6 Fakten über Dreijährige

Ja, nun steht es hier auch schwarz auf weiß: Ich habe seit neuestem ein dreijähriges Kind. In Zahlen: 3. Dass dieses Kind drei Jahre mit mir überlebt hat, in der Zeit sogar laufen, sprechen und jede Menge anderes mehr oder weniger nützliches Zeug gelernt hat, heißt: Ich hab wohl gar nicht mal so viel falsch gemacht. Es ist wohl echt keine Lüge – ins Muttersein wächst man rein! Und ich wachse täglich weiter und manchmal über mich hinaus. Ein kleines bisschen habe ich jedoch die Hoffnung, dass bald alles etwas entspannter wird. Denn so ein großes, dreijähriges Kind ist schon oft ziemlich cool und vor allem erstaunlich selbstständig. Ich nehme euch heute mal mit, in das Leben mit einem Dreijährigen.

1. Die vergangenen drei Jahre stecken ganz schön in den Knochen

Ich will hier nix beschönigen und deswegen lasst euch schon mal gesagt sein: Die Jahre mit Baby und Kleinstkind können wahrlich schlauchen. Im letzten Jahr habe ich darüber geschrieben, was es heißt, Mutter eines Zweijährigen zu sein – und darin befürchtete ich bereits, dass ein sehr, sehr, sehr anstrengendes Jahr auf mich zukommen würde. Ich würde jetzt gerne so was schreiben wie: Ach, so schlimm war’s gar nicht. Aber das wäre glatt gelogen. Denn das vergangene Jahr war manchmal die Hölle! Zweijährige Kinder legen nämlich oftmals so ein grundlegend irrationales Verhalten an den Tag, dass es mir geradezu körperlich weh tat. Vor allem in den Ohren, wegen des lauten Gebrülls. Für tendenziell rationale Menschen wie mich, sind solch irrationale Kleinkinder eine Probe, die einen vermutlich auf viele weitere Lebensherausforderungen vorbereitet – die einen vor allem aber erst mal ziemlich fertig macht. Ich habe geflucht, geheult und manchmal laut geschrien. Ich wollte das Hübchen umtauschen, ich habe an mir gezweifelt und am Ende habe ich den Zustand akzeptiert: So sind sie eben, diese Zweijährigen. Diese Entwicklungsphase war so gar nicht mein Fall, aber nutzte ja nix. Jetzt haben wir dieses anstrengendste aller Jahre geschafft. Und ich bin der festen Überzeugung: Schlimmer kann es niemals werden. Und jetzt schreibt bloß nichts gegenteiliges in die Kommentare!

2. Ab jetzt wird es leichter

Bestimmt trete ich damit jetzt in einige Fettnäpfchen, weil kindliche Entwicklung ja so unterschiedlich sein kann. Aber beim Hübchen habe ich wirklich das Gefühl: Ab jetzt wird es leichter! Der Stress des letzten Jahres ist schon fast vergessen, weil das Hübchen seit kurzem so viel verständnisvoller ist. Das großartigste aller großartigen Dinge an einem dreijährigen Kind ist ja: Es spricht, es versteht und es kann schon erstaunlich komplexe Sachverhalte nachvollziehen. Heißt: Wenn ich heute was vom Hübchen will, dann erkläre ich ihm einfach, warum. Und dann tritt etwas ein, wovon ich bis vor kurzem nicht mal zu träumen gewagt hätte: Das Kind versteht mein Anliegen und kooperiert völlig freiwillig! Klar, manchmal ist so eine Erklär-Aktion ein kleines bisschen zeitraubend. Manchmal muss ich alles fünf mal erklären. Und manchmal kommen zehn Gegenfragen. Aber das ist mir tausendmal lieber als ein riesiger Wutanfall!

3. Plötzlich selbstständig!

Neulich beim Stadtteilfest: Ich stehe an der einen Seite des großen Platzes und quatsche mit Freunden. Der Mann steht an der anderen Seite. Zwischen uns liegen 50 Meter. Ich denke, das Hübchen ist bei ihm. Er denkt, das Hübchen ist bei mir. Während wir uns beide in Sicherheit wiegen, fährt die Bimmelbahn vorbei. Drin sitzen: Hübchens Freund J, dessen Mutter und das Hübchen. Alle winken fröhlich. „Tschüss, Mama!“, ruft das Hübchen. Sie fahren schon mal vor, zur Abschlussparty des Stadtteilfestes. Eine halbe Stunde später kommen wir nach. „Und, hat er nach uns gefragt?“. „Nö“, sagt meine Freundin, „wir haben uns schon mal was zu essen geholt und danach haben die Jungs gespielt“. Ja ja, sie werden so schnell groß.

4. Das Kind hat Humor!

Das vielleicht schönste an einem dreijährigen Kind ist der Humor. Dabei handelt es sich nämlich glücklicherweise (noch) nicht um den allseits gefürchteten Pipi-Kaka-Pups-Humor. Stattdessen legt das Hübchen im Moment einen wunderbar subtilen Humor an den Tag, der den Mann und mich regelmäßig fast zusammenbrechen lässt vor Lachen – und auch vor Gerührtheit. Es ist schwer, an dieser Stelle Beispiele zu nennen, weil die Art von Humor sich extrem an familieninternen Running Gags orientiert. Aber ein Dreijähriger, der mit tiefem Ernst von uns aufgeschnappte Filmzitate hervorbringt, um sich anschließend selbst totzulachen, ist natürlich Mutters persönlicher Traum. Und das alles ganz ohne Glöckchen und Schokolade!

5. Wir können alles juuut zusammen machen!

Das ist ein Zitat aus Janoschs „Guten Tag kleines Schweinchen“ und es sagt auch schon ziemlich genau aus, was das Leben mit einem dreijährigen Kind so wunderbar macht: Mittlerweile können wir so viele Dinge unternehmen, die uns beiden Spaß machen. Stundenlanges Büchervorlesen (bei uns spricht das Schweinchen immer im rheinischen Dialekt), richtig schwere Puzzle puzzlen und seit neuestem sogar Ponyreiten. Mit drei Jahren ist das Kind endlich alt genug, um all die Dinge zu tun, die (auch mir) richtig Spaß machen. Und nach einer gemeinsamen lustigen Unternehmung muss der große Junge nicht mehr ständig beaufsichtigt werden. Das heißt: Ich kann in Ruhe das Abendessen kochen, während das Hübchen in seinem Zimmer mit Lego baut.

6. So groß, und doch so klein

OK, das hier kennt ihr bestimmt auch: Eben noch habt ihr mit dem dreijährigen Kind abstrakte Kunst gemalt, anschließend hat es sich selbst die Zähne geputzt, die Hände und das Gesicht gewaschen, es war noch mal Pipi machen, denn Windeln braucht es schon lange nicht mehr und danach hat es sich fast ohne Hilfe den Schlafanzug angezogen. Und dann liegt es da im Bett, kuschelt sich an euch und sieht plötzlich so klein aus. Weil es das ja trotz aller Selbstständigkeit immer noch ist! Ein kleines, dreijähriges Kind, dass nachts rüber getapst kommt und mit Mama kuscheln will. Und dann habe ich Mühe, das Hübchen wieder einschlafen zu lassen. Weil es so süß ist, wenn es mir im Kauderwelsch von seinen Träumen erzählt. Oder aufrecht im Bett sitzt und irgendwas zu sehen scheint, was wir nicht sehen können. „Mein Baby“, sage ich dann, und komme mir selbst blöd vor. „Ich bin kein Baby mehr!“, sagt das Hübchen und schläft wieder ein. Ist gut, mein großer Junge, schlaf schön. Und bleib ein bisschen länger so, wie du jetzt bist. Das ist ein tolles Alter, das dürfte ruhig ein bisschen länger dauern.

6 Kommentare zu „6 Fakten über Dreijährige

  1. Aus der unendlichen Weisheit der Mutter einer 3,75jährigen: das bleibt jetzt erstmal so und wird immer noch besser.
    Ich finde es immer ganz interessant, wenn gesagt wird, die Anstrengung als Eltern bliebe immer gleich groß, nur die Art der Anstrengung verändert sich mit dem Alter des Kindes. Das mag ja so sein, aber bei mir persönlich ist es so, dass mir die Anstrengungen jetzt sehr viel mehr liegen als die, die ein Baby erfordert. Deshalb erscheint mir die Zeit jetzt viel, viel leichter, auch wenn es objektiv betrachtet vielleicht dieselbe Intensität erfordert. Genau wie du schreibst: erklären tue ich lieber als wickeln.
    Ich war allerfrohesten, als endlich die Wutanfälle nachgelassen haben. Es kann mir niemand erzählen, dass die Pubertät noch schlimmer wird, denn wenigstens kann man sich gegenseitig dann mal total doof finden, ohne dass man das Kind noch körperlich liebevoll versorgen muss.

  2. Doreen

    Ich lese ja vor allem deshalb gerne bei dir mit, weil ich mich oft wieder erkenne 😀 Unser großer Kleiner ist auch vor einer Woche 3 geworden und ja, es ist wirklich schon um Welten entspannter als vor 1 Jahr – dafür haben wir ja wieder ein kleines Baby, was den ganzen Spaß von vorne beginnen lässt hehe
    Muttersein von einem 3 jährigen macht einfach total viel Spaß! Viel Freud euch weiterhin und danke für deine unterhaltsamen Beiträge

  3. belle

    Die Zeit als mein großer 3 Jahre alt war, wird für mich auch unvergesslich bleiben. Er hat so einen warnsinnigen entwicklungssprung gemacht. Als er 3 wurde kam sein kleiner Bruder auf die Welt und mein großer war so aufmerksam uns verständnisvoll und so liebevoll den kleinen gegenüber ich war so stolz. Ich muss dazu sagen, dass es bei uns diese Trotzphasenzeit garnicht gab. Vielleicht kommt das in der Pubertät ja noch nachträglich. Aber 3 ist ein wunderbares Alter.

  4. Mama

    Entschuldigung, aber mir kann niemand erzählen, dass es auch nur einen Pubertierenden mit Vestand gibt!
    Und da ich beides habe, einen fast Dreijährigen und eine 16jährige tut es mir ehrlich leid, euch sagen zu müssen, ihr habt ja keine Ahnung was euch da erwartet!
    Meine Große hat ihre Schule gut gemacht mit Traum-Abschluss, hat eine tolle Ausbildungsstelle, einen Beruf, den sie sehr mag, Freunde bei denen Alkohol, Rauchen, Drogen und Rumvögeln verpöhnt sind, aber der Weg dahin, und der Umgang auch jetzt noch, ist zeitweise die blanke Hölle! Hätte ich das Geld, wäre sie von 13-17 im Internat. Und überraschenderweise, obwohl wir alle unsere Kinder lieben, geht es den anderen Eltern genauso. Viel Spaß! Redet euch ruhig ein, dass daß ein Spaziergang wird!
    Da sich das Hirn mit Pubertätsbeginn neu strukturiert sind die genauso blöd wie Dreijährige. Ich hab den direkten Vergleich, dass stimmt mit Sicherheit. Und wenn der Kleine bockt, dann krieg ich ja trotzdem meinen Willen. Wirft er sich Draußen auf den oden, werf ich ihn über die Schulter, transportier ihn aus der Situation. Lenk ihn um, ab, oder verfracht ihn in den Buggy und steck mir Ohropax rein. Wenn die Große etwas nicht will, wie zum Beispiel für die Schule nehmen, die Finger vom Alk lassen, oder eine nächtliche Party feiern, irgendwo Draußen, mit irgendwem…. Ja, was dann? Da kann man dann vielleicht noch beten, es mit Druck versuchen oder die Polizei suchen lassen. Was ich so alles mitbekommen hab über die Jahre, was andere Eltern durchmachen – und wir haben ein kluges, relativ vernünftiges Exemplar erwischt- dass geht teils auf keine Kuhhaut!

    Das Einzige was man tun kann, ist sich selbst abgrenzen und ihnen den eigenen Weg weisen. Denn sie werden ihn so oder so gehen, mit hören oder indem sie ihre schlimmen Erfahrungen machen. Auf jeden Fall ist so ein putziges Trotzilein ne ganz andere Hausnummer!

    Reden wir in 14 Jahren weiter! Bis dahin: Viel Glück!

    • Hallo und herzlich Willkommen in meinem Blog!

      Ich verstehe nicht so recht, zu wem du in deinem Kommentar auf Konfrontation gehst? Wo fielen denn hier Vergleiche zwischen Trotzphase und Pubertät?

      Ich bin mir sicher, dass wir uns alle darauf einigen können, dass auch diese Phase bestimmt sehr herausfordernd wird. Alles was wir tun können, ist, ein solides Vertrauensverhältnis aufzubauen, dass unseren Kindern auch in fortgeschrittenem Alter genug Halt gibt, während sie nach und nach ihre eigenen Wege finden müssen. Vielleicht schreibe ich in 10 bis 12 Jahren ja immer noch an diesem Blog! Ich bin gespannt, wie es wird und freue mich drauf!

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