Das Ringelrötel-Chaos (SSW 23)

In der 23. Schwangerschaftswoche bricht plötzlich unerwartetes Chaos aus: Am Dienstagmorgen habe ich einen Anruf der Kita auf dem Handy. Halb panisch rufe ich schnell zurück: Was hat das Hübchen angestellt? Loch im Kopf? Gebrochenes Bein? Hohes Fieber? „Keine Angst!“, sagt die Erzieherin sofort, „es geht eher um Sie“ und informiert mich im folgenden über einen Fall von Ringelröteln, der in der anderen Kita-Gruppe aufgetreten ist.

Sie wollten mir direkt Bescheid sagen, da ich ja schwanger sei. Mir ist nicht direkt klar, was das bedeutet. Auf Röteln-Immunität wurde ich doch getestet? Das steht zumindest so in meinem Mutterpass. Ich rufe trotzdem sofort meine Frauenärztin an. Nein, Ringelröteln, das sei noch mal was anderes, sagt die nette Dame am Telefon. Sie empfehle mir einen weiteren Bluttest, um zu schauen, ob ich auch dagegen Antikörper besäße. Also Termin zur Blutabnahme am Nachmittag.

Next call: Kinderarztpraxis. Ringelröteln, ja die seien etwas tückisch. Inkubationszeit: 30 Tage. Sobald die Symptome wie Fieber und Ausschlag aufträten, sei die Ansteckungsgefahr vorüber. Na toll. Da kann das Hübchen sich nun also schon 30 Tage lang angesteckt haben.

Harmlos, oder doch gefährlich?

Ich recherchiere im Internet: Ringelröteln, total harmlos! Außer für ungeborene Babys. Wenn die Mutter sich infiziert, geht das Virus in 20% der Fälle auf den Fötus über. Und die Infektion beim Ungeborenen kann ziemlich schief laufen. Ich lese von schweren Anämien, Wasseransammlungen im Gehirn und Todesfällen im Mutterleib.Uff, jetzt bin ich nicht mehr so cool.

Next call: Mama. Hatte ich die Ringelröteln als Kind, Mama, weißt du das noch? Mama erinnert sich nicht. Zumindest ist sie sich am Ende sicher: Entweder ich oder mein Bruder hatten den Virus. Eine 50:50-Chance auf Immunität also, immerhin. Ich bleibe optimistisch und habe die Worte der Kinderärztin im Kopf: Gerade bei älteren Kindern und Erwachsenen bleibt die Erkrankung oft symptomfrei. Der Ausschlag kann auch nur aussehen wie ein leichter Sonnenbrand im Gesicht.

Erstmal Quarantäne fürs Hübchen

Der Mann hat unterdessen das Hübchen vorzeitig aus der Kita abgeholt. Ab in Quarantäne mit dem Kind. Sollte ich keine Antikörper besitzen, will die Kinderärztin noch das Hübchen testen – auf Antikörper oder eine akute Infektion. Was wir im zweiteren Fall täten, will ich mir gar nicht ausmalen!

Ausmalen muss ich in den nächsten Tagen ohnehin schon genug – mit dem Hübchen, das nun den Rest der Woche von mir Zuhause beschäftigt werden will. Denn passenderweise schüttet es die ganze Woche wie aus Kübeln. Und ich merke mal wieder: Ich wäre die weltschlechteste Vollzeit-Mutti. Ohne Kita wäre mein Leben wirklich nicht mehr lebenswert. Und das vom Hübchen wohl auch nicht.

Wir gehen also alle auf dem Zahnfleisch: Das genervt-gelangweilte Hübchen, die Mutter, die weder arbeiten noch ausruhen kann und ein Vater, der mit einem Haufen Arbeit im Homeoffice sitzt und im Halbstundentakt von kleinkindlichen Wutanfällen behindert wird.

Glücklicherweise geht es mir körperlich im Moment ziemlich gut. Die bisher zugelegten 5 Extrakilos fühlen sich zwar an wie 20 und insgesamt merke ich, wie ich immer langsamer und behäbiger werde. Aber abgesehen vom Ziepen im Rücken fühle ich mich ansonsten den Umständen entsprechend wohl.

Erleichterung am Freitag

Wir kriegen die Woche also irgendwie rum und am Freitag erhalte ich die erleichternde Nachricht: Immunität gegen Ringelröteln ist anzunehmen! „Schicken Sie Ihren Sohn ruhig wieder in die Kita“, sagt die Frauenärztin. „Behalten Sie ihn besser noch eine Woche Zuhause, er soll ja nicht krank werden“, sagt die Kinderärztin. Hä? Und was jetzt? Ich frage nach: Selbst wenn das Hübchen sich ansteckt – ich bin doch außer Gefahr, oder? Ja, sagt die Kinderärztin.

Und haltet mich für eine Rabenmutter, aber das Hübchen geht ab Montag wieder in die Kita. Ringelröteln sind eh Roulette: Bei 30 Tagen Inkubationszeit könnte ich ihn gleich fürs nächste halbe Jahr nicht mehr hinschicken, falls immer wieder neue Fälle auftauchen. Zudem ist das Virus auch gar nicht so ansteckend wie andere Kinderkrankheiten. Und eigentlich finde ich Glücksspiele auch ganz gut, seit der Mann seine neue Leidenschaft für Rubbellose entdeckt hat.

Hier geht’s jetzt also ohne große Gefahren weiter. Hoffentlich. Der Rest dieser Schwangerschaft verläuft nun nämlich total langweilig und ruhig. Alles klar? Alles klar!

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2 Kommentare zu „Das Ringelrötel-Chaos (SSW 23)

  1. Ich halte dich für keine Rabenmutter! Mein Sohn ist auch gleich wieder in den KiGa gekommen, nachdem Entwarnung für mich kam.
    Die totale Absicherung existiert eh nicht… 🙂

    Liebe Grüße
    Mother Birth

  2. Toll wie du schreibst und das mit den Ringelröteln wusste ich auch nicht. Aber schön das es euch soweit gut geht. Freu mich schon auf den nächsten Artikel^^

    Mareike

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