist das ja eine gute Information. Uneigentlich bin ich etwas beunruhigt, weil die frühe tiefe Schädellage vom Hübchen damals für einen verkürzten Gebärmutterhals gesorgt hat. Der arme Zervix konnte dem Druck der wohlgeformten Hübchen-Mirse wohl nicht so gut standhalten.

Im Mutterpass bringt einem ein solcher Zustand übrigens die wenig schmeichelhafte Diagnose „Zervixinsuffizienz“ ein. Mein Körper war also laut Ärzten völlig insuffizient, schwach, falsch, nicht ausreichend. Das fand ich damals schon gemein. Vor allem, weil er ja dann trotzdem prima funktioniert hat, das Hübchen bis zur 41. Woche noch 1A ernährt und dann sogar noch eine wahre Superheldinnen-Geburt hingelegt hat. Ich pfeife also diesmal auf doofe Diagnosen und sowieso mache ich mir jetzt erst mal gar keine Sorgen. Schädellage ist ja an sich super!

Sorgen kann ich im Moment ohnehin nicht gebrauchen, weil sowieso gerade alles ziemlich anstrengend ist. Das Hübchen probt nach wie vor den Aufstand – mittlerweile meldet sogar die Kita ein tagein-tagaus schlecht gelauntes Kind, das Streit provoziert und insgesamt ziemlich unleidlich ist. Wir versuchen irgendwie, diese Phase zu überstehen, aber ich bin manchmal schon am frühen Morgen am Ende mit meinen Nerven.

Auszeiten sind wichtig

Zum Glück haben wir meine Eltern, die uns das wütende Hübchen immer mal abnehmen. Letzte Woche haben der Mann und ich uns dann mal einen freien Freitag in Köln gegönnt und haben das Nützliche mit dem Schönen verbunden. Morgens hatten wir eine private Elterngeldberatung (die übrigens super war! Darüber werde ich demnächst noch bloggen), danach ging es ins Museum (da entstand auch das Bild oben), dann Mittagessen, ein bisschen Läden gucken im Belgischen Viertel – und am Nachmittag fuhren wir super entspannt und zufrieden wieder nach Hause.

Mittlerweile habe ich auch aufgehört, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, weil ich mein Kind gerne nicht den ganzen Tag um mich habe. Wir alle sind deutlich entspannter, wenn wir unsere Zeiten und Orte für uns haben. Deswegen wäre ein Kitaplatz, der etwas länger als bis 14 Uhr ginge, ein wahrer Traum. Leider stehen wir auf der Warteliste ganz unten und haben richtig schlechte Karten für einen Ganztagsplatz.

Jetzt freuen wir uns erst mal auf die Elternzeit, denn damit wird erst mal alles deutlich entspannter werden. Wir haben da nämlich einen ausgefuchsten Plan, der unser ganzes Familienleben bestimmt sehr entlasten wird! Aber dazu dann bald mehr.

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